Work & Family Interview Serie

Sina: Wie gestaltet Ihr den Familienalltag aus Kindern und Job?

 

Werbung // unbezahlt und unbeauftragt

Heute ist Sina im Work & Family Interview zu Gast. Sina ist vierfache Mutter, schreibt auf Ihrem Instakanal Feelslikesina  ganz wunderbare und bewegende Texte über die großen und kleinen Themen aus dem Familienalltag. Im Interview geht sie darauf ein, dass sie hauptberuflich gerade Mutter ist und die Freiheit, die Konstante zu Hause sein zu können, sehr schätzt. Sie spricht auch über die Veränderung von Rollenbildern und findet, dass für eine echte Wahlfreiheit der Job Hausfrau/Hausmann mehr honoriert werden sollte.

1. Erzähl doch mal, wer und wie viele seid ihr in eurer Familie

Wir, dass sind mein Mann Torben (36) und ich (Sina, 36) mit unseren vier Kindern Talita (9), Jaron (6), Jesaja (3) und Tara (5 Monate). Mein Mann ist Pastor, das macht unseren Alltag etwas speziell. Ich wollte auch immer Pastorin werden, bin aber nun Diplom Theologin auf dem Papier, aber eigentlich seit der Geburt unserer Tochter im Jahr 2009 hauptberuflich Mama.

2. Wie sah euer Alltag aus bevor ihr Kinder bekommen habt? Was hat sich seitdem verändert?

Als Talita zur Welt kam, waren mein Mann und ich Studenten. Wir haben beide Theologie studiert und die Freiheit des Studentenlebens genossen. Wir haben häufig dieselben Vorlesungen besucht, hatten denselben Freundeskreis und unser Alltag verlief weitestgehend parallel und miteinander, oft haben wir vom Aufstehen bis zum Schlafengehen alles gemeinsam gemacht, so auch den Haushalt. Es gab einen Putztag in der Woche und gekocht haben wir häufig zusammen. Seit wir Kinder haben, hat sich für uns ein klassisches Rollenmodell ergeben und unser Alltag ist dadurch geprägt.

3. Für welches Familien- und Arbeitsmodell habt ihr euch entschieden und warum?

Seit wir Kinder haben, hat mein Mann seine beruflichen Pläne weiter verfolgt und ist nun als Pastor tätig. Ich wollte auch immer Pastorin werden, habe es aber als große Freiheit empfunden nach dem Examen entscheiden zu können, das Mama-sein zu meinem Beruf zu machen. Wir haben uns so entschieden, weil es sich für mich richtig angefühlt hat. Der Pfarrberuf, den ich angestrebt habe, ist ein Beruf, der eine 7-Tage-Woche vorsieht, extrem flexible Arbeitszeiten und manchmal spontane Fremdbestimmung.

Da kann es schon mal vorkommen, dass viel Arbeit in die Abendstunden fällt oder das Nachts das Telefon klingelt, weil es einen Notfall gegeben hat. Da Pastor kein nine-to-five-Job ist, bräuchte es mehrere und sehr flexible Optionen zur Kinderbetreuung (wer deckt Abendtermine zeitlich ab?). Auch 50% Stellen sind oft eher eine Utopie – wenn Menschen sterben, müssen sie beerdigt werden. Diese ständige Flexibilität von beiden Eltern konnte ich mir für meine Kinder nicht vorstellen. So bin ich zuhause sozusagen die Konstante. Und ich bin sehr glücklich mit dieser Freiheit.

3. Wie organisiert ihr aktuell euren Familienalltag? Wie gestalten sich Verantwortlichkeiten und Aufgabenverteilung.

Wenn mein Mann arbeitet, bin ich zuhause und mache Haushalt und bin für die Kinder da. Wenn mein Mann zuhause ist, teilen wir die Aufgaben. Wobei sich herauskristallisiert hat, dass er in diesen Zeiten oft die Kinderbetreuung übernimmt, damit ich mal in Ruhe etwas schaffen kann. Das Werkeln in der Küche und die Zubereitung von Mahlzeiten (das ist uns aus Studentenzeiten geblieben) machen wir oft Mittags gemeinsam. Da die Arbeitszeiten meines Mannes extrem flexibel sind, braucht jeder Tag wieder erneute Absprache, wer sich wann wofür zuständig fühlt. Das empfinde ich manchmal als recht anstrengend.

4. Wie sind eure Kinder betreut, wenn ihr arbeitet?

Meine beiden Großen gehen in die Schule, der 3jährige in den Kindergarten, das Babymädchen und ich sind zuhause. Zum Mittagessen sind wir wieder alle beisammen. Die Großeltern beiderseits sind nicht vor Ort, manchmal organisieren wir sie zum Babysitten, wenn mein Mann und ich als Paar etwas machen wollen. Aber das ist recht selten und wird erst wieder Thema werden, wenn unsere jüngste Tochter nicht mehr so sehr auf mich angewiesen ist.

5. Was macht ihr im Fall von unvorhergesehenen Ereignissen?

Ich bin zuhause und kann all diese Dinge wie Krankheit oder Schließzeiten damit auffangen.

6. Bleibt in eurem Familienmodell auch Zeit für eure persönlichen Bedürfnisse als Eltern? Und wenn ja, wann?

Wir versuchen uns beide eine Zeit der Stille am Morgen zu nehmen bevor die Kinder wach sind. Häufig macht mein Mann die Kinder morgens fertig, so dass ich Yoga machen oder Tagebuch schreiben kann. Als Paar haben wir in der Tat recht wenig Zeit, weil mein Mann zugunsten der Familie viel Arbeit auf die Abendstunden legt. Die freien Abende, die wir haben, gestalten wir aber auch gezielt. Wir lassen uns selten einfach treiben, sondern verabreden uns konkret – auf Spiele- oder Filmabende oder Zärtlichkeit.

7. Die Rollenbilder von Müttern und Vätern haben sich in den letzten Jahren stark verändert und wirken sich auf den Familienalltag aus. Was braucht es aus deiner Sicht unter den Elternteilen, damit Vereinbarkeit von Familie und Beruf gut gelingen kann?

Mein Mann und ich haben nach außen hin eine sehr klassische Rollenverteilung gewählt. Und dennoch kann man unser Miteinander überhaupt nicht mit dem voriger Generationen vergleichen. Während die Frauengenerationen vor uns häufig kaum eine andere Wahl hatten als (zumindest für eine Zeit) Hausfrau zu sein, habe ich mich für dieses Modell frei entschieden und empfinde es nicht als einengend, sondern als große Freiheit. Haushalt und Kinderbetreuung sind noch stärker unser beider Aufgaben, wenn mein Mann daheim ist. Wir sprechen viel miteinander und organisