Work & Family Interview Serie

Eva, wie sieht Dein Alltag aus Familie und Beruf aus?

 

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Der Alltag aus Familie und Beruf beschäftigt viele Eltern. Viele Veränderungen gehen mit ihr einher und immer steht die Frage im Raum, wie sieht das perfekte Modell aus? Aus meiner Sicht gibt es dieses perfekte Modell nicht. Und es gibt auch nicht das ein Modell für alle, sondern nur das eine Modell für jede einzelne Familie. Und genau das gilt es zu finden beziehungsweise immer wieder anzupassen. Denn Vereinbarkeit ist alles andere als statisch. Diese Erfahrung hat auch Eva Faltermeier gemacht. Eine wunderbare Kabarettistin und Gewinnerin des Bayerischen Kabarettpreises 2021. Seit sie Kinder hat, hat sich einiges in ihrem Leben verändert und in der Work & Family Interviewserie erzählt sie, wie ihr Vereinbarkeit aus Familie und Beruf aussieht. Zwei tolle Regeln, die mir persönlich total gut gefallen spoilere ich hier mal. Erstens: Was nicht guttut muss raus. Und zweitens: Wer sich nicht gutfühlt, muss mal raus:

1. Erzähl doch mal, wer und wie viele seid Ihr in Eurer Familie?

 Wir sind eine Katze, zwei Kinder (Mädchen: 7 und Junge: 5) und ich.

2. Wie war Deine berufliche Situation bevor Du Kinder bekommen hast? Was hat sich seitdem verändert?

Bevor ich meine Kinder bekommen habe, war ich in Vollzeit in einer Unternehmenskommunikation beschäftigt. Seitdem hat sich viel verändert. Nach meinem zweiten Kind habe ich erstens begonnen Kabarett zu machen und zweitens habe ich mich schrittweise selbstständig gemacht.

3. Was ist aktuell Deine größte Herausforderung im Alltag aus Familie und Beruf?

Ich bin inzwischen alleinerziehend und als selbstständige Bühnenkünstlerin mitten in einer Pandemie. Irgendwie war alles schon einmal leichter. Mich erdrückt der Gedanke, dass ich derzeit nicht in meinem Beruf arbeiten kann, alle Pläne zum Teufel sind und ich jeden Tag kämpfen muss, dass es bei uns am Monatsende ausgeht.

4. Wo und wie ist der Nachwuchs betreut, wenn Du arbeitest?

Das ist unterschiedlich. Ich arbeite derzeit von zuhause als Journalistin, schreibe ein Buch und Texte fürs Kabarett. Während dieser Arbeit sind die Kinder – je nach Inzidenz bei mir oder in Kiga und Schule. Die Notbetreuung habe ich bei meiner Tochter nicht und bei meinem Sohn nur fünf Mal zirka genutzt.

Wenn ich reise – zu Auftritten, Aufnahmen oder Streaming-Events – dann nehme ich die Kinder entweder mit, oder sie werden von meiner Tante oder meiner Mutter betreut. Alle zwei Wochen und die Hälfte der Ferien sind sie beim Papa. Da kann ich dann sehr gut arbeiten.

5. Wie organisierst Du Deinen Alltag aus Familie und Beruf mit den Kindern? Gibt es eine bestimmte Verteilung an Aufgaben?

Es gibt keine Aufgabenverteilung. Ich mache letztlich alles und nichts. Je nachdem, was gerade wichtig ist, brennt, anfällt.

Bei meinen Kindern appelliere ich etwas für Verständnis, dass ich sehr viel schultern muss. Sie helfen auch mal dazu und wissen immer, wie es mir geht. Ich bin da sehr transparent. Aber klar – meist sind sie einfach Kinder und unbedarft. Das ist ja auch gut so.

6. Hast Du zwischendurch auch ein schlechtes Gewissen, weil entweder der eine oder der andere Lebensbereich hinten anstehen muss? Und wenn ja, wie gehst Du damit um?

Das schlechte Gewissen nagt ständig an mir. Vor allem, weil ich keine Zeit hatte, mich an Selbstständigkeit, Pandemie und Single-Mom-Dasein zu gewöhnen, weil alles gleichzeitig kam.

