Work & Family Interview Serie

Natascha: Wie vereinbarst Du Familie und Dein Unternehmen?

Werbung (unbezahlt und unbeauftragt) 

Natascha ist zweifache Mutter, arbeitet wie Ihr Mann in Vollzeit. Darüber hinaus ist sie Gründerin der herCARRER –  der deutschen Messe für weibliche Karriereplanung –  die einmal im Jahr in München stattfindet. Sie lässt uns teilhaben an Ihrem Alltag, spricht über die neue Rolle der Frau in noch alten Strukturen und darüber, warum sie guten Gewissens zur Arbeit geht.

1. Erzähl doch mal, wer und wie viele seid Ihr in Eurer Familie?

Meine Familie, das sind unsere Kinder Emma und Maxi, mein Mann Michael und ich. Aber zur Großfamilie zählen natürlich auch noch Omas, Opas, Eltern, Geschwister und noch viel mehr Kinder.

2. Wie sah Eure berufliche Situation, bevor Ihr Eure Kinder bekommen habt? Was hat sich seitdem verändert?

 Bevor es unsere Kinder gab, führten mein Mann und ich vor der Geburt eine Fernbeziehung, schließlich hatte ich einen Job als Geschäftsführerin bei einem Messeveranstalter im 400 Kilometer entfernten Mannheim. Nach der Geburt von Maxi bin ich nach Mutterschutz und vier Wochen Elternzeit wieder in Vollzeit zurück in meinen Job, von Montag bis Donnerstagabend in Mannheim und freitags im Homeoffice. Mein Mann hat die Elternzeit genossen. Für uns alle war das ein tolles Modell. Jeder hat sich darin wieder gefunden. Wirklich verändert hat sich erst etwas mit der Geburt von Emma. Mit dem zweiten Kind habe ich meinen Job in Mannheim gekündigt und bin meiner Familie nachgefolgt. Aber auch dann noch hat mein Mann den Löwenanteil der Elternzeit übernommen. Ich habe mich unmittelbar nach Auslaufen meiner Kündigungsfrist mit der messe.rocks GmbH selbstständig gemacht

3. Du bist Gründerin der herCAREER – der Leitmesse für weibliche Karriereplanung. Wie gestaltet sich Euer Familien- und Arbeitsmodell? Habt ihr eine feste Aufteilung bei Arbeitszeiten, Aufgaben und Verantwortlichkeiten? 

Ich würde behaupten, wir haben ein Modell, indem wir die Verantwortlichkeiten gleichmäßig auf uns verteilt haben. Würde man allerdings meinen Mann fragen, würde er sagen, dass er deutlich mehr als 50 Prozent übernimmt … Wir arbeiten beide in Vollzeit und haben feste Verantwortlichkeiten. Ich bringe die Kids zum Beispiel morgens in die Kita. Elternabende übernimmt er. Krankheitsstage der Kinder werden durch uns beide getragen. Unterstützung von Oma und Opa gibt es natürlich auch hin und wieder und vor allem im Notfall. Ich kümmere mich um die Wäsche, er übernimmt das Staubsagen. Wir bringen beide die Kids ins Bett. Er übernimmt das Vorlesen und ich streichele die Kids in den Schlaf.

4. Wo sind Eure Kinder betreut, wenn Ihr arbeitet?

Beide Kids sind in der Kita. Zuvor waren sie in einer Krippe und ab September ist unser Großer ein Schulkind. Bereits seit einigen Jahren haben wir unser Modell durch ein Au-pair erweitert. Unsere Arbeitszeiten sind nämlich nicht wirklich mit den Öffnungszeiten der Kita kompatibel. Wenn wir nach Hause kommen – und das ist in der Regel bei uns beiden zwischen 17.30 und 18 Uhr kochen und essen wir gemeinsam.

5. Es gibt mit Kindern immer den Fall, dass Pläne über den Haufen geworfen werden müssen. Wie macht ihr das? Habt ihr für solche Fälle einen Plan B oder ein Notfallnetzwerk?

Na, klar. Auch bei uns werden Kinder krank und wir brauchen eine ad-hoc Lösung. Unser Notfall-Netzwerk greift dann bei Oma und Opa, Au-pair oder jemand von uns beiden bleibt zu Hause bei den Kindern. 

6. Wie gehst Du als selbstständige Mutter mit Vollzeitjob mit schlechtem Gewissen und Erwartungen von Außen um? Würdest Du sagen, dass es einen Unterschied gibt zwischen selbstständig mit Kind und festangestellt mit Kind? 

Fragt eigentlich jemand auch die Väter nach ihrem schlechten Gewissen? Warum sollte ich eines haben? Unser Modell funktioniert und ich weiß, dass unsere Kinder durch uns, in der Kita, durch Großeltern und Au-pair mega gut betreut werden. Wäre das nicht der Fall, würden wir etwas ändern. So gehe ich wirklich guten Gewissens zur Arbeit.

7. Was ist für Dich aktuell die größte Herausforderung bei der Vereinbarkeit von Kindern und Beruf?

 Mit Kindern verändert sich so vieles und die Herausforderungen sind je nach Alter der Kids völlig unterschiedlich. Ich frage mich zum Beispiel aktuell, wie wir die Vereinsaktivitäten der Kinder „managen“ wollen. Die finden in der Regel am Mittag statt und auch nicht vollständig in unserer Gemeinde, sondern vor allem im Umland. Wenn beide Vollzeit arbeiten, ist das eine schwierig zu lösende Aufgabe.

8. Womit hast Du so gar nicht gerechnet, bevor Du Mutter geworden bist?

Als Eltern hat sich für uns natürlich schon einiges verändert. Die Partnerschaft als solche hat sich verändert. Wir nehmen uns auch bewusst Zeit füreinander, wenn vielleicht auch immer noch zu selten. Im Austausch mit meiner jüngeren Schwester, deren Sohn dieses Jahr bereits 18 Jahre wird, höre ich von ihr immer wieder, dass sich das auch wieder ändert. Und das hat mir geholfen. Ich habe mittlerweile auch verstanden, dass die Kinder heute eine ganz andere Aufmerksamkeit brauchen und auch wollen als wir früher. Wir genießen die gemeinsame Zeit, aber es soll auch ein Leben neben den Kindern geben.

9. Gelingt es Euch in Eurem Familienmodell Zeit für Eure persönlichen Bedürfnisse als Eltern zu finden?

Tatsächlich macht es einen großen Unterschied, ob man „nur“ in einer Partnerschaft ist oder Kinder mit dabei sind. Zeit zu zweit ist selten, und ich rede jetzt nicht von den zehn Minuten auf der Couch, nachdem wir die Kids ins Bett gebracht haben und bevor wir einschlafen. Wir feiern gerne mit Familie und Freunden. Heute sind wir mehr zu Hause, kochen gerne und laden zu uns nach Hause ein. Zusätzlich ist es aktuell eher so, dass jeder von uns dem anderen Zeit einräumt, um außerhalb der Familie aktiv zu sein. Ich bin zum Beispiel viel auf Netzwerkveranstaltungen unterwegs. Und mein Mann ist hin und wieder mit Kollegen am Abend unterwegs oder wie die vergangene Woche ein paar Tage auf Messe.

10. Kannst Du anderen Eltern, die selbstständig mit Kinder sind, hilfreiche Tools oder Apps empfehlen? Oder hast Du noch andere Tipps, um den beruflichen und familiären Alltag gut zu organisieren?

Ich weiß gar nicht, ob es einen großen Unterschied macht, ob man angestellt oder selbstständig ist. Ich halte es für unglaublich wichtig, Toleranz für die Bedürfnisse und Interessen des Partners zu haben. Natürlich ist man eine Familie, aber auch weiterhin gibt es jeden als Individuum. Das wirklich gleichberechtigte Modell, wie wir es leben, bietet jedem von uns Freiraum und selbstverständlich Zeit als Familie. Wir haben für uns einen offline-Kalender und hier gilt für Termine „first come – first served“. Jeder hat hier alles auf einen Blick einschließlich der Schließzeiten der Kita und Arzttermine.

11. Wenn Du einen Wunsch frei hättest, was müsste sich ändern, um die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf noch besser hinzubekommen?

Es gibt meiner Meinung nach einiges zu tun. Denn einerseits hat sich die Rolle der Frau mit ihren vielen Aufgaben verändert. Andererseits hat sich das System drumherum leider kaum angepasst. Nehmen wir zum Beispiel die Öffnungszeiten der Kita, das Konzept Ganztageschule, die Ferienbetreuung oder das Zusammenspiel zwischen Schule und Vereinen. Es sind ja zumeist Frauen, die ihre Arbeitszeit daran anpassen müssen. Ganz zu schweigen von den steuerlichen Nachteilen, die Familien mit einem Alleinerziehenden-Modell bislang haben.

Fotocredit: Natascha Hoffen

 

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