Da es ja auch spannend ist zu erfahren, wie die Vereinbarkeit aus Familie und Beruf in anderen Ländern gelebt wird, freue ich mich heute ganz besonders über meinen Interviewgast Bernhard. Er lebt in Österreich hat mit seiner Verlobten einen gemeinsamen Sohn und erzählt, wie sie als kleine Familie ihren persönlichen Traum vom Alltag aus Familie und Beruf leben.
1. Erzähl doch mal, wer und wie viele seid Ihr in Eurer Familie?
Wir, das sind meine Verlobte Lilly, unser Sohn, der Ende November zwei wird und ich, Bernhard. Seit März 2017 leben wir in Linz an der Donau in einer kleinen aber feinen Wohnung und Leben unseren Traum, komplett als Familie zu Hause zu sein.
2. Wie war Eure berufliche Situation bevor Ihr Euer Kind bekommen habt? Was hat sich seitdem verändert?
Vor der Schwangerschaft war Lilly bereits seit gut einem Jahr dabei, ihre eigene kleine Firma als selbständige Fotografin aufzubauen. Ich hatte seit 2011 einen klassischen Bürojob als Auftragsbearbeiter in einer Softwarefirma. Damit war ich soweit zufrieden. Sicherer Job, wenn auch keine großen Aufstiegschancen da waren. Alles in Butter. Und doch konnte Lilly mich mit der Zeit neugierig machen, ob es da nicht noch eine andere Welt für mich geben könnte.
So habe ich Anfang 2016 schon kurz vor dem positiven Schwangerschaftstest erste Weichen für eine berufliche Veränderung gestellt. Ich wollte raus aus dem klassischen 9 to 5 Alltag und zu Hause arbeiten können. Die überraschende Schwangerschaft war da natürlich ein gewisser Schock. Sollte ich doch lieber im sicheren Job bleiben? Daraus wurde schnell ein „Nein, jetzt erst recht!“ und so ging es weiter in die noch unbestimmte Richtung einer großen Veränderung. Letzten Endes hat das alles perfekt gepasst. Schwangerschaft. Geburt. Noch ein paar Wochen arbeiten und dann ab in neun Monate Väterkarenz. Genug Zeit um meinen Papablog zu starten und meine neue berufliche Zukunft aufzubauen.
3. Für welches Arbeitsmodell habt Ihr Euch entscheiden und warum?
Nach ihrer Babypause hat Lilly ihre Firma wieder aktiviert und startet seither als Fotografin durch. Ich habe die Väterkarenz genutzt, um mich als freier Webtexter im Tourismusbereich selbständig zu machen. Dadurch können wir beide zu Hause arbeiten und damit ein Maximum an Zeit mit unserem Sohn verbringen.
4. Wo und wie ist der Nachwuchs betreut, wenn Ihr arbeitet?
Wenn wir arbeiten, wird der kleine Mann hauptsächlich vom Babyfon betreut, da wir hauptsächlich dann arbeiten, wenn er schläft. Wenn wir dabei mit unserer Arbeit nicht fertig werden sollten, verschaffen wir uns gegenseitig die nötigen Freiräume, wenn er wieder wach ist.
5. Wie organisiert Ihr aktuell Euren Alltag aus Beruf und Familie? Habt Ihr dafür eine bestimmte Aufgabenverteilung?
Eine ganze bestimmte Aufgabenverteilung haben wir dafür nicht. Wie gesagt, arbeiten wir hauptsächlich zu seinen Schlafenszeiten zu Mittag und vor allem am Abend. Wenn das nicht reichen sollte, bleibt natürlich noch der restliche Tag. Da wir beide keine Menschen sind, die ständig den kompletten Kalender mit Terminen voll haben, geht sich das alles ganz gut aus.
6. Gibt es zwischendurch auch mal sowas wie ein schlechtes Gewissen, weil entweder der eine oder der andere Lebensbereich hinten anstehen muss? Und wenn ja, wie geht Ihr damit um?
Bisher gab es das, wenn dann eher mal bei Lilly, wenn sie nach großen Shooting-Serien, besonders viel zu tun hatte. Ansonsten haben wir es bis jetzt immer sehr gut geschafft, dass vor allem die Familie die größere Rolle spielt.
7. Solange der Tag verläuft wie geplant ist alles in Ordnung. Doch was ist, wenn unvorhergesehene Ereignisse im Job- oder Familienleben die ganze Organisation zunichte machen. Gibt es dafür einen Plan B oder ein Notfallnetzwerk?
Hin und wieder ist es natürlich ärgerlich, wenn ich mich schon den ganzen Nachmittag darauf freue, am Abend am aktuellen Projekt weiterarbeiten zu können und dann will es zum Beispiel mit dem Einschlafen nicht so recht klappen. Das ist ein Punkt, bei dem ich etwas empfindlich bin, wenn ich mich schon so sehr auf etwa eingestellt und darauf gefreut habe. Aber mit der Zeit lerne ich auch damit umzugehen. Und immerhin ist sich bisher jedes Projekt problemlos ausgegangen, da ich solche Verzögerungen so gut wie möglich schon vorher einkalkuliere.
8. Wann bleibt Zeit für Eure persönlichen Bedürfnisse als Eltern?
Die Zeit nehmen wir uns in seltenen Fällen im Zuge des Mittagsschlafs unseres Sohnes. Ansonsten versuchen wir so oft wie möglich am Abend nach der Arbeit noch Zeit füreinander zu finden.
9. Hast Du Tipps , Apps oder Tools, die Du anderen Eltern empfehlen kannst, um den Alltag aus Familie und Beruf gut zu organisieren?
Wir haben ganz klassisch in der Küche einen Familienkalender hängen. Ich persönlich organisiere meine komplette Arbeitswoche mit Trello. Hier kommen alle Tätigkeiten rein, die mit meiner Firma und dem Papablog zu tun haben. Ach ja und zum Einkaufen nutzen wir sehr gerne die App Bring!. Das ist eine ziemlich praktisch aufgebaute Einkaufsliste, auf die wir beide zugreifen und immer gleich alles eintragen können.
10. Wenn Du einen Wunsch frei hättest, was müsste sich ändern, um das Miteinander aus Familie und Beruf noch besser hinzubekommen?
Da wir momentan absolut glücklich sind damit, wie das alles funktioniert, gibt es da eigentlich keine großen Wünsche. Wenn denn einer sein müsste: unser Sohn könnte sich noch etwas besser selbst beschäftigen, dann könnten wir uns die Arbeit natürlich etwas leichter einteilen. Doch das wird sich mit der Zeit sowieso von allein bessern.