Ich versuche mir immer zu sagen: Du schaffst nur so und so viel. Sei nicht zu hart zu dir. Manchmal ertappe ich mich sogar dabei, dass ich froh bin, dass soziale Verpflichtungen derzeit etwas wegfallen, weil ich mit der Mehrfachbelastung einfach nur den dringenden Wunsch nach Einsamkeit und Ruhe habe.

Und generell gibt es bei uns zwei Regeln. Erstens: Was nicht guttut muss raus – also reden wir über Probleme und granteln auch mal, wenn es sein muss. Und die zweite Regel: Wer sich nicht gutfühlt, muss mal raus: Wir gehen spazieren, Rollschuhfahren, wandern oder auch nur kurz in den Garten.

7. Wie organisierst Du Dich, wenn unvorhergesehene Ereignisse eintreten (z.B. Kind krank)? Hast Du dafür einen Plan B oder ein Notfallnetzwerk?

Ich habe dafür zwei Tanten und eine Mama, die sich abwechseln. Wenn die keine Zeit haben, dann kann ich immer meine Schwiegermutter und meinen Ex-Mann fragen. Sollte wirklich niemand Zeit haben, dann gibt es immer Angebote von meiner Nachbarin oder von meinen Brüdern und Cousinen. Tagsüber ist es meist eh kein Problem, weil ich ja von zuhause arbeite.

Aber natürlich: Ich muss das alles organisieren und planen. Und die meiste Zeit versuche ich ohne Hilfe auszukommen, dass ich dann auch Unterstützung habe, wenn es wirklich wichtig ist und/oder mal brennt. Und auch, weil ich sehr gerne bei meinen Kindern bin. Selbst wenn ich arbeite. Ich mag es, wenn sie um mich rum sind.

8. Wann bleibt Zeit für Dich und Deine persönlichen Bedürfnisse als Mutter?

Derzeit bleibt hierfür leider keine Zeit. Ich könnte jederzeit mal nach München oder Nürnberg fahren und FreundInnen besuchen, aber leider häuft sich die Arbeit derzeit sekündlich an. Wenn ich mal wieder nur vom Kabarett leben kann, dann wird das hoffentlich besser.

9. Was hast Du so gar nicht erwartet bevor Du Mutter geworden bist?

Wie es ist, wenn man die Gedanken und Taten der Kinder mal nicht nachvollziehen kann. Ich hatte früher die Illusion, dass ich meine Kinder immer und zu jeder Zeit verstehen würde… Ganz nach dem alten Motto: „Ich würde das bei meinen Kinder aaaaalles anders machen.“ Heute muss ich schmunzeln, wenn ich von Menschen ohne Kinder – egal welchen Alters – solche Sätze höre. Das erinnert mich immer zu stark an mich.

Ein früherer Arbeitgeber hat mir außerdem einige Probleme im Bereich Vereinbarkeit gemacht. Auch in anderen Stellen habe ich gehobene Augenbrauen und Skepsis erlebt, wenn ich bspw. mal gefehlt habe, weil meine Kinder krank waren. Auch von Frauen.

Das hatte ich in unserer Zeit nicht mehr so erwartet.

10. Wenn Du einen Wunsch frei hättest, was müsste sich ändern, um den Alltag aus Familie und Beruf noch besser hinzubekommen?

Ich fände es – natürlich wegen meines Berufs – sehr gut, wenn man weiterhin die Möglichkeit hätte, in Deutschland von zuhause zu unterrichten. Mit einem guten Konzept natürlich und nur, wenn man das auch will. So wie in anderen Ländern. Dann könnte ich meine Kinder auch mal mit auf Tour nehmen.

Außerdem hatte ich in einigen meiner früheren Jobs ständig das Problem, dass Homeoffice nicht ging, weil man einfach nicht bereit war, mal neu zu denken. Inzwischen geht in jedem meiner alten Jobs auch Homeoffice. Ich hoffe, dass das so bleibt. Ich arbeite zwar da nicht mehr, aber irgendeine Mama profitiert bestimmt mal davon.

 


Hast Du DEIN passendes Familien- und Arbeitsmodell schon gefunden? Oder möchtest Du Dich berufliche umorientieren weißt aber nicht so richtig, welchen Schritt, Du zuerst gehen sollst? Dann schau doch mal bei meinem Coaching-Angebot vorbei. Gemeinsam finden wir sicher DEINEN Weg.

Photocredit: Linda Kohl

 

 

 

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