Selbstfürsorge

Selbstfürsorge – eher nice to have oder mehr must have?

Geben, geben, geben. Wir geben jeden Tag. Den Kindern, dem Partner, den Freunden, der Familie und den Kollegen. Aber was ist mit uns selbst? Was geben wir uns? Und ist es egoistisch, auch die eigene Selbstfürsorge zur Priorität zu machen?

Früher dachte ich, Selbstfürsorge bedeutet, dass ich damit weniger Zeit für meine Familie und meine Arbeit habe. Diese Perspektive macht allerdings nur dann Sinns, wenn die Zeit, die mit der Familie und bei der Arbeit verbracht wird, lediglich nach der als Anzahl der verbrachten Minuten oder Stunden bewertet wird und weniger nach der Qualität dieser verbrachten Zeit.

Doch wir alle wissen, dass es qualitativ „gute“ und „schlechte“ Zeit gibt, die wir miteinander verbringen können. Und dass es einen Zusammenhang gibt, zwischen der eigenen Selbstfürsorge und unserem Verhalten gegenüber unserer Familie oder bei der Arbeit.

Ich weiß aus eigenem Erleben, dass ich, wenn ich verärgert, zerstreut oder überfordert bin, weit von meinem „idealen Selbst“ entfernt bin. Vernachlässige ich mein persönliches Wohlbefinden für längere Zeit wirkt sich das auch auf mein Umfeld aus.

Selbstfürsorge ist kein Nice-to-have

Als berufstätige Eltern denken wir häufig, dass Selbstfürsorge lediglich ein nice-to-have ist, dass wir uns ermöglichen, wenn mal Zeit dafür da ist. Gleichzeitig denken wir auch, dass wir nur dann für unsere eigenen Bedürfnisse sorgen können, wenn wir eine schöne Zeit mit der Familie verbracht haben, die Arbeit unter Kontrolle ist und das Haus blitz und blinkt. Und die Realität zeigt, dass am Ende des Tages nie Zeit für einen selbst übrig bleibt, denn die Dinge, die Aufmerksamkeit erfordern, nehmen kein Ende.

Zudem erwarten wir auch oft von anderen, dass sie die Verantwortung für unsere Selbstfürsorge übernehmen – der Partner, die Führungskraft, die Freunde, manchmal sogar unsere Kinder. Wir fragen uns, warum die anderen denn eigentlich nicht sehen, wieviel wir tun, wie überlastet wir sind und wie sehr wir uns nach einem Urlaub auf einer einsamen Insel sehnen? Wir fragen uns, warum die Menschen im Außen sich nicht um uns kümmern und unsere Bedürfnisse erfüllen? Doch auch wenn diese Antwort jetzt wahrscheinlich niemand lesen will, lautet sie, dass nur wir selbst das tun können. Denn wie sagte Marshall B. Rosenberg so treffend: „Wenn wir unsere Bedürfnisse nicht ernst nehmen, dann tun es andere auch nicht.“

Aus einem leeren Glas kannst Du nicht trinken

Um im Arbeits- und Familienalltag das Bestes zu geben, müssen wir erst auf das eigene Ich achten. Es liegt an uns Dinge zu tun, die uns nähren, uns erfüllen und unsere eigenen Reserven wieder aufladen, wie bei einer Batterie. Daher versuche täglich realisierbare Zeiträume für Dich zu definieren und Dir diese auch zu nehmen, in denen Du etwas tust, das Dir gut tut.
Eine Freundin von mir hat Ihren Kindern über einen längeren Zeitraum beigebracht, dass mittags zwischen 13 und 14 Uhr Mittagspause ist. In dieser Zeit hält Sie sich im Schlafzimmer auf, macht Yoga, liest, hört Podcast oder macht einen Power Nap – je nachdem, was Ihr gut tut am jeweiligen Tag. In dieser Zeit ist auch das Smartphone nicht mit im Schlafzimmer, um etwaige Ablenkungen zu vermeiden und sich ganz darauf zu fokussieren qualitativ hochwertige Zeit mit sich selbst zu verbringen.
Denn wir ganz pro aktiv Einfluss darauf nehmen „Zeifresser“ aus unserem Alltag zu verbannen. Dazu eine kleine Aufgabe, die Du direkt umsetzen kannst. Identifiziere einen „Zeitfresser“ in Deinem Alltag und tausche ihn gegen „Zeit für mich“ aus.

Ideen für den Einstieg in Deine Selbstfürsorge

Hier sind einige weitere Ideen, wie Du Dich in Selbstfürsorge üben kannst: Selbstfürsorge bedeutet, mehr von dem zu tun, was Dir Energie gibt und Dir Freude bereitet. Selbstfürsorge bedeutet,

  • Dich selbst mit der gleichen liebevollen Güte zu behandeln, wie Du auch Deine Kind, Deinen Partner oder einen guten Freund behandeln würdest, auch dann wenn Du einen Fehler gemacht hast oder Du nicht Deinem idealen Selbst entsprochen hast.
  • dass Du sich alleine an einen ruhigen Ort begibst und ein Magazin liest oder Tagebuch schreibst.
  • die beste Freundin ohne die Kinder zu besuchen und jegliche Schuldgefühle loszulassen.
  • auch mal tagsüber einen Film anzusehen, weil Du müde bist, während die Kinder auf ihrem iPad spielen.
  • hinzunehmen, dass das Zuhause chaotisch aussieht und trotzdem ein Bad zu nehmen und entspannende Musik zu hören
  • einen fesselnder Roman zu lesen
  • zu Deinem Lieblingslied zu tanzen
  • eine erholsame Yoga Stunde zu besuchen oder zu meditieren
  • eine ausgedehnten Spaziergang in der Natur zu machen
  • zu lernen, was Du für Dein Glück brauchst, und diese Bedürfnisse so weit wie möglich zu priorisieren
  • auch mal „Nein“ zu sagen
  • Deine Erwartungen und Standards herunterzuschrauben, zu delegieren, das Tempo zu verlangsamen, damit Du mehr Platz zum leben hast und weniger das Gefühl nur rennen zu müssen  
  • Dich um Deine Gesundheit und Dein Wohlbefinden zu kümmern.

Solltest Du Dich schuldig fühlen oder Dir selbst nicht erlauben, Dich in Deinem Leben zur Priorität zu machen, dann denke daran: Du tust das nicht nur für Dich selbst, weil Du es verdient hast, glücklich zu sein. Und Du tust es auch für Deine Familie und Dein Umfeld. Denn alle werden davon profitieren, wenn es Dir gut geht udn Dein „Glas gefüllt ist“.

Fange klein an. Schritt für Schritt. Plane Dir fünf Minuten hier und zehn Minuten dort ein und schaffen Dir im Laufe Deines Tages, Deiner Woche und Deines Monats immer wieder Inseln der Auszeit. Und wenn Du auf diesem Weg Begleitung brauchst, dann denke schaue Dir meinen begleitenden Online Kurs „Selfcare First“ an, der im Frühjahr 2024 startet. Und falls Dir das zu lange dauert und Du am liebsten jetzt schon loslegen und mehr für Deine Selbstfürsorge im Alltag tun willst, dann nutze dafür meine kostenlose Selfcare-Liste und lass Dich inspirieren. 

 

Fotocredit: unsplash I David Lezcano 

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