Work & Family Interview Serie

Janine: Wie gelingt Euch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf?

Vollzeit berufstätig mit Kind – geht das und wenn ja, wie? Im aktuellen Interview der „Work & Family“ Serie erzählt Janine davon, was sich alles geändert hat, seitdem sie arbeitet und ein Kind hat. Und wie es ihr gemeinsam mit ihrem Mann gelingt, dass beide in Vollzeit ihren Berufen nachgehen können. Ein tolles Interview mit spannenden Anregungen und Gedanken zum Thema Vereinbarkeit und Antworten auf die Frage, was sich auch in Firmenkulturen noch so alles ändern muss.

1. Erzähl doch mal, wer und wie viele seid Ihr in Eurer Familie?

3,5 – wir sind Mama, Papa und Paul (2) und in Teilzeit noch Natalie (16) (Pauls große Halbschwester), die uns sehr gerne und regelmäßig besucht und somit ein Teilzeitmitglied ist.

2. Wie war Eure berufliche Situation bevor Ihr Euer Kind bekommen habt? Was hat sich seitdem verändert?

Unsere berufliche Situation war vorher wie heute. Der Papa hat eine verantwortungsvolle Aufgabe mit einem Team im Vertriebsinnendienst und ich bin Bereichsleiterin – verantwortlich für den gesamten Kundenservice eines ganz tollen Energie- und Versorgungsunternehmens.

So nun mal rein zu den Fakten… und zu der Frage was sich geändert hat – irgendwie alles. Ich wollte immer nicht glauben wenn mir junge Eltern erzählten, dass sich alles ändert. Und doch ist es genauso. Vielleicht auch gut so… sonst wäre vielleicht die Unsicherheit größer und doch ist „Kinder bekommen“ das Tollste überhaupt. Für mich zumindest.

3. Für welches Arbeitsmodell habt Ihr Euch entschieden und warum?

Wir arbeiten beide 90%. Die Realität zeigt jedoch, dass wir unseren Job weiter zu 100% ausüben, uns aber mit den 10% weniger ein Stück mehr Flexibilität geschaffen haben, indem wir dies auf unserem Zeitkonto dann als flexibles Zeitguthaben nutzen. Zum Beispiel für die Tage, an denen das Kind mal krank ist oder wenn ich auf Dienstreise war und einen Tag mal früher nach Hause gehe, damit das Kind mal „Mittagskind“ sein darf. Ach so, und man selbst hat ja hin und wieder auch mal einen Termin beim Arzt oder Friseur.

4. Wo und wie ist der Nachwuchs betreut, wenn Ihr arbeitet?

Unser Sohn ist in einer Kita. Jeden Tag bis 15.00 Uhr. An einem Tag holt ihn unsere super tolle und flexible Leihoma ab und einen Tag der Papa (da arbeitet er von zu Hause). Die anderen Tage übernehme meist ich. Außer natürlich es steht irgendwas an oder ich bin auf Dienstreise. Dann springt schon auch mal die Leihoma oder Papa ein. Es ist halt immer eine ziemliche Organisation.

5. Wie organisiert Ihr aktuell Euren Alltag aus Beruf und Familie? Habt Ihr dafür eine bestimmte Aufgabenverteilung? 

Der Papa und ich teilen uns alle Aufgaben im Haushalt. Der eine geht einkaufen, dafür putzt der andere. Die Aufgaben mit unserem Sohn übernehme ich zu großen Teilen. Allein alle Termine und Versorgung von Kind und Co zu organisieren ist eher meine Aufgabe. Aber auch weil ich es natürlich liebe, es mir viel Freude macht und ich darin auch schnell und effizient bin. Der Papa übernimmt bei Abendterminen oder wenn vor lauter Stress meine Nerven mal nicht so belastbar sind jederzeit und das mit viel Geduld und Liebe. Ansonsten sind uns unsere Leihoma oder die Großeltern, die leider 700 km entfernt wohnen, eine tolle Unterstützung.

6. Gibt es zwischendurch auch mal sowas wie ein schlechtes Gewissen, weil entweder der eine oder der andere Lebensbereich hinten anstehen muss? Und wenn ja, wie geht Ihr damit um?

