Hattest Du schon mal das Gefühl, niemandem im Alltag gerecht zu werden? Im Job ein schlechtes Gewissen zu haben, nicht bei den Kindern zu sein. Und bei den Kindern ein schlechtes Gewissen zu haben, weil berufliche Aufgaben noch nicht vollständig erledigt sind. Dieses Gefühl wird auch Mom-Guilt genannt und kann die Aufgabe der Mutterschaft noch schwieriger machen.
Was ist unter Mom-Guilt zu verstehen?
Es ist das schlechte Gewissen, das häufig Frauen gegenüber ihren Kindern empfinden. Frischgebackene Mütter sind anfällig für solche Mutterschuldgefühle. Sie machen sich ständig Sorgen, Fehler zu machen und versuchen, alles richtig zu machen. Auch arbeitende Mütter tragen Schuldgefühle mit sich herum. Berufstätige Frauen fühlen sich oft hin- und hergerissen zwischen ihrem Wunsch, weiterzuarbeiten, und gemischten Gefühlen darüber, ihr Kind in andere Hände zu geben. Die Schuldgefühle, die Mütter oft haben, entspringen dabei häufig dem unrealistischen Ideal eine perfekte Mutter sein zu wollen.
Solche Gefühle sind nachvollziehbar, gleichzeitig ist es wichtig zu lernen, damit umzugehen, damit sich nicht der Gedanke festsetzt, keine gute Mutter zu sein. Denn dieser kann häufig sehr schuld- und schambehaftet sein, was sich wiederum auf die mentale Stärke auswirken kann. Was ist mit Vätern? Väter sind ebenfalls nicht immun gegen Schuldgefühle. Denn auch sie wollen das Beste für ihre Kinder. Da immer mehr junge Väter eine aktivere Rolle im Familienalltag übernehmen wollen, nimmt auch das schlechte Gewissen zu. Auch Väter haben das Gefühl zwischen der Ernährerrolle und der Zeit, die sie mit ihnen verbringen, hin- und hergerissen zu sein.
Was verursacht Mom-Guilt bei Müttern?
Es gibt viele Situationen, die dazu führen können, dass Mütter sich schuldig fühlen.
1. Stillen: Stillen ist eines der ersten Dilemmata, das bei frischgebackenen Müttern Schuldgefühle auslösen kann. Während einige es als ein Kinderspiel empfinden, empfinden andere es als eine größere Herausforderung. Es könnte sein, dass sie nicht genug Milch haben. Es ist nichts Falsches daran, dem Baby Milchnahrung zu geben, doch viele frischgebackene Mütter kämpfen mit Schuldgefühlen wegen alter Tabus. Wenn das bei Dir der Fall ist, höre auf, Dich mit anderen zu vergleichen und fokussiere Dich auf Dich und Dein Kind. Folge deiner Intuition, um die beste Lösung für Dich und Dein Baby zu finden.
2. Sollte eine Mutter überhaupt arbeiten und wenn ja, wieviel? Die Schuldgefühle berufstätiger Mütter sind eine weitere häufige Ausprägung des Mom-Guilt. Vor allem in Ländern mit kurzen Mutterschaftsurlauben. Gleichzeitig sind die Schuldgefühle einer Mutter, die zu Hause bleibt ebenso real. Möglicherweise befürchten sie, dass sie kein gutes Beispiel geben, wenn sie nicht zur Arbeit gehen.
3. Das Gefühl unterfordert zu sein: Auch wenn Du gerne Mutter sind, kann Dir die Kinderbetreuung zuweilen langweilig vorkommen und Du hast Gefühl unterfordert zu sein – und das ist in Ordnung. Es ist normal, dass man sich eher nach Gesprächen mit Erwachsenen als nach der zigsten Folge Bobo Siebenschläfer sehnt. Es ist auch normal, dass Du die Dinge vermisst, die Du in Deinem Leben vor den Kindern getan hast.
4. Um Hilfe bitten: Man sagt, es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen. Hab also kein schlechtes Gewissen, wenn Du es nicht alleine schaffst In unserem heutigen Alltag ziehen die meisten von uns ihre Kinder ohne die Unterstützung eines erweiterten Familienkreises groß. Doch das Vorhaben alles alleine zu erledigen, kann ggf. zu einem Burnout führen und es ist keine Schande, sich Unterstützung im Vereinbarkeitsalltag Unterstützung zu holen, wenn es notwendig ist.
5. Der Druck nicht genug Zeit mit seinem Kind zu verbringen. Ja, es ist wichtig, Zeit mit den Kindern zu verbringen. Das heißt jedoch nicht, dass Du 24/7 mit ihnen verbringen musst. Denke daran, dass es auch wichtig ist, die eigenen Energiereserven immer wieder mal aufzuladen, davon profitiert auch Dein Kind, weil die Zeit, die Du mit ihm verbringst eine höhere Qualität hat. Wenn Du also das Bedürfnis hast, dass Dir ein Spa-Tag gut tut, um Dich zu entspannen und etwas Zeit für Dich zu haben, haben kein schlechtes Gewissen, wenn Du Dir dafür einen Babysitter nimmst.
6. Familienmitglieder: Unaufgeforderte Meinungen und Ratschläge von Familienmitgliedern können Schuldgefühle auslösen. Mache Dir in diesen Momenten bewusst: Nur weil andere ihre Kinder auf eine bestimmte Art und Weise erzogen haben, heißt das nicht, dass Du das genauso machen musst. Dein Kind ist einzigartig, genau wie Du und Dein Erziehungsstil.
Wie kann sich Mom-Guilt bei Müttern äußern?
Es gibt Anzeichen, die darauf hindeuten, dass sich Dein schlechtes Gewissen negativ auswirkt.
1. Geringes Selbstwertgefühl: Schuldgefühle können dazu führen, dass du denkst, dass du eine schlechte Mutter bist, was sich negativ auf dein Selbstwertgefühl und deine Selbstakzeptanz auswirkt. In der Folge kann das sogar zu Depressionen oder Angstzuständen führen.
2. Ungesunde Bewältigungsstrategien: Wir nutzen negative Bewältigungsstrategien, um schwierige Gefühle zu vermeiden. Wenn Dir auffällt, dass Du übermäßig viel isst, shoppst oder Alkohol trinkst, kann das möglicherweise, darauf hindeuten, dass Du damit Deine Schuldgefühle unterdrücken möchtest.
3. Der Versuch, alles schaffen zu wollen: Manche Mütter versuchen auch ihr schlechtes Gewissen zu überwinden, indem sie einfach „alles tun“. Sie kochen, putzen, halten sich fit und kümmern sich außerdem um ihr Kind. Auf lange Sicht können diesen Erwartungen allerdings nicht erfüllt werden, da es wahnsinnig erschöpfend und anstrengend ist und langfristig sogar zu einem Burnout führen kann.
6 Möglichkeiten, den Mom-Guilt zu überwinden
Wenn Du das nächste Mal Mutterschuldgefühle verspürst, probiere doch mal eine der folgenden Strategien aus.
1. Atmen: Schuldgefühle bei Müttern entstehen oft aufgrund automatischer Gedanken. Wenn Du rasende Gedanken und Schuldgefühle spürst, halten inne und atme ein paar Mal tief und achtsam durch.
2. Werde Dir Deines schlechte Gewissens bewusst: Fange an ein Tagebuch zu führen und notiere Dir die Dinge, die bei Dir Schuld- oder Schamgefühle hervorrufen. Wenn Du Dir dieser Bereiche bewusst wirst, kannst Du anfangen aktiv dagegen anzugehen und Gedanken- und Verhaltensmuster aufzulösen. Stelle diese negativen Überzeugungen in Frage, indem Du Dich fragen, ob es 100%tige Beweise gibt, die diese stützen. Hinterfragen wir das, stellen wir häufig fest, dass es diese nicht gibt. Fange dann an, Deine Überzeugungen in positive Aussagen umzuwandeln.
3. Zeige mehr Selbstmitgefühl: Eines der besten Gegenmittel gegen Scham sind Empathie und Mitgefühl. Anderen gegenüber mitfühlend zu sein fällt uns sehr leicht. Doch uns selbst gegenüber sind wir meist die härtesten Kritiker. Daher erlaube Dir Selbstempathie, sie auch das Positive und behandele Dich ebenso, wie Du eine liebe Freundin behandeln würdest.
4. Priorisiere Deine Selbstfürsorge: Für sich selbst zu helfen, ist nicht egoistisch, sondern gesunder Menschenverstand. Wenn Du eine regelmäßige Routine zur Selbstfürsorge etablierst, wirst Du auch Deinen Kindern gegenüber präsenter und geduldiger werden, was zu wiederum Schuldgefühle kleiner werden lässt.
5. Umgib Dich mit unterstützenden Menschen: Alle Mütter fühlen sich manchmal beurteilt, was zu Angst, Schuldgefühlen und Scham führt. Wenn die Menschen Deinem Umfeld übermäßig kritisch oder wertend sind, versuchen den Kontakt zu ihnen auf ein Minimum zu beschränken. Vernetzen Dich stattdessen mit anderen, die Deine Entscheidungen unterstützen und bestätigen.
6. Suchen Dir professionelle Hilfe: Sollte es Dir schwer fallen, alleine zurechtzukommen, kannst Du die Zusammenarbeit mit einem Coach oder Therapeuten in Betracht ziehen. Denn Mutter zu sein ist einer der lohnendsten und gleichzeitig anspruchsvollsten Jobs der Welt, daher sollte er nicht von Mom-Guilt bestimmt sein.
Fotocredit: Kinga Howard I unsplash