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Yvonne ist 3-fache Mutter und gerade dabei Ihre Selbständigkeit zu starten. Kennengelernt haben wir uns über Instagram, wo Sie den Account yvonnekuhlmann_ betreibt und Einblick gibt in Ihren Familienalltag mit 3 Kindern. Wir haben uns darüber ausgetauscht, wie sie dahin gekommen ist, wo sie heute steht, und wie ihre Vereinbarkeit aus Familie und Beruf künftig aussehen soll. Ein spannender Einblick, den sie mir gegeben hat und der sicherlich auch für alle Leser*innen viele inspirierenden Gedankenanstöße beinhaltet. Reinlesen lohnt sich.
1. Yvonne, erzähl doch mal, wer gehört zu alles zu Deiner Familie?
Wir sind zu fünft. Das sind mein Mann Matthias, unsere drei Kinder (eine Tochter mit 6 Jahren, ein Sohn mit 3,5 Jahren, unser Kleinster mit 14 Monaten) und ich.
2. Wie sah Dein Alltag und der Deines Mannes aus bevor Ihr Eure Kinder bekommen habt?
Wir waren beide in der Unternehmensberatung tätig – lange Arbeitstage, viel in der Welt unterwegs. Häufig sahen wir uns nur am Wochenende (trotz gemeinsamer Wohnung). Es fühlte sich sehr frei an und wir liebten beide, was wir taten.
3. Was hat sich seitdem verändert? Wie habt Ihr Euer Familien- und Arbeitsmodell seitdem gestaltet und warum?
Es hat sich so ziemlich alles verändert. Vom Jobwechsel bis zum Umzug von der Stadt raus aufs Land. Als ich schwanger war, war für uns erst einmal die Frage zu klären, wer die Betreuung unserer Tochter übernimmt. Ich konnte mir nicht vorstellen, schnell wieder in meinen Beruf einzusteigen. Daher überließ mir mein Mann diese besondere Aufgabe. Diese Entscheidung mussten wir tatsächlich diskutieren. Das war bei uns nicht von Anfang an klar. Mein Mann nahm 2 Monate Elternzeit. Diese verbachten wir gemeinsam in Südafrika.
Nach 17 Monaten Elternzeit bin ich wieder in Teilzeit in meine Stelle zurück. Das war meine Entscheidung, da ich die Zeit mit meiner Tochter sehr genoss und nicht noch mehr Zeit „abgeben“ konnte. Außerdem standen mein Mann und ich auf unterschiedlichen „Karrierestufen“, weshalb es für mich scheinbar leichter war, in Teilzeit zurückzukehren. Vielleicht ein Trugschluss… Diese Rückkehr ging nur bedingt gut und ließ sich nur schwer vereinbaren. Zum Einen hatte unsere Tochter Schwierigkeiten, sich an den neuen Ablauf zu gewöhnen. Zum Anderen war die berufliche Belastung höher als gedacht. Ich steckte zwischen meinem gewohnt hohen Anspruch und Arbeitspegel und meiner neuen „Identität“ als Mama fest. Ein Zusammenbruch zwang mich dazu, mit meinem Chef zu sprechen und umzuplanen. Danach war es leichter für mich, alles zu vereinbaren.
Dann war unser Zweiter unterwegs. Es war für uns beide klar, dass ich den größeren Teil Elternzeit nehme. Da wir noch ein drittes Kind wollten, entschied ich mich, meine Elternzeit (ursprünglich 2 Jahre geplant) zu verlängern. Mein Mann hatte damals insgesamt 3 Monate Elternzeit. Diese Zeit – nach der Geburt unseres Zweiten – war meine intensivste. So viel kam in mir auf. So sehr suchte ich meinen Platz in dieser Welt. Was möchte ich tun? Warum bin ich hier? Hier entstand auch die Vision zu meiner heutigen Selbstständigkeit als Eltern- und Familienberaterin.
Für meinen Mann war diese Zeit ebenfalls von Veränderung geprägt. Unzufrieden mit der Verteilung von Arbeits- und Familienzeit, suchte er sich eine neue Arbeitsstelle, weg von der Beratung. Nun war seine Arbeitszeit und der -ort verlässlicher und planbarer.
Nach dem dritten Kind war für mich klar, ich „muss“ meine Vision wahr werden lassen und die jetzige Elternzeit nutzen, um mich weiterzubilden. Ich beantragte 2 Jahre Elternzeit. Als unser Baby ca. 4 Monate alt war, begann ich meine Ausbildung zur Eltern- und Familienberaterin, die aktuell noch läuft. Kurzfristig plane ich, an zwei Vormittagen zu arbeiten. Am Wochenende werde ich auch das ein oder andere Mal arbeiten. Dann, wenn mein Mann die Kinder betreuen kann. Wobei ein Tag am Wochenende komplett der Familie gehören wird.
Mein Mann wollte nach der Geburt unserer Kleinsten noch mehr für uns da sein und mehr Zeit mit uns verbringen. Daher hatte er den ersten Lebensmonat unseres Kleinsten zu 100% Elternzeit. Danach arbeitete er 5 Monate in Teilzeit zu 30 Stunden. Er hatte freitags frei. Dass nicht nur Frauen unter dem „Stempel“ Teilzeit „leiden“, durfte nun auch mein Mann erfahren. Seine Entscheidung für die Familie wurde, in seinen Augen, vermutlich als Entscheidung GEGEN das Unternehmen aufgenommen. Dazu kamen strukturelle Veränderungen und letztlich der Jobwechsel. Seit wenigen Wochen hat mein Mann eine neue Arbeitsstelle.
4. Im Alltag aus Familie und Beruf fallen erfahrungsgemäß unendlich viele Aufgaben an, die zu erledigen sind. Wie teilt Ihr Euch als Eltern Verantwortlichkeiten und Aufgaben bzw. den Mental Load auf?
Wir haben uns tatsächlich ganz gut aufgeteilt bzw. sind dafür heute viel offener, als wir es noch vor 6 Jahren waren.
Es ist so, dass ich weniger arbeite und mehr daheim bin. Was für uns nicht heißt, dass ich alles im Haushalt und die komplette Orga übernehme. Wir haben feste Aufgaben. Wenn wir merken, dass wir etwas nicht wie gedacht schaffen, sprechen wir darüber und schauen, wie wir das gemeinsam erledigen können. Es ist ein ständiges Abstimmen – aber im positiven Sinne. Mein Mann sagt immer: „jeder so, wie er es im Moment schaffen kann.“ Denn sind wir mal ehrlich, wir haben alle mal gute oder schlechtere Zeiten. Sich dann auf den anderen verlassen können, ist so viel wert.
5. Wo sind Eure Kinder normalerweise betreut?
Unsere beiden älteren Kinder gehen in den Kindergarten. Der Kleinste ist nun für 2-3 Stunden an zwei Vormittagen bei meinen Eltern. Das gibt mir die Möglichkeit, für meine Selbstständigkeit zu arbeiten. Eine Fremdbetreuung kommt für uns aktuell noch nicht in Frage. Im September beginnt, wenn die Situation stabil bleibt, die Eingewöhnung in der Krippe.
6. Was macht Ihr wenn unvorhergesehene Ereignisse wie Krankheit auftreten. Gibt es dafür einen Plan B?
Momentan bin ich diejenige, die das auffängt. Auch, weil ich in Elternzeit bin und mein Mann eben erst die neue Stelle angetreten ist. Wobei wir viel über die zukünftigen Monate sprechen und es ganz klar ist, dass es nicht möglich sein wird, dass ich meine Termine ständig absagen kann. Auch bedarf der Aufbau der Selbstständigkeit nicht wenig Zeit. Wie wir das konkret lösen, werden wir im Detail besprechen, wenn es bei mir richtig losgeht. Meine Beratungen kann ich auch online durchführen. Damit bin ich flexibler. Doch es ist ganz klar, dass wir hier einen guten Mittelweg finden werden.
7. Nehmt Ihr Euch in Eurem Alltag Zeit für Eure persönlichen Bedürfnisse als Einzelperson und Paar? Und wenn ja, wie räumt Ihr Euch die ein?
Ja, das machen wir. Wir sprechen uns ab, meist zu Beginn der Woche: wer hat wann was vor. Wer braucht gerade was und wie können wir uns dafür den Rücken freihalten. Unsere Paarzeit ist uns sehr wichtig. Das bedeutet dann: Fernseher aus, Handy weg und nur wir zwei. Das ist unser Austausch, der so so wichtig ist. Wir hören zu, sind da und hoffen auf ruhige Kinder. Tatsächlich planen wir das auch immer mal wieder bewusst ein. Ich freue mich schon drauf, wenn wir bald mal wieder ein richtiges Date außerhalb unserer 4-Wände haben werden. Bei einem guten Babysitter fühlt sich das sehr frei an. Das tut gut.
Sicherlich wäre es manchmal gut, noch mehr Zeit zu haben. Für uns als Paar oder aber auch alleine. Doch unsere Kinder sind noch klein. Ich merke jetzt schon deutlich, wie es leichter wird, wenn die Kinder größer werden.
8. Womit hast Du so gar nicht gerechnet bevor Du Mutter geworden bist?
Ich habe überhaupt nicht „mit mir“ gerechnet. Ich hatte so überhaupt keine Vorstellung davon, bzw. eine ganz andere Vorstellung, wie ich als Mutter sein werde. So unsicher und überfordert. Ich wurde und werde immer wieder mit eigenen Erfahrungen konfrontiert, die manchmal recht schmerzlich sind. An denen ich aber auch so sehr gewachsen bin.
Dass ich bei meinem Mama-Sein vor allem mich selbst kennenlernen würde, war mir nicht klar.
Beruflich war es mir nicht klar, wie produktiv ich eigentlich sein kann. In Teilzeit war ich noch strukturierter und habe in weniger Zeit noch mehr geschafft. Eigentlich Wahnsinn…
9. Was sind für Dich in der Arbeitswelt die größten Herausforderungen, um Familie und Beruf zu vereinbaren?
Meine berufliche Situation verändert sich gerade, da ich mir meine Selbstständigkeit aufbaue. Aktuell habe ich einfach zu wenig Zeit für all die spannenden Aufgaben und die tausend Ideen in meinem Kopf. Hier bin ich viel mehr gefordert, klar zu priorisieren, schnelle Entscheidungen zu treffen und vor allem „einfach zu machen“.
In meiner festen Stelle empfand ich den Druck als große Herausforderunge. Also der Druck, in Teilzeit fast so viel abzuarbeiten wie zuvor in Vollzeit, nur eben in weniger Zeit. Zudem kommt die Flexibilität, die man als Elternteil mitbringen muss. Flexibilität, die das Arbeitsleben aber nicht immer zulässt.
10. Wenn Du einen Wunsch frei hättest, was müsste sich in Gesellschaft und Wirtschaft noch verändern, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einfacher hinzubekommen?
Für mich ist es die Gleichbehandlung von Voll- und Teilzeitarbeitenden. Damit meine ich, dass Mütter oder Väter, die bspw in Teilzeit arbeiten, dieselben Chancen auf Karriere haben, wie Frauen/Männer, die Vollzeit arbeiten.
Dazu benötigen wir vor allem andere Modelle. Mehr Teilzeit, Job-Sharing und vielleicht so etwas wie eine Familien-Arbeitszeit. Ich (für mich) wünsche mir keine längeren Öffnungszeiten der Kitas. Eine Möglichkeit für beide Elternteile Betreuungszeit zu übernehmen und gleichzeitig keine Nachteile im Berufsleben zu haben. Das wäre für mich optimal.
Eine Entscheidung für Familie sollte niemals gleichzeitig eine Entscheidung gegen Karriere oder Beruf sein. Dafür haben wir viel zu schlaue Frauen und Männer, deren Potenziale wir nicht ungenutzt lassen sollten, nur weil sie ihre Prioritäten anders verteilen, anstatt sie auf eine Sache zu fokussieren.
Hast Du DEIN passendes Familien- und Arbeitsmodell schon gefunden? Oder möchtest Du Dich berufliche umorientieren weißt aber nicht so richtig, welchen Schritt, Du zuerst gehen sollst? Dann schau doch mal bei meinem Coaching-Angebot vorbei. Gemeinsam finden wir sicher DEINEN Weg.
Photocredit: Yvonne Kuhlmann