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Das letzte Gespräch im Rahmen der Work & Family Interview Serie liegt schon eine ganze Weile zurück. Daher freue ich mich ganz besonders, dass ich mit Kati von heymoms sprechen konnte. Kati ist 3-fache Mutter und führt heute eine Business Beratung für Selbständige. Vor der Familiengründung war sie Marketingleiterin eines Filmverleihs. Wir sprechen darüber wie sich ihr beruflicher und privater Weg seitdem verändert hat und wie sie und ihr Mann mit Arbeitsneid umgehen. Lies rein und lass Dich inspirieren.

1. Erzähl mal, wer und wie viele seid Ihr in Eurer Familie?

Meine Familien besteht aus meinem Mann und mir sowie unseren drei Jungs (7, 10,13 Jahre). Mit unserer Katze Mia leben wir in München. Vor kurzem sind wir umgezogen und ich hätte nie gedacht, was ein bisschen mehr Platz Gutes für das Familienleben ausmacht. Ich liebe guten Kaffee und gute Geschichten, deshalb sind Bücher nicht aus meinem Leben wegzudenken.

2. Was hat sich beruflich in Deinem Leben und dem Deines Partner verändert seit Ihr Kinder habt?

Tatsächlich gab es Veränderungen für uns beide. Mein Mann musste in einer Arbeitswelt, in der Männer damals nicht als Väter erkannt werden wollten, als frischgebackener, oft sehr müder Papa seinen Platz finden. Als Marketingleiterin eines Filmverleihs war ich beruflich immer viel unterwegs,  hatte die Möglichkeit kreative Konzepte umzusetzen und das Zusammentreffen mit  vielen interessanten Menschen im Alltag war sehr spannend für mich. Definitiv mehr als 40 Stunden die Woche, aber sehr erfüllend.

Mit dem ersten Kind sah ich keinen Weg diesem Job und meinem Kind gerecht zu werden. Leider war es nicht möglich die Führungsposition in Teilzeit zu übernehmen oder auch mal Home Office zu machen.

Deshalb habe ich in der Elternzeit begonnen selbstständig zu arbeiten und Marketingprojekte übernommen. Dennoch konnten ich mir Anfangs nicht vorstellen, die sichere Anstellung aufzugeben. Also bin ich in Teilzeit in das Unternehmen zurückgekehrt.
Nach ein paar Monaten haben wir gemeinsam beschlossen, dass für mich ein Schritt in die Selbstständigkeit ein Versuch wert ist, damit es bei uns als Familie runder läuft.
 

 3. Wie sehen Eure Arbeitszeitmodelle aus? Was waren die Gründe aus denen Ihr Euch dafür entschieden habt?

Ich hatte früher nie mit dem Gedanken gespielt mich selbstständig zum machen. Deshalb bin ich auch tatsächlich nach dem dritten Kind noch mal in die Festanstellung zurückgekehrt. Leider war es schwierig die Anwesenheitspflicht vor Ort und Kinder, die doch einiges an Unterstützung und Begleitung in der Schule brauchten, unter einen Hut zu bringen. Tatsächlich fühlte ich mich in der angebotenen Teilzeit-Position auch komplett unterfordert.
Die Selbstständigkeit hat mir seitdem viel Raum für Entwicklung geboten. Ich bin total dankbar heute mit meiner Marketingberatung viele spannende Frauen zu unterstützen und kreativ arbeiten zu können. Mit meiner Selbstständigkeit arbeite ich 20-25/Woche und versuche die meisten familien-management Themen aufzufangen.

Mein Mann arbeitet Vollzeit in Festanstellung. Für ihn hat sich bzgl. seines Arbeitsmodells und seiner Karriere wenig geändert.

 4. Wie organisiert Ihr Euren Alltag als Familie? Gibt es eine bestimmte Verteilung an Aufgaben und Verantwortlichkeiten?

Wir haben eine ziemlich klassische Aufteilung. Ich arbeite Teilzeit und begleite die Kinder durch das Leben, organisiere alle Termine und versuche an alle Familienthemen im Blick zu behalten.

In der Pandemie hat sich noch mal Einiges für uns verändert. Dadurch, dass mein Mann so viel im Home-Office war und Arbeitswege wegfielen, konnte er viel mehr am Familienleben teilnehmen und auch einen größeren Teil der Care-Arbeit und Haushalt übernehmen. Ich hoffe, das bleibt uns. 

5. Gibt es zwischendurch auch mal ein schlechtes Gewissen, weil entweder der Job oder die Familie hinten anstehen muss? Und wenn ja, wie geht Ihr damit um?

Es gibt es, das schlechte Gewissen. Bei uns beiden.
Manchmal hätte mein Mann gerne mehr Zeit am Familienleben teilzunehmen und manchmal würde ich gerne mehr Zeit in ein spannendes Projekt stecken können und habe Arbeitszeitneid. Wir sprechen ganz offen darüber, wie es dem anderen gerade geht und überlegen, ob wir etwas ändern können oder wie wir es angenehmer machen können.

6. Wie seid Ihr organisiert, wenn ein unvorhergesehene Ereignis eintritt, zum Beispiel wenn ein Kind krank wird? Habt Ihr dafür einen Plan B?

Ganz klar bringe ich mit meinem Job die größte Flexibilität mit. Am meisten schwankt das Familienkonstrukt, wenn ich ausfalle. Mein Mann hat dann aber auch den Mut in der Arbeit zu sagen, dass seine Familie ihn jetzt braucht. Tatsächlich spiegelt es sich auch in seinem Führungsstil wieder. Auch seinen Mitarbeitern räumt er Zeit ein, wo sie es brauchen. Im Notfall haben wir auch die Großeltern und Freunde, die wir um Unterstützung bitten können.

7. Hat sich euer Vereinbarbkeitsmodell über die Jahre hinweg verändert oder ist es gleich geblieben?

Unser Modell ist im großen und ganzen gleich geblieben. Allerdings muss es immer wieder angepasst werden. Die Bedürfnisse der Kinder ändern sich ständig. Und unsere Bedürfnisse auch. Im Lockdown musste ich meine Stunden drastisch reduzieren, die Kinder brauchten einfach einen Absprechpartner (und Motivator). Jetzt merke ich, dass gerade die Großen mich weniger brauchen und sich wieder andere Möglichkeiten für mich ergeben.

8. Wann bleibt Zeit für Eure persönlichen Bedürfnisse als Eltern?

Es bleibt nicht viel Zeit für uns als Eltern im Alltag. Aber wir haben gelernt, dass wir uns darauf verlassen müssen, dass jeder sich seine Zeit nimmt, die er gerade braucht. Da ist jeder auch ein Stück selbst verantwortlich. Ob das Sport ist, Zeit mit Freunden oder der Englischkurs am Abend, jeder nimmt sich was er braucht. Natürlich auch ein bisschen im Blick, wie es dem anderen gerade geht.

Zeit zu zweit ist auch wichtig. Das muss allerdings nicht immer das lange Wochenende oder Date am Abend sein. Wir lieben auch die gestohlene Zeit bei einer Tasse Kaffee am Vormittag, wo wir uns dann durchaus auch mal fragen, wo unsere Reise hingehen soll. 

9. Was hast Du so gar nicht erwartet bevor Du Mutter geworden bist?

Ich war beim ersten Kind völlig überfordert, wie wenig selbstbestimmt mein Leben plötzlich war. Meine Bedürfnisse waren nicht mehr wichtig oder erfüllbar.
Es hat einige Monate gebraucht das zu akzeptieren. Heute sehe ich es als eine meiner Stärken. Ich bin so flexibel wie nie zuvor, kann schnell Entscheidungen treffen und Lösungen finden. So fokussiert habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gearbeitet.

10. Was ist Deine wichtigste Erkenntnis in Sachen Vereinbarkeit?

Equal is not fair and fair is not equal. Care-Arbeit hat wenige Wertigkeit in unserer Gesellschaft und ist vor allem unsichtbar. In vielen Gesprächen und intensiver Beschäftigung mit diesem Thema ist mir klar geworden, dass sowohl mein Mann als ich 24 Stunden am Tag zur Verfügung haben. Auch wenn diese Stunden nicht gleichwertig mit monetär entlohnter Arbeit ausgefüllt werden, sind alle Stunden gleich viel wert. Denn wir sind ein Familienkonstrukt, das sich gemeinsam ein Leben mit drei Kindern in München ermöglichen möchte.

Es ist wichtig für uns beide, dass wir unsere Arbeit sichtbar machen und gesehen werden in dem was wir leisten. Das heißt aber nicht, dass man die anfallenden Arbeiten in der Familie gleich aufgeteilt werden können. Wichtig ist, dass sie fair verteilt sind. 

11. Wenn Du einen Wunsch frei hättest, was müsste sich ändern, um das Miteinander aus Familie und Beruf noch besser hinzubekommen?

Tatsächlich hadern wir am meisten mit dem Schulsystem, das sehr viel Unwägbarkeiten und zusätzlichen Druck für Kinder und Eltern mit sich bringt. Ich würde mir wünschen, dass die Schule endlich ein Ort zum Lernen wird und sein Leistungssystem an modernen pädagogischen Erkenntnissen orientiert. Das würde den Kindern zu Gute kommen, den Eltern und dem Arbeiten am Ende aber auch.

Außerdem liebe ich die Idee aus Skandinavien, die beinhaltet, dass wir den 8-Stunden Tag abschaffen und nur noch 6-Stunden arbeiten und täglich Zeit in soziale Projekte investieren. Das würde nicht nur dem Individuum viel geben, sondern auch unserer Gesellschaft.

 


Hast Du DEIN passendes Familien- und Arbeitsmodell schon gefunden? Oder möchtest Du Dich berufliche umorientieren weißt aber nicht so richtig, welchen Schritt, Du zuerst gehen sollst? Dann schau doch mal bei meinem Coaching-Angebot vorbei. Gemeinsam finden wir sicher DEINEN Weg.

 Photocredit: Kati Dörrler

 

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