Beruf & FamilieVor der Elternzeit

4 Dinge, die ihr als Paar während der Familienplanung besprechen solltet

Wenn ich Eltern zum Thema Vereinbarkeit berate und coache, stelle ich immer wieder fest, dass es ähnliche Punkte gibt über die im Rahmen der Elternschaft diskutiert wird.  Meist beginnen sie, wenn beide Eltern zu arbeiten. Zu diesem Zeitpunkt geht es konkret darum zu klären, wie die Kinder wann von wem betreut sind. Wer welche Aufgabenbereiche im Haushalt und bei der Alltagsorganisation übernimmt. Und welche finanziellen Auswirkungen es gibt.

Häufig kommt bei diesen Gesprächen seitens der Eltern dann die Rückmeldung, dass sie über diese Punkte schon bei der Familienplanung hätten sprechen sollen und nicht erst, wenn das Kind auf der Welt ist. Deswegen möchte ich darauf eingehen, über welche Punkte aus meiner Sicht mal gesprochen werden sollte, wenn die Familienplanung konkret wird.

Sprecht bei der Familienplanung über berufliche Wünsche

Beginnen möchte ich mit dem Punkt berufliche Entwicklung, denn das ist ein ganz zentraler Punk. Gefühlt ist es so, dass in vielen Partnerschaften oder Ehen die beiden Elternteile meist beruflich gleichberechtigt und auf Augenhöhe in die Familienplanung einsteigen doch nach der Entbindung den Kreissaal ungleichberechtigt verlassen. Warum? Weil sich häufig ein Ungleichgewicht, wenn die Mutter, die oftmals auch noch den Großteil der Elternzeit übernimmt, danach in  Teilzeit anfängt zu arbeiten.

Zwar nehmen seit Einführung des Elterngeldes mittlerweile 27% der Männer Elternzeit, doch das beschränkt sich auf die obligatorischen zwei Vätermonate. Danach arbeitet der Großteil der Väter in Vollzeit weiter. Laut Statista gehen 93,6% der Männer mit Kindern im schulpflichtigen Alter einer Vollzeittätigkeit nach. Bei den Frauen betagt dieser Anteil zum Vergleich nur 36,1 %.

Da sich mit dieser Entwicklung perspektivisch eine Schere sich auftut ist es aus meiner Sicht wichtig, über das Thema berufliche Entwicklung zu sprechen auch schon zu Beginn der Familienplanung u.a. mit folgenden Fragen zu befassen:

  • wie sind die beruflichen Ambitionen des jeweiligen Elternteils?
  • wer möchte denn sich wohin entwickeln
  • welche nächsten Karriereschritte stehen eventuell an

Jede(r) sollte in diesem Rahmen seine Vorstellungen äußern und dann sollte gemeinsam geschaut werden, wie die beiden Szenarien miteinander in Einklang gebracht werden können, wenn ein oder mehrere Kinder da sind.

Berücksichtigt auch finanzielle Auswirkungen 

Die berufliche Entwicklung ist meist eng verwoben mit dem Thema Finanzen. Ein sehr großes Feld, weil es auch auf unterschiedlichen Ebenen Auswirkungen hat. So liegt bspw. der Gender pay gap –  gab also der Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern – aktuell bei um die 18%. Das heißt Frauen verdienen bei gleicher Leistung im Durchschnitt 18% weniger als Männer. Darum ist es so wichtig, dass Frauen im Job bleiben, Karrieresprünge machen und im Rahmen von Gehaltsverhandlungen regelmäßig gehaltliche Anpassungen erzielen, um diese Lücke so klein wie möglich werden zu lassen.

Den die gehaltlichen Unterschiede haben wiederum auch Auswirkungen auf die Altersvorsorge.  Damit kommen wir zu einer zweiten wichtigen Kennzahl, dem so genannten Gender Pension Gap oder der geschlechterspezifischen Rentenlücke, die aktuell bei über 40% liegt. Deshalb ist es so wichtig, sich auch mit den finanziellen Folgen von eingeschränkter Erwerbstätigkeit zu befassen und als Paar gemeinsam die Frage zu klären, wie die Altersvorsorge auch für die Frau so gestaltet werden kann, dass sie selbst wenn sie sich mehr um die Kinder kümmert auch in irgendeiner Form einen finanziellen Ausgleich bekommt. Zum Beispiel in dem der Partner für die private Altersvorsorge der Frau zahlt oder Rentenpunkte abgibt oder eine Immobilie erworben wird, die der Frau gehört.

Wer betreut wann die Kinder

Ein weiterer Punkt, der bei der Familienplanung besprochen werden sollte ist die Kinderbetreuung. Denn die hängt natürlich auch mit den zuvor genannten Punkten zusammen. Spätestens wenn beide Elternteile arbeiten ist natürlich die Frage, wer kümmert sich darum, dass die Kinder in der Zeit in der beide Elternteile erwerbstätig sind. Dazu fragt euch:

  • wollt ihr euch das innerhalb der Partnerschaft aufteilen?
  • wollte ihr beide in vollzeitnahe Teilzeit gehen und eine externe Kinderbetreuung mit dazu nehmen?
  • gibt es Verwandte, die euch unterstützen können?

Auch hier gibt es verschiedene Ausgestaltungsmöglichkeiten über die gesprochen werden sollte

Es muss nicht alles zur selben Zeit passieren

Abschließend noch ein letzter Aspekt, den ich im Rahen der Familienplanung erwähnenswert finde: seid euch grundsätzlich darüber bewusst, dass alle Entscheidungen, die ihr trefft für einen bestimmten Zeitpunkt getroffen werden. Das bedeute auch, dass das nicht für immer und ewig gilt.  Das heißt, definiert eine bestimmten zeitlichen Rahmen für den ihr bestimmte Entscheidungen trefft.  Beispielsweise ist für die ersten drei Jahre die Karriereentwicklung des einen Elternteils dran und für die darauf folgenden drei Jahre hat das andere Elternteil die Möglichkeit beruflich voran zu kommen.

Plant also langfristig und überlegt euch gemeinsam, wie ihr eine Zeitliste von 10 bis 15 Jahren in Abschnitte aufteilen wollt, so dass die Wünsche und Bedürfnisse beider Elternteile berücksichtigt werden.

Möchtet ihr noch tiefer in das Thema einsteigen? Vielleicht weil bei euch gerade die Familienplanung ansteht oder weil du schon Familie hast aber merkst du es knirscht bei euch im System? Dann möchte ich dir und euch meinen digitalen Selbstlernkurs ans Herz legen mit dem Kernstück des „Work and Family Kompasses“.

Bei diesem Kurs geht es genau darum, sich als Paar mal die Frage zu stellen: „wie wollen wir eigentlich unser Leben aus Familie und Beruf gestalten?“. Mit Hilfe des „Work & Family Kompass“ bekommt ihr ein gutes Tool an der Hand mit dem ihr euch mit einer Vielzahl an Reflexionsfragen zu den folgenden Bereichen auseinandersetzen könnt:

  • Beruf
  • Finanzen
  • Alltagsorganisation
  • Familie
  • Partnerschaft
  • Eigenes ich

Mit dem „Work & Family Kompass“ bekommt hier als Paar eine Orientierungshilfe an die Hand. Diese macht es (werdenden) Eltern möglich, sichmit der Ausgestaltung eures ganz individuellen Familien- und Arbeitslebens zu befassen.  Bei Fragen dazu schreibe mir gerne eine Nachricht.

 

Fotocredit:  Germs I unsplash

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