Work & Family Interview Serie

Carolin: Wie lebt Ihr Vereinbarkeit aus Job und Familie?

Werbung // unbezahlt und unbeauftragt

Über das heutige Interview freue ich mich ganz besonders. Warum? Weil ich mit Carolin Rottlaender eine Teenager-Mutter zu Gast habe und über Job und Familie spreche. Sie lässt uns an ihren Erfahrungen teilhaben lässt und spricht darüber, welche positiven Effekte Solidarität unter Müttern haben kann und wie sich Vereinbarkeit über die Jahre verändert und auch einfacher wird.

1. Erzähl doch mal, wer seid Ihr und wie viele?

Wir sind Carolin, Patrick und Oskar Rottländer. Wir leben mitten in München und am Wochenende so oft es geht im Chiemgau oder sind unterwegs mit unserem VW Bus.

 2. Wie war Eure berufliche Situation denn bevor Euer Kind auf die Welt gekommen ist? Was hat sich seitdem verändert?

Unser Sohn Oskar kam im Juli 2003 auf die Welt. Zu dem Zeitpunkt waren wir beide
in Vollzeit festangestellt. Mein Mann als IT Security Manager bei der Unicredit und ich beim FOCUS Magazin Verlag als Werbeleiterin. Im ersten Jahr nach Oskars Geburt habe ich nach Ablauf des Mutterschutzes von zuhause 15 Stunden die Woche gearbeitet. Meine Bedingung war, dass ich nichts extrem Zeitkritisches annehmen und nicht spontan in den Verlag kommen kann. Der damalige Verlagsleiter kam mir sehr entgegen und war einfach dankbar, dass ich Themen übernommen habe, in denen ich am besten drin war.

So durfte ich in diesem Jahr die Kooperation zwischen FOCUS und der ersten DLD Konferenz 2004 koordinieren, was extrem viel Spaß gemacht hat. Oskar hat ja 5 Stunden zwischen den Mahlzeiten geschlafen und ich war froh, meinen Kopf wieder bewegen zu dürfen. Meine ersten Meetings hatte ich mit Steffi Czerny, die selber vier Kinder hat und Oskar hat derweil im Vorzimmer im Kinderwagen geschlafen, behütet vom DLD Team. An der Konferenz im Januar 2004 konnte ich teilnehmen, weil eine Freundin mit gleichaltem Baby in der Zeit in unmittelbarer Nähe der Eventlocation auf Oskar aufgepasst hat.  Ich wäre also sofort da gewesen, wenn was gewesen wäre.

Nach einem Jahr bin ich mit 80% wieder eingestiegen 

Im Sommer 2004 habe ich für Oskar einen Platz in der betriebsnahen Eltern-Kind-Initiative Burda-Bande bekommen. Er war dort 6 Stunden am Tag und ich kam 80% in Teilzeit zurück in den Job. Die restlichen 20% meiner Arbeitswoche habe ich als Vorstand zusammen mit drei anderen engagierten Kolleginnen die Burda-Bande geleitet. Oskar sagt, das waren die bisher fünf schönsten Jahre seines Lebens. Die Freundschaften aus der Zeit halten noch heute. Für mich war das rückblickend die einzige Zeit, in der unser Kind in einer Einrichtung war, in der alle Mütter gearbeitet haben. Eine Zeit der Solidarität und des gegenseitigen Verständnisses. Wir haben uns oft geholfen, wenn eine von uns nicht rechtzeitig losgekommen ist im Büro. Unsere Kinder waren ja gut befreundet. Ein Glücksfall war das.

In 2010 bin ich bei FOCUS rausgegangen und habe mit nach einem 6-monatigen Sabbatical im Januar 2011 mit meiner Agentur für Media Relations selbstständig gemacht. Da war Oskar 7 Jahre alt und in der 1. Klasse.

3. Würdest Du sagen, dass es in der Freiberuflichkeit leichter ist, Job und Familie unter einen Hut zu bekommen als in der Festanstellung? Oder ist es nur anders?

Ich glaube, das kann man nicht pauschal beantworten. Ich konnte in der Festanstellung Familie und Beruf gut unter einen Hut bekommen, weil ich zum einen den Platz in der wunderbaren Burda-Bande hatte, aber auch verständnisvolle Vorgesetzte, die mich unterstützt haben. Mein Modell der Selbstständigkeit erlaubt mir aber mehr Freiheiten. Ich konnte ab dann auf fast alle Schulausflüge in der Grundschule mitgehen, weil ich keine kostbaren Urlaubstage verloren habe, von denen wir Schulkind-Eltern ja immer viel zu wenige haben (14 Wochen Schulferien vs. 6 Wochen Jahresurlaub) Mit meinen Kunden habe ich ausgemacht, dass ich mindestens 8 Wochen im Jahr Urlaub nehme, weil ich möglichst viel Ferien mit unserem Sohn verbringen wollte. Das konnte ich so vereinbaren und kalkulieren, da ich von Anfang eine gute Auftragslage hatte, die es mir ermöglicht hat, acht Wochen nicht zu arbeiten. Auch im Krankheitsfall des Kindes ist es einfacher, von zuhause zu arbeiten.

4. Wie teilt Ihr Euch als Eltern anfallende Aufgaben und Verantwortlichkeiten auf? Gibt es da klare Regelungen?

Jeder macht das, was er am besten kann. Ich koche leidenschafltich gerne und gehe auch gerne Einkaufen. Mir liegt das Organisieren und socialisen, also war ich auch an der Elternfront in Kita und Schule. Mein Mann kümmert sich nebenberuflich um die komplette Buchhaltung der GmbH und die gesamte IT. Außerdem den kompletten Fahrradfuhrpark der Familie. Ein Jahr lang hat er als Trainer die Handballmannschaft unseres Sohnes übernommen und ist dafür jeden Mittwoch um 16.00 Uhr aus dem Büro gegangen. Es war einfach immer klar, dass wir das gemeinsam machen. Wir haben auch immer die gleiche Steuerklasse behalten. Mein Job verlangt es ja leider häufig, dass ich auf Abendveranstaltungen gehen muss. Da ist Patrick immer da. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Wir sind total partnerschaftlich und auf Augenhöhe.

5. Hat sich Euer Familien- und Arbeitsmodell im Laufe der Zeit gewandelt? War es z.B. in der Krippenzeit anders als im Kindergarten oder in der Schule?

Ich denke, ich habe oben schon alles gesagt, oder?

6. Räumt Ihr Euch als Eltern auch regelmäßig Zeit für Eure persönlichen Bedürfnisse ein? Und wenn ja, wie gelingt Euch das?

Absolut und das ist total wichtig. Unser Sohn ist ja jetzt schon 16 Jahre alt und hat eine großen Freundeskreis, der immer wichtiger wird. So sind wir immer häufiger am Wochenende dann wieder zu zweit und sehr dankbar, dass wir in all den Jahren die Zeit zu zweit immer wieder für uns genommen haben – mit Einsatz der Oma aus Hessen oder Babysittern und Freunden. Die Wochenenden sind mir heilig, ob zu dritt oder immer häufiger jetzt zu zweit. Wir verbringen unsere gemeinsame freie Zeit am liebsten in den Bergen, auf dem Mountain-Bike, beim Wandern oder beim Skifahren im Winter.

7. Solange der Tag läuft wie geplant ist alles gut. Doch was passiert, wenn ein unvorhergesehenes Ereignis eintritt (Krankheitsfall etc.). Hast bzw. hattest Du dafür immer ein Notfallnetzwerk?

Wenn ich unaufschiebbare Termine hatte, hat mein Mann Home Office gemacht. Er hat das für sich eingefordert und das war auch nicht immer einfach.

Bei Auslandsreisen und längeren Krankheiten kam immer meine liebe Schwiegermutter aus Hessen und hat hier den Laden übernommen. Das setzt voraus, das man auch loslassen kann, was ich immer sehr gerne getan habe. Wenn Oskar heute krank ist, kann ich ihn auch schon mal alleine lassen.

8. Was würdest Du sagen ist aktuell die größte Herausforderung bei der Vereinbarkeit von Job und Familie?

Ich bin ja fast schon ein bisschen draußen. Was ich so höre, ist es nach wie vor schwierig einen guten Betreuungsplatz zu finden, vor allem im Krippenalter. Ich kann hier nur an die Unternehmen appellieren, sich zu engagieren mit z.B. betriebsnahen Eltern-Kind-Initiativen, denn in Zukunft werden die besten Frauen Ihre Arbeitgeber danach aussuchen. Familienfreundlichkeit ist doch ein großes Asset im Employer Branding. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass es extrem motivierend ist, wenn Du weißt, dass Dein Kind dank Deines Arbeitgebers während Deiner Arbeitszeit in Deiner Nähe gut betreut ist. Gleichzeitig aber sollten wir berufstätige Eltern die gleiche Flexibilität, die wir von unseren Arbeitgebern erwarten, auch selber entgegenbringen. Und das geht am besten, wenn beide Elternteile mitziehen.

9. Womit hast Du so gar nicht gerechnet bevor Du Mutter geworden bist?

Emotional diese unglaubliche Liebe und Verantwortung, die man ab der Geburt sein ganzes Leben haben wird. Gleichzeitig auch eine unglaubliche Bereicherung in jedem Alter. Aktuell diskutieren wir mit Oskar viel über nachhaltiges Leben, den Klimawandel, die politische Landschaft, lernen aber auch Bikeparks kennen, die aktuellsten Musiktrends, oder wie Marken heute mit jungen Zielgruppen interagieren. Oskar ist mein Social Media und Trend-Scout. Gleichzeitig profitiert er von meinem großen Netzwerk, das ich mir als Working Mum erarbeitet habe – er hat schon Praktika bei Kunden von mir machen dürfen und bei Geschäftspartnern hospitiert. 

10. Wenn Du einen Wunsch frei hättest, was müsste sich ändern, um die Vereinbarkeit aus Job und Familie noch besser hinzubekommen?

Ich wünsche mir Betreuungsplätze mit einem gutem Betreuungsschlüssel für alle Kinder, deren Eltern beide arbeiten wollen und/oder müssen.   Ich wünsche mir außerdem mehr

Verständnis für Väter, die sich die Kinder-Erziehung mit ihrer Partnerin gleichberechtigt teilen wollen. Und zu guter Letzt: Mehr familien-freundliche Arbeitszeiten und -Modelle.

Hast Du DEIN passendes Familien- und Arbeitsmodell schon gefunden? Nein? Dann schau doch mal bei meinem Coaching-Angebot vorbei. Gemeinsam finden wir sicher DEINEN Weg.

Photocredit: Carolin Rottländer

 

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