Zwischendurch? Gefühlt, immer. Im Job schaffe ich meine Aufgaben und Ziele sehr gut. Zur Not muss mal eine Abendschicht zu Hause dran glauben. Ich bin sehr ehrgeizig und will natürlich auch beweisen, dass es keinen Unterschied macht. Im Job machen eher die Kleinigkeiten ein schlechtes Gewissen, z.B. wenn der Chef am Abend noch im Büro ist und ich schon zu Hause. Oder wenn ich eben nicht mal ganz spontan morgen auf eine wichtige Dienstreise fahren kann. Ich glaube zwar, dass das andere auch nicht können. Doch als Mama und Führungskraft bin ich besonders sensibel auf diesem Ohr.

Mit meinem Sohn fällt es mir schon immer wieder schwer und ich habe oft ein schlechtes Gewissen. Im Moment sagt er schon morgens, dass er nicht in die Kita möchte, sondern lieber mit Mama zu Hause spielen und darin ist er sehr nachhaltig und konsequent. Das fällt schon schwer. Oder wenn ich ihn nach einem schönen Wochenende in der Kita abgebe und er an mir wie Kaugummi hängt. Oder wenn er krank wird und ich schon auf dem Weg zum Kinderarzt meine Assistentin anrufe und direkt danach die Leihoma frage, wie sie verfügbar ist. Da denke ich manchmal: „Ach ja, das wäre schon auch schön, wenn du so ganz ohne schlechtes Gewissen einfach mal zum Arzt fährst und dann eben mit Kind krank zu Hause bist“. Aber alles geht nicht und das eine geht nicht ohne das andere und umgekehrt.

7. Solange der Tag verläuft wie geplant ist alles in Ordnung. Doch was ist, wenn unvorhergesehene Ereignisse im Job- oder Familienleben die ganze Organisation zunichte machen. Gibt es dafür einen Plan B oder ein Notfallnetzwerk?

Wie schon eben beschrieben, Kind krank oder jemand muss beruflich irgendwo hin, das fordert schon immer sehr viel Organisationstalent. Ein Plan B lässt sich immer irgendwie organisieren. Einmal haben wir die Großeltern auf halber Strecke zur „Kindübergabe“ getroffen und der Kleine durfte dann seine Erkältung bei Oma und Opa auskurieren. Ansonsten haben wir eine wirklich sehr flexible Leihoma, was es einfacher macht und auch tolle andere Mamas – wenn mal ein Notfall wäre.

8. Wann bleibt Zeit für Eure persönlichen Bedürfnisse als Eltern?

Ich verstehe die Frage nicht ;-). Das ist definitiv in den ersten 2 Jahren mit unserem Sohn viel zu kurz gekommen. Im Moment sind wir gerade dabei, dies zu organisieren. Der Samstag ist am Vormittag für mich und am Nachmittag hat der Papa für sich. Dafür ist Samstagabend und Sonntag immer Familientag und alles andere versuchen wir gerade zu organisieren.

9. Hast Du Tipps, Apps oder Tools, die Du anderen Eltern empfehlen kannst, um den Work & Family Alltag gut zu organisieren?

Wir nutzen eine Familienkalender-App – ohne die geht nix. Und wir haben eine grobe Planung wann wer die jeweiligen Haushaltsaufgaben erledigt.

10. Wenn Du einen Wunsch frei hättest, was müsste sich ändern, um das Miteinander aus Familie und Beruf noch besser hinzubekommen?

Ich würde mir in Summe wünschen, dass sich alle zu dem Thema  „Familie und Beruf“ mehr trauen! Was meine ich damit.  Frauen/Mamas  sollen  einfach loslegen und  ihre Karriere weiter planen. Sich trotz Teilzeit für eine Führungsposition bewerben. Ich wünsche mir, dass sich mehr Chefs trauen, sich für junge Mütter zu entscheiden – trotz und gerade deswegen. Ob in Teilzeit oder Vollzeit, ob als Führungskraft oder Fachkraft. Traut euch! Euch entgeht was. Denn wir Mamas wissen, was für Organisationstalente Mütter sind. Liebe Chefs, probiert es! Dass Vorstände sich trauen, sich auch mal ein Bild von Frauen und Müttern im Topmanagement zu machen und damit anfangen, neu Geschichte zu schreiben. Heute nimmt man noch immer viel zu oft einen Mann – weil das kennt man, das ist einem vertraut, so läuft das. Nein, probiert mal was anderes aus. Traut euch!

 

 

 

 

 

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