Beruf & FamilieVereinbarkeit

Vereinbarkeit ist ein Gemeinschaftsprojekt


Noch die war das Wort „Vereinbarkeit“ so häufig zu lesen oder zu hören wie in den letzten Jahren. Die Corona Pandemie hat einen großen Teil dazu beigetragen, denn vorher wäre es undenkbar gewesen, dass Unternehmen ihre Mitarbeitenden flächendeckend ins Homeoffice schicken und „working anytime and anywhere“ auf einmal möglich ist. Technisch war es das sicherlich schon vor Corona, doch organisatorisch war es in einem Großteil der Firmen nicht gewünscht. In den letzten beiden Jahren hat sich das grundlegend verändert und das ist gut so. Denn die Flexibilisierung von Arbeitszeit- und ort sind entscheidende Faktoren für Arbeitnehmende, wenn es um Vereinbarkeit geht. Nicht nur im Hinblick auf Familie und Beruf, sondern auch im Hinblick auf Pflege und Beruf.

Und hier wird der Bedarf in den kommenden Jahren ansteigen. Die bevorstehende Alterung der Gesellschaft wird dazu führen, dass dieses Thema bei mehr und mehr Arbeitnehmenden in den Fokus rückt. Denn Kinder hat nicht jede:r – Eltern hingegen schon. Aus diesem Grund braucht es zukünftig noch mehr Maßnahmen, die auf Vereinbarkeit einzahlen und das auf verschiedenen Ebenen. Denn Vereinbarkeit ist ein Gemeinschaftsprojekt.

Vereinbarkeit kann auf 3 verschiedenen Ebenen beeinflusst werden

Vor fast genau zwei Jahren habe ich bereits einen Artikel geschrieben, in dem ich einige Gedanken dazu geteilt habe, warum Vereinbarkeit aus meiner Sicht ein Gemeinschaftsprojekt ist. Ein Projekt, das für mein Verständnis 3 Ebenen beinhaltet. Da ist zum einen die familiäre Ebene. Auf dieser steht das Paar bzw. das Individuum im Mittelpunkt. Dieses muss zum Beispiel fragen: „Was brauche ich um glücklich zu sein?“, „Was bedeutet gute Vereinbarkeit genau für mich?“, „Wie will ich diese leben?“, „Und welche Gestaltungsmöglichkeiten habe ich selber, um diesem Bild nahe zu kommen?“. Denn auch hier verändern sich die Bedürfnisse. Frauen wollen mehr Erwerbstätigkeit leisten und Männer im Gegenzug wollen diese laut aktuellem Väterreport reduzieren, um mehr Partnerschaftlichkeit im familiären Alltag leben zu können.

Dann ist da die 2. Ebene der Arbeitswelt. Hier steht die Beziehung von Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden im Mittelpunkt. Unternehmen sind hier gefragt und müssen sich damit auseinander setzen, welche vereinbarkeit- und familienfreundliches Maßnahmen sie ihren Arbeitgeber:innen anbieten wollen und können, um diese zu empowern und/oder zu entlasten. Diese Maßnahmen werden vor dem Hintergrund des immer größer werdenden Fachkräftemangels immer mehr an Bedeutung gewinnen. Einerseits, um attraktiv zu sein. Andererseits, um die Produktivität, Loyalität und Zufriedenheit in der Belegschaft zu sichern.

Auch die Politik ist gefragt

Die 3. Ebene ist die der Politik. Der Staat ist ebenfalls im Hinblick auf Vereinbarkeit gefragt. Er muss Rahmenbedingungen schaffen, die es auf der Ebene der Familie und der Arbeitswelt möglich machen, Vereinbarkeit gelingend zu gestalten. Darunter fallen bspw. steuerrechtliche Regelungen oder auch die qualitativ gute und vor allem gesicherte Betreuung und Beschulung von Kindern. Denn der Anspruch auf einen Kitaplatz für unter 3-jährige oder einen einen Ganztagesplatz an Schulen für Grundschulkinder liest sich auf dem Papier gut, doch wenn das notwendige Personal fehlt, nützt der Anspruch allein gar nichts. Genauso verhält es sich auch in der Altenpflege, auch dort ist der Bedarf weit größer als das Angebot.

Gleichzeitig steht die 42 Stundenwoche als Lösung für die fehlenden Erwerbstätigen im Raum. Doch wie soll jemand seiner Erwerbstätigkeit nachkommen, wenn im selben Zeitraum die Betreuung der eigenen Kinder oder der eigenen Eltern nicht gesichtert ist? Für diese Herausforderungen müssen neben der Familie auch Politik und Arbeitswelt gemeinsame Lösungen finden, denn #vereinbarkeitisteingemeinschaftsprojekt.

 

Fotocredit: Adi Goldstein I unsplash

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