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Unser bedürfnisorientiertes Familienleben mit der 3-2-1-Regel

Von Bedürfnisorientierung ist in den letzten Jahren immer häufiger zu lesen. Doch was steht eigentlich hinter dem Begriff der „Bedürfnisorientierung“ und wie gestaltet sich ein bedürfnisorientiertes Familienleben? In einem bedürfnisorientierten Familienleben steht die liebevolle und sichere Bindung des Kindes zu mindestens einer Bezugsperson im Vordergrund. Bei Babys zählt dazu, dass die Grundbedürfnisse wie Hunger und der Wunsch nach Nähe unmittelbar nach Bedarf gestillt werden. Mit zunehmendem Alter des Kinder geht es dann darum, dessen Bedürfnisse zu bedienen und ernst zu nehmen, selbst wenn sie für uns Erwachsenen in der jeweiligen Situation vielleicht auch mal nicht nachvollziehbar sein sollten.

Dadurch eilt diesem Ansatz oftmals ein negativer Ruf voraus. Denn Kritiker sehen die Gefahr darin, dass Kinder verwöhnt werden und in der Konsequenz ihren Eltern auf der Nase herum tanzen.

Bedürfnisorientierung heißt nicht, dass jeder Wunsch erfüllt wird

Allerdings geht es in der bedürfnisorientierten Elternschaft überhaupt nicht darum, seinen Kindern jeden Wünsch zu erfüllen. Ganz im Gegenteil. Es geht vielmehr um einen respektvollen und verantwortungsbewussten Umgang mit den Bedürfnissen der Kinder. Gleichwertigkeit ist für mich hier ein zentraler Begriff. Das bedeutet, dass die Bedürfnisse des Kindes ebenso viel Wert sind, wie die der Erwachsenen und damit dieselbe Beachtung verdienen. Heißt im Umkehrschluss allerdings nicht, dass ihnen in allem nachgegeben werden muss. Denn auch unsere Bedürfnisse als Eltern zählen. Es geht vielmehr um die innere Haltung und die Art der Kommunikation, die Mütter und Väter im Umgang mit ihren Kindern pflegen.

Ein Beispiel: Ein Kind schreit und weint an der Kasse, weil es eine Süssigkeit möchte. Die Reaktion der Mutter: Sei jetzt still und hör auf zu heulen, sonst darfst Du heute kein fernsehen. Das Kind schreit noch mehr und die Situation eskaliert weiter.

Die Frage, die sich mir in solchen Situationen stellt ist, würde die Mutter mit dem Partner, der wütend ist oder der Freundin, die traurig ist auch so umgehen? Wahrscheinlich nicht, oder? Stattdessen würde sie versuchen auf den- oder diejenige einzugehen.

Genauso könnte sich die Mutter auch auf die Bedürfnisse des Kindes einlassen. Konkret hieße das dann: „Ich verstehe, dass Du diese Süßigkeit haben möchtest. Und traurig und wütend bist, weil Du sie nicht bekommst. Wir haben allerdings noch Süßigkeiten zu Hause und wenn wir daheim sind, bekommst Du eine davon.“ Das verlangt natürlich einiges an Geduld, doch die zahlt sich aus.

Denn für das Kind bedeutet ein solches Verhalten, dass es in einer vertrauensvollen und verlässlichen Umgebung aufwächst, in der es zwar nicht alles haben kann, doch in seinen Bedürfnissen ernst genommen wird. Und das wiederum wirkt sich positiv auf das Selbstwertgefühl aus.

Grundsätzlich ist diese Form der Elternschaft auch überhaupt nicht neu. Erstmals wurde sie schon in den 40er Jahren genannt und ist seitdem auch immer wieder Gegenstand von Studien.

Bedürfnisorientiertes Familienleben 

Was bedeutet das für mich? Nach der Geburt unseres ersten Kindes war der Begriff der Bedürfnisorientierung bei weitem noch nicht so geläufig wie er es heute ist, doch intuitiv haben wir ihn bereits in unserem Familienleben gelebt. Er bedeutete damals wie heute für uns, dass die Bedürfnisse unseres Kindes und auch unsere Bedürfnisse als Eltern erkannt und bedient werden. Das klappt je nach Rahmenbedingungen nicht immer gleich gut, doch der Fokus darauf, der ist uns wichtig.

Zu unseren Bedürfnissen zählte und zählt eine gute Balance zwischen Einzel-, Paar- und Familienzeit. Deshalb haben wir nach der Geburt unseres ersten Kindes, die „3-2-1 Regel“ in unserer Familie eingeführt. Wir haben einerseits darauf geachtet, dass es immer genug Zeit als Familie zu dritt gab. Andererseits haben wir uns ganz bewusst Zeiten eingeräumt in denen der eine Elternteil seine Einzelzeit hatte, um z.B. zum Sport zu gehen. Der andere hat diese Zeit dann genutzt, um sie exklusiv mit unserem Kind zu verbringen. Auch als Paar haben wir darauf geachtet, Zeiten zu finden, in denen wir ohne Kind etwas miteinander unternehmen.

Jetzt mit zwei Kindern setzen wir unsere „3-2-1-Regel“ weiterhin um, auch wenn aus 3 nun 4 geworden sind. Wir verbringen Zeit als Familie zu viert und nehmen uns Zeit als Paar. Außerdem achten wir darauf, dass jeder die Möglichkeit bekommt, mal etwas nur für sich zu tun während der andere Zeit mit den Kids verbringt. Auch die Kinder haben regelmäßig Exklusivzeiten mit nur einem von uns. Das finden sie toll, so haben sie Mama oder Papa regelmäßig ganz für sich alleine und können in der Zeit mal nur das machen, was sie möchten, ohne Rücksicht auf das Geschwisterkind zu nehmen. Natürlich müssen wir dafür hin und her organisieren und brauchen externe Hilfe durch Babysitter. Doch der Aufwand lohnt sich für uns, weil wir alle davon im gemeinsamen Miteinander als Familie profitieren.

 

Blogcast „Work & Family“ – Thema: Unser bedürfnisorientiertes Familienleben

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