Fehlen Erzieher:innen müssen Kitas schließen! Die Folge ist, dass Eltern nicht mehr oder weniger erwerbsarbeiten können bzw. müssen. Die dadurch entstehenden Auswirkungen dieser Carekrise werden immer spürbarer und damit wird ein bislang privates Problem von Familien zunehmend zum gesellschaftlichen Problem. Denn wenn Erwerbstätige fehlen, wirkt sich das direkt auf Produktivität und Wirtschaftswachstum aus.
Dabei gibt es Stellschrauben an denen gedreht werden kann. Laut einer aktuellen Studie des Ifo-Instituts München steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Mütter arbeiten um 35%, wenn die Kinderbetreuung gesichert ist.
Anstatt nun mit Hochdruck daran zu arbeiten, die Kinderbetreuung nicht nur auf dem Papier sondern auch in der Praxis auszubauen indem
– die Arbeitsbedingungen,
– Gehaltsbedingungen und auch
– die Anerkennung für Erzieher:innen verbessert werden,
passiert kaum etwas in diesem Bereich.
Die Folge ist, dass aktuell 98.600 Stellen unbesetzt sind und immer häufiger in Medien zu lesen oder im Bekanntenkreis zu hören ist, dass Kitas schließen oder Betreuungszeiten massiv einschränken. So zuletzt in Tübingen geschehen (https://lnkd.in/gVDdFsWx).
Es braucht auch Politik und Arbeitswelt, um die Carekrise zu lösen
Arbeitgeberverbände sollten daher einmal darüber nachdenken nicht nur mehr Arbeitszeit von den potentiell Erwerbstätigen zu fordern (Stichwort „42-Stunden-Woche“). Stattdessen sollte gleichzeitig auch von der Politik gefordert werden, die entsprechenden strukturellen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Erwerbstätigkeit für alle erwerbsfähigen Personen überhaupt möglich ist.
Aus welchem Grund?
– Weil Eltern nur dann erwerbstätig sein können, wenn die Kinder gut und gesichert betreut sind.
– Da pflegende Angehörige nur dann erwerbstätig sein können, wenn die zu pflegenden Familienmitglieder in dieser Zeit auch gut versorgt sind. Und die Zahl der pflegebedürftigen Angehörigen wird schon alleine aufgrund des demographischen Wandels in den kommenden Jahren weiter ansteigen wird.
– Zumal Schüler und Schülerinnen können nur dann erwerbstätig sein, wenn sie gute und gleiche Ausbildungsvoraussetzungen und -chancen haben und in ihrer schulischen Entwicklung gefördert werden. Und die beginnt schon in der Kita. Womit wir wieder am Anfang wären.
Daher ist es so wichtig, dass Bildung und Vereinbarkeit eine stärkere Lobby bekommt. Und das nicht nur in Familien, sondern auch in der Politik und Arbeitswelt. Denn diese Carekrise braucht Lösungen und zwar schnell.
Fotocredit: Josh Appel I unsplash