Vereinbarkeit – ein Wort, dass viel beschrieben ist. Doch was bedeutet es eigentlich?

In einem Online-Wörterbuch habe ich diese Definition zu gefunden: „Die Möglichkeit, Etwas mit etwas anderem in Übereinstimmung zu bringen.“ Und das bringt es generisch betrachtet gut auf den Punkt.

Vereinbarkeit hat viele Gesichter

Ich persönlich denke bei Vereinbarkeit als Erstes daran, dass berufstätige Eltern Familie und Beruf miteinander in Einklang bringen möchten. Doch darüber hinaus gibt es noch viele weitere Interpretationen. Vereinbarkeit bedeutet auch, dass pflegende Angehörige arbeiten und sich parallel dazu um ihre zu pflegenden Angehörigen kümmern möchten. Dass Mitarbeitende sich beruflich verwirklichen und einem zeitintensiven Hobby nachgehen möchten. Oder dass Arbeitnehmer*innen ihrer Erwerbstätigkeit nachgehen und ergänzend Erfüllung in einer ehrenamtlichen Tätigkeit finden wollen. All diese Facetten können unter Vereinbarkeit subsumiert werden.

Der Wunsch nach Veränderung wächst

Bislang war es aufgrund einer stark gelebten Präsenskultur und unflexibler Arbeitszeitmodelle teilweise nur schwer möglich, diese vielen unterschiedlichen Wünsche nach Vereinbarkeit zu realisieren. Doch pandemiebedingt haben sich die Arbeitsmöglichkeiten in den letzten 12 Monaten stark verändert und es wurde in diesem „live Experiment“ deutlich, dass auch virtuelle Zusammenarbeit erfolgreich funktionieren kann. Diese Erkenntnis öffnet neue Möglichkeiten und der Wunsch auf Seiten der Arbeitnehmer*innen hinsichtlich der neu gewonnenen Flexibilität wächst.

Unternehmen sind nun darin gefragt Wunsch und Wirklich der Arbeitswelt von morgen zu gestalten. Denn die Arbeitswelt von morgen wird sicherlich anders aussehen als die, die wir bislang kennen. Schon jetzt ist erkennbar, dass ein Wandel angestoßen wurde. Weg von der Präsenzkultur, hin zu Ergebniskultur.

Zweifelsohne bringt Remote Working viele Vorteile mit sich. Gleichzeitig gibt es auch herausfordernde Aspekte. Die soziale Isolation ist ein Aspekt, der vielen Arbeitnehmenden zu schaffen macht, weil sie den realen zwischenmenschlichen Austausch vermissen. Auch das „Work Life Blendings“ wird zunehmend zu einer Herausforderung. Denn dieses führt nachweislich zu einer Ausweitung der Arbeitszeiten und zu einer fehlenden Abgrenzung von Berufs- und Privatleben. Ein Teil der Arbeitnehmer*innen stört sich nicht an dieser fehlenden Abgrenzung aus Privat- und Berufsleben. Sie wird sogar als positiv erachtet. Doch es gibt auch Mitarbeitende, die das eher als belastend empfinden.

Im Rahmen meiner Workshops zum Thema „Mental Health“ erhalte ich zunehmend die Rückmeldung, dass dieses Verschmelzen aus Arbeitszeit und Freizeit auch herausfordernd sein kann. In der Folge kann sie sogar zu Stresssymptomen, Schlafstörungen und Erschöpfungszuständen führen. Daher braucht es sowohl auf Seiten der Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmer*innen Maßnahmen im Hinblick auf Erwartungshaltungen, Selbstorganisation, Eigenverantwortung, virtueller Führung usw., um die Rahmenbedingungen entsprechend anzupassen und mentale wie physische Überlastung vorzubeugen.

Die Arbeitswelt von morgen wird anders sein als die von gestern

Viele Arbeitnehmer*inne möchten die Flexibilität hinsichtlich Arbeitszeit und -ort nicht mehr missen. Anderen Arbeitnehmenden hingehen ist der soziale Kontakt zu den Kolleg*innen wichtig, ebenso wie die „Work Life Separation“ – also die klare Trennung zwischen Arbeits- und Freizeit.

Daher glaube ich persönlich, dass es künftig verschiedene Formen des hybriden Arbeitens geben wird. Es wird eine Mischung aus Homeoffice und Arbeit im Büro geben. Zumindest ist das häufig die Rückmeldung, die ich im Rahmen meiner Workshops zu diesem Thema bekomme. Und auch eine Umfrage der BCG unter 9.000 Angestellten aus 20 Branchen und Berufsgruppen unterstreicht diese Wahrnehmung, denn „die meisten sind für einen Mix aus beidem. Die Favoriten: zwei oder drei Tage Homeoffice. Die übrige Zeit im Büro vor Ort.“

Es braucht künftig neue Ansätze für Arbeitsorganisation, Arbeitszeitmodelle (mobiles Arbeiten, Teilzeit, Gleitzeit, Jobsharing usw.) und Raumkonzepte (weg vom festen Arbeitsplatz hin zum „Shared Desk“), um „Future Work“ und die neue Vereinbarkeit zu gestalten. Ich freue mich, Teil dieser Veränderung zu sein und bin gespannt, wie die Arbeitswelt und Vereinbarkeit von morgen aussehen wird.

Im Unternehmenskontext biete ich dazu einen Impulsvortrag zum Thema „Neue Chancen für eine familien- und lebensphasenfreundliche Unternehmenspolitik“ an. Bei Interesse freue ich mich über eine Nachricht.

Fotocredit: Unsplash I bagmagal

 

 

 

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