Neulich habe ich von Heiner, Betreiber des Väterblogs „Vaterwelten“, ein sehr schönes Feedback auf die Veröffentlichung eines neuen Work & Family Interviews bekommen, in dem ich einen Vater zu seinem Familien- und Berufsleben befragt habe.
Heiner hat sich bei mir dafür bedankt, dass ich in meiner Interviewserie auch Väter berücksichtige und befrage. Einerseits habe ich mich sehr über diese Rückmeldung gefreut. Andererseits habe ich mich gefragt, warum es dafür ein Danke braucht, denn aus meiner Sicht ist Vereinbarkeit ein Gemeinschaftsprojekt, das beide Elternteile und auch Unternehmen braucht.
Vereinbarkeit ist ein Gemeinschaftsprojekt
Mann und Frau entscheiden und planen zusammen, eine Familie zu gründen und Kinder zu bekommen. Und bei dieser Familienplanung sollte es meinem Verständnis nach auch um Fragen gehen wie:
- Wer nimmt wie lange Elternzeit?
- Wer übernimmt welche Aufgaben in der Elternzeit und auch danach?
- Wie teilt Ihr Euch ganz konkret Sorge- und Erwerbstätigkeit auf? Und welchen Stellenwert haben beide Tätigkeiten für Euch?
- Auf welche Weise wollt Ihr Euch den Mental Load aufteilen?
- Was stellt Ihr Euch als Paar unter einem gemeinsamen Familienleben vor? Gibt es eine gemeinsame Vision?
- Wie werden finanzielle Themen geregelt?
Diese Fragen stellen lediglich einen Auszug all der Themen dar, die sich durch das Eltern werden ändern können. Doch ich möchte damit aufzeigen, dass zum Kinder kriegen weit mehr gehört als die Frage nach dem richtigen Kinderwagen, der Geburtsklinik, der Babyerstausstattung und dem Autositz. Natürlich sind auch das entscheidende Punkte, die es zu klären gilt. Doch sie sind erledigt sobald das Kind auf der Welt ist. Die oben genanten Fragen sind allerdings die Basis für die gesamte Elternschaft, die bis zum Rest des Lebens andauern wird. Deswegen ist ein sich Auseinandersetzen mit den oben angerissenen Fragestellungen ebenso wichtig.
Denn mit der Geburt des Kindes wird nicht nur ein neuer Mensch geboren, sonder auch ein Elternpaar. Dadurch können sich Werte und Rollenbilder verändern und eine Beziehung ganz schön auf den Kopf stellen. Und mit einem intensiven Austausch kann ein gemeinsames Verständnis und Bild darüber entwickelt werden, wie Vereinbarkeit in der jeweiligen Familie künftig gelebt werden soll und kann.
Vereinbarkeit ist ein Gemeinschaftsprojekt zweier Elternteile. Ein Miteinander und kein Nebeneinander oder Gegeneinander. Es ist Teamwork und keine One-Man oder One-Woman-Show. Deswegen finde ich es umso wichtiger, auch beide Elternteile beim Thema Vereinbarkeit zu Wort kommen zu lassen. Denn in der Elternschaft geht es um gemeinsamen Austausch und Dialog. Um ein ständiges Treffen von Vereinbarungen und die können nur miteinander beschlossen und getroffen werden.
Vereinbarkeit braucht Dialog und Austausch
Aus diesem Grund ist es mir auch ein großes Herzensanliegen, diesen Austausch zu fördern. Wie häufig erlebe ich in meiner Arbeit und auch im Austausch mit meinem Freundes- und Bekanntenkreis, dass Väter und Mütter übereinander reden und bestimmte Verhaltensweisen des anderen nicht gutheißen. Stattdessen wäre es soviel zielführender das gemeinsame Gespräch zu suchen und sich miteinander darüber auszutauschen, wie Lösungen für bestimmte Problem- und Themenstellungen konkret aussehen können.
Deswegen kann ich nur dazu animieren, dass ihr euch als Paar auch im täglichen Alltagswahn und Chaos regelmäßig die Zeit nehmt, um über Themen und Anforderungen zu sprechen, die euch gerade bewegen. Reflektiert immer wieder die getroffenen Vereinbarungen. Überprüft, ob diese Vereinbarungen noch sinnvoll sind oder eben nicht, denn das Familien- und Berufsleben ist ein sich ständig verändern des System. Und da gilt es auch flexibel zu bleiben, die Bedürfnisse der Familienmitglieder regelmäßig zu hinterfragen und das Vereinbarkeitsmodell entsprechend anzupassen. Viele Inspirationen zur möglichen Ausgestaltung dieser Vereinbarkeitsmodelle findest Du in der Work & Family Interviewserie. Lies rein und lass Dich inspirieren.
Vereinbarkeit ist auch Unternehmenssache
Doch Vereinbarkeit ist nicht nur Familiensache, sondern auch Unternehmenssache. Denn natürlich hat der Arbeitgeber einen maßgeblichen Einfluss darauf, wie sich die beiden großen Lebensbereiche Beruf und Familie miteinander verbinden lassen. Daher ist nicht nur wichtig, mit dem Partner Vereinbarungen zu treffen, sondern auch mit dem Arbeitgeber wichtige Fragen zu klären.
- Gibt es flexibel Arbeitszeitmodelle und wenn ja, wie sehen die aus?
- Besteht eine Kooperation mit einem Familienservice, der genutzt werden kann?
- Welche Regelungen können bei Kind-Krank-Tagen getroffen werden?
- Ist es denkbar feste Home-Office Tage einzuführen?
- Inwieweit können relevante Meetings innerhalb der Zeiträume geführt werden, in denen in Teilzeit arbeitende Eltern im Büro sind?
Solche Punkte sind hilfreich und wichtig, um Vereinbarkeit besser und einfacher lebbar zu machen, daher empfehle ich das offene Gespräch mit dem Arbeitgeber zu suchen, um über die gegenseitigen Erwartungshaltungen zu sprechen und gemeinsame gut vertretbare Kompromisse zu finden.
Denn Vereinbarkeit ist ein Gemeinschaftsprojekt aus Eltern und Unternehmen.
Photocredit: Irina Murza I unsplash
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