Vereinbarkeit

Mach Dein Ding und lebe Deinen Weg der Vereinbarkeit

Manchmal leben wir unser Leben nach Vorstellungen, die uns von außen vorgegeben werden. Wir erfüllen Rollen, Erwartungen, Anforderungen, sammeln Statussymbole und versuchen vorgegebene Ziele zu erreichen. Doch oftmals entspricht das alles gar nicht unserem inneren Kern. Wir werden unzufrieden und fangen an zu leiden. Oder wir brechen

einfach aus. Fangen an, Dinge zu verändern, begeben uns auf eine Reise zu uns selbst und entfalten dabei unsere ganz eigenen Potentiale, um unseren Weg der Vereinbarkeit aus Privat- und Berufsleben zu leben. Und Kathy hat sich genau auf diese auf diese Reise begeben. Vor 10 Monaten ist sie nach Fuerteventura ausgewandert. Sie hat einen sicheren Job, eine tolle Wohnung, Familie, Freunde, Beziehung hinter sich gelassen und lebt nun in ihrer Villa Kunterbunt auf den Kanaren.

Wie es ihr damit geht und was ihr auf ihrer Reise so alles begegnet ist, darüber sprechen wir in einem gemeinsamen Interview.

Kathy, was hat Dich dazu bewegt, nach Fuerteventura zu gehen?

Ich bin schon mit 15 von Zuhause ausgezogen und habe früh angefangen zu arbeiten als Schauspielerin. Parallel dazu, bin ich abends zur Schule gegangen. Danach ging es direkt mit dem BWL-Studium weiter, gefolgt von Jobs in unterschiedlichen Branchen, die mich letztendlich ins Investmentbanking geführt haben

Durch die Schauspielerei war Außendarstellung immer sehr wichtig und von außen betrachtet war mein Leben auch perfekt. Ich hatte ein schickes Leben: eine große Altbauwohnung für mich allein, ein hippes Auto, einen tollen Job. Doch um das alles zu haben und zu behalten, musste ich auch immer arbeiten. Ich konnte da nicht so einfach rausgehen. Vor einem Jahr war dann der Shutdown. Das Gap zwischen meinem Innen und Außen war einfach zu groß geworden. Mir fehlte meine innere Stabilität Und ich wusste, ich muss weg. Mein letzter richtiger Urlaub lag schon eine ganze Weile zurück und auf Empfehlung eines Freundes bin ich dann nach Fuerteventura auf die Finca Vida geflogen. Ganz alleine, nur mit mir. Das war der Auslöser für alles, was danach kam, denn ich war auf mich gestellt und musste mich mal mit mir ganz alleine auseinandersetzen.

Auf der Insel bin ich mit vielen Menschen in Kontakt gekommen und im Gegensatz zu Zuhause haben sie nicht gefragt, was machst Du? Sondern, wer bist Du? Diese Fragen haben einen Prozess in mir angestoßen. Mir wurde bewusst, dass ich nur in meinen Rollen lebe, ohne Bauchgefühl und Intuition zu mir selber. Schon auf dem Rückflug nach Deutschland wusste ich, das ich wieder zurück muss, um zu mir zu finden. Also habe ich meinen Job gekündigt, habe mein bisheriges Leben zurückgelassen und bin wieder nach Fuerteventura geflogen. Ohne Pläne, ohne Ziele.

Wie waren Deine ersten Monate auf Fuerteventura?

Erstmal komisch. Denn von einem Tag auf den anderen hatte ich keine Struktur und keinen Rahmen mehr. Das war ein krasser Gegensatz, denn bis dahin war mein Leben bestimmt von Meetings, Terminen und äußeren Vorgaben. Ich befand mich in einem Mix aus vielen dunklen und hellen Momenten. Gleichzeitig wusste ich, dass ich diese Ruhe brauche, um wieder zu mir zu finden. Denn nur in der Stille, konnte ich hören, was eigentlich in mir drin los ist. Am Anfang bin ich nomadenmäßig von Freunden zu Freunden gezogen bis ich einen eigenen Caravan gefunden habe. Luxus hatte der allerdings überhaupt nicht und das wo ich bis dahin immer eine Robinson Club Urlauberin war.

 

villakunterbunt-deluxe

Dieser Caravan wurde zu meinem neuen Zuhause. Für den Anfang war das auch ideal, allerdings gab es einen riesigen Nachteil: den Wind. Auf Fuerteventura weht immer Wind und das auch sehr stark. Mein neues Heim hat sich daher ständig bewegt. Ich hatte nicht das Gefühl, den Rücken an der Wand zu haben und brauchte unbedingt einen Wohnortswechsel. Ein Haus aus Stein, das sich nicht bewegt. Doch so einfach wie sich das anhört war es nicht. Mein Spanisch ist noch nicht super und die Suche blieb anfangs erfolglos. Und das zu einer Zeit in der ich wusste, dass ich aufgrund eines familiären Ereignisses wieder nach Deutschland zurück musste.

Steinhaus Fuerteventura

Aber ich wollte vorher unbedingt die Gewissheit haben ein neues Zuhause zu haben, in das ich zurückkehren konnte. Durch die Hilfe meiner Freunde hat sich dann nach ein paar Wochen doch eine Lösung ergeben und ich konnte ein kleines Steinhaus anmieten. Meine Freude war riesig, denn ich wusste, nun habe ich ein Haus, eine Basis, die da ist, wenn ich zuück kommen. Und einen Hund, der auf mich wartet.

Hattest Du Angst davor, wieder in Dein altes Leben zurück zu kehren?

Ja schon. Ich war unsicher, wie mein Umfeld in Deutschland regiert. Meine Eltern, meine Freunde. Doch die Reaktionen auf das, was ich getan habe waren durchweg positiv. Keiner hat mich verurteilt. Viele fanden meinen Mut toll und ich freue mich darüber, andere durch meine Geschichte zum Nachdenken anregen zu können. Meine Freunde sagten sogar, die Freude und meine neue Gelassenheit stehen mir. In dieser Zeit habe ich auch meine Wohnung aufgelöst. Ich hatte ja alles einfach zurück gelassen und musste mich nun entscheiden: Was behalte ich? Was kommt weg?

Was waren bislang die größten Veränderungen für Dich?

Momentan lasse ich alles los – jegliche Form der äußeren Kontrolle wie Termine, Medikamente, Hormone, Alkohol.

Das Ergebnis ist unglaublich. Meine Haare sind schöner geworden. Meine Haut ist besser und ich merke wie mein Körper langsam seine ganz eigene Form findet. Formbewusstsein ist für mich sowieso ein sehr zentrales Wort. Denn vor meinem Ausbruch habe ich mich immer so gefühlt als wäre ich außen ein Quadrat und innen ein Kreis. Jetzt bin ich auf der Suche nach meiner eigenen Form und schon gespannt, wie die so aussieht.

Wo geht die Reise hin?

Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Das hier ist für mich gerade eine Lebensphase und ich weiß nicht, wie lange ich bleiben werde. Doch ich weiß, dass es gerade genau das ist, was mein Inneres braucht. Ich gehe jeden Tag einen kleinen Schritt weiter, traue mich ein bisschen mehr und bin gespannt darauf, was passiert.

Erst hatte ich auch überlegt zu reisen, doch dann merkte ich, dass ich erstmal irgendwo ankommen will. Und Fuerteventura ist der ideale Ort für mich. Die Insel hat nichts was ich gut finde. Es ist trocken. Es ist windig. Es ist steinig. Diese Insel gibt Dir nichts, sondern Du musst Dir hier Deine Aufgabe suchen. Du musst etwas finden und erschaffen, womit Du Dich selber verwirklichen kannst.

Ich glaube, genau deswegen bin ich hier gelandet, denn hier muss ich mir alles selber bauen, was ich haben möchte. Ich muss selber etwas anpflanzen, wenn ich es Grün haben möchte. Die Dinge können so langsam wachsen, wie sie wachsen wollen. Das hilft mir und gibt mir auch Zeit zu überlegen, was ich selber eigentlich brauche? Als nächstes möchte ich mir meinen Lebenstraum erfüllen: Mit Hund und Pferd am Strand entlang reiten. Den Hund habe ich schon und nun plane ich, mir ein Shetland Ponyzuzulegen.

 

Bereust Du irgendetwas?

Kathy Ursinus

Nein, ich habe zwar keinen Job und keinen Luxus, aber endlich Hobbies. Ich mache einfach Dinge auf die ich Bock habe. Mehr als zehn Jahre lang habe ich Vollgas gegeben und nun nehme ich mir die Zeit genau das zu tun, was ich möchte und was mir gerade gut tut. Außerdem liebe ich es, dass das Leben hier draußen stattfindet und schätze die Community, die ich gefunden habe. Zwar habe ich viel weniger als früher und lebe von meinen Ersparnissen. Dafür kann ich den Dingen, die ich besitze viel mehr Aufmerksamkeit schenken und bin glücklich damit.

 

Kathy, was sind Deine letzten Worte?

Cape Diem ist nur so cool, wie Du den Tag auch tatsächlich genutzt hast.

 

 

Liebe Kathy, herzlichen Dank, passender hätte unser Interview nicht enden können. Carpe Diem, das ist es, was zählt. Jeden einzelnen Tag zu nutzen. Ihn so leben, wie Du ihn leben möchtest und den eigenen Weg der Vereinbarkeit gehen.

 

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