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Schon immer hat es Nathalie gereizt fremde Kulturen zu entdecken und zu reisen. Auch die Geburt ihres Sohnes hat nichts daran geändert und die beiden haben schon sechs Wochen nach der Entbindung ihre erste gemeinsame Reise gemacht. Vor 6 Monaten hat sich die Weltenbummlerin mit dem Schreiben selbständig gemacht und Deutschland den Rücken gekehrt und ist erstmal nach Asien geflogen. Auf ihrem Instagram Account Mom and a half Man gibt sie Einblicke in ihren Alltag aus reisen und arbeiten. Warum es dazu kam und wie sich ihre Vereinbarkeit aus Familienleben und Beruf aktuell gestaltet, das erzählt sie mir in unserem Interview.

1 . Erzähl doch mal, wer seid ihr und wie viele seid?

Ich bin Nathalie, 32 Jahre alt und lebe mit meinem 5-jährigen Sohn Marvel wo es uns gerade gefällt. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Vor 6 Monaten beschloss ich, Berlin hinter mir zu lassen. Nach 6 Monaten in Asien sind wir nun in Afrika.

2. Wie sah Deine berufliche Situation aus bevor Du Dein Kind bekommen hast und was hat sich seitdem alles verändert? 

Eigentlich hat sich alles geändert. Früher war ich sehr ehrgeizig, auf Ellenbogen-Mentalität. Es war mir wichtig, beruflich erfolgreich zu sein. Nach der Geburt von Marvel haben sich die Prioritäten verschoben. Es ist mir nun wesentlich wichtiger, etwas Sinnvolles zu tun, als etwas, das maximalen Erfolg verspricht. Daher habe ich mich komplett neu ausgerichtet und mich nun mit meiner Herzensangelegenheit, der Schreiberei, selbstständig gemacht. Die beste Entscheidung meines Lebens.

3. Aktuell reist Du mit Deinem Kind um die Welt und arbeitest parallel. Wie ist es zu dieser Art der Vereinbarkeit gekommen?

In erster Linie ist es mir wichtig aufzuzeigen, dass wir ja auch einen Alltag haben. Der sieht vielleicht anders aus, als für viele andere Menschen, aber auch ich habe Fixkosten und wir können ja – leider – nicht von Luft und Liebe leben. Also habe ich mich gefragt, welcher Beruf mir dauerhaft und ortsunabhängig Freude machen könnte. So kam eines zum anderen und ich schreibe nun meine Texte von überall aus. Für meinen Beruf brauche ich nur einen Laptop, eine Internetverbindung und einen freien Kopf. Das ist für mich die maximale Freiheit.

4. Stand für Dich schon immer fest, dass ihr gemeinsam die Welt bereisen möchtest und wann ist diese Entscheidung gefallen?

Ich habe es immer geliebt, fremde Kulturen zu entdecken. Daher stand für mich bereits in der Schwangerschaft fest, dass ich versuchen möchte, ob das auch mit Kind möglich ist. Als Marvel 6 Wochen alt war, sind wir zum ersten Mal nach Schweden gereist. Mit jeder Reise fand ich mehr über unsere Bedürfnisse heraus und so zogen wir weiter und weiter. Unsere Basis war dabei immer Berlin. Nach 20 Ländern und unzähligen Abenteuern, sind wir nun als Nomadenfamilie unterwegs. Mit einem großen und einem kleinen Rucksack. Mehr brauchen wir nicht.

5. Was sind die aktuellen Höhen und vielleicht auch Tiefen in eurem Alltag?

Die Höhen erleben wir jeden Tag auf’s Neue. Es sind bereichernde Begegnungen, Orte, die uns den Atem stocken lassen und ein Alltag, den wir immer wieder neu ausrichten können. Immer so, wie es für uns und den Ort, an dem wir uns befinden, passt.

Doch natürlich gibt es auch Schattenseiten. In Asien haben wir Corona ziemlich zu spüren bekommen. Während einsame Strände auf den Inseln ja ganz wundervoll sind, tut es in den Städten sehr weh zu sehen, wie viele Existenzen durch die Corona-Krise und den damit ausbleibenden Touristen, empfindlich ins Wanken kommen. Umso beeindruckender, wie die thailändischen Menschen mit diesen Problemen umgehen. Sie nutzen die Zeit für Renovierungen und dafür, ihr eigenes Land zu entdecken. Von dieser positiven Lebenseinstellung können sich viele Menschen einiges abgucken.

6. Was liebst Du an Deinem Alltag aus Reisen und Arbeit?

Ich liebe die Freiheit, die unser Leben uns bietet. Ich arbeite dann, wenn es passt. Was aber durch die fehlende Kinderbetreuung auch bedeutet hat, dass es eben nur zwischen 22:00 und 03:00 Uhr passt. Dafür kann ich mein Kind aufwachsen sehen, diese Möglichkeit hätte ich in Deutschland in diesem Maße nicht gehabt. Das Hamsterrad, in dem ich mich befand, ließ sich nur mit aller Kraft anhalten. Ich bin froh, dass ich hier nun das Tempo bestimmen darf.

7. Zu welchen Zeiten arbeitest Du und wie vereinst Du Beruf und Kinderbetreuung? 

In den letzten Wochen habe ich weitgehend ohne Kinderbetreuung gearbeitet. Das war nicht zuletzt der Corona-Krise geschuldet. Die Locals waren dadurch wesentlich zurückhaltender und ich hatte darum nur wenige Stunden in der Woche Entlastung. Das führte dazu, dass ich jede Sekunde der Ruhe genutzt habe, um zu arbeiten. Denn eine Deadline ist eine Deadline. Und es ist nicht zuletzt mein eigener Anspruch, Arbeiten immer vor der Deadline einzureichen.

Das bedeutet im Umkehrschluss aber, wenig Zeit für mich selbst. 

Nun sind wir in Afrika und ich werde mich nun verstärkt um eine Kinderbetreuung kümmern. Denn auch Marvel braucht mehr Einflüsse und Kontakte.

8. Hast Du einen Plan B für den Fall, dass es Dir mal nicht so gut gehen sollte? 

Ich habe alle Vorkehrungen getroffen, die möglich sind. Neben einer guten Auslandskrankenversicherung mit Rücktransport sind auch alle Nachlassthemen geklärt. Ich habe bestimmt, wer sich um Marvel kümmern soll, wenn ich es nicht mehr kann und halte unsere Eintragungen in der Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amtes immer aktuell. Außerdem habe ich in Deutschland ein wundervolles Netzwerk, das mich aus der Ferne unterstützt. Vor Ort checke ich immer ab, wo ich im Notfall Hilfe bekommen kann und knüpfe allgemein sehr schnell Kontakte. Und sogar Social Media hat mir schon in Krisensituation überraschend geholfen.

9. Woher kommt Deine Wanderlust und was fasziniert Dich daran?  

Ich bin neugierig auf das Leben anderer Menschen. Denn es gibt so vieles, das richtig sein kann. Ich kann hineinschnuppern, einiges übernehmen, ausprobieren, was für uns passt. Außerdem ist es mir wichtig, dass Marvel zu einem mitfühlenden, offenen Menschen heranwächst. In meinen Augen gibt es nichts Prägenderes, als unterschiedliche Lebensmodelle kennenzulernen. Denn auch hier, es gibt nicht dieses eine “normal”.

10. Womit hast Du so gar nicht gerechnet als Du Mutter geworden bist? 

Ich war mir während der Schwangerschaft ganz sicher, dass ich mich überhaupt nicht verändern werde. Im nachhinein muss ich darüber schmunzeln, denn tatsächlich hat sich wohl alles verändert. Am meisten ich mich selbst. Denn ich nehme mich nicht mehr so wichtig, stelle mein Glück aber mittlerweile an die erste Stelle. Denn nur so ist auch mein Kind glücklich.

11. Was ist aus Deiner Sicht die größte Herausforderung in Sachen Vereinbarkeit in Deutschland? 

Ich weiß gar nicht, wo ich da anfangen soll. Gerade die Alleinerziehenden haben in Deutschland keine Lobby. Obwohl wir so viele sind, fallen wir bei Entscheidungen ständig hinten runter. Das beginnt bei Steuerangelegenheiten und endet bei Unterstützung im Krankheitsfall. Dabei gibt es Hilfen, sie werden nur nicht kommuniziert. Ich fand es unheimlich schwer, in allem die geforderten 100 Prozent zu geben. Denn kein Mensch hat die Kraft für 300 Prozent Leistung, Tag für Tag. Mich hat diese Überlastung in den Burnout getrieben.

Und aus Deutschland verjagt. Bisher habe ich diesen Schritt nicht bereut.

Aber ich bin mir auch bewusst, dass es nicht für jede*n die Lösung sein kann, das Glück in der Ferne zu suchen. Es müssen konkrete Verbesserungen her. Auf politischer Ebene. Denn jetzt, nicht zuletzt durch die Corona-Krise, wird sichtbar, dass so einiges für Familien nicht richtig läuft in Deutschland. Ich hoffe, dass das nun den Anstoß zur Veränderung gibt. So hätte Corona wenigstens etwas Gutes.

 


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Photocredit: Nathalie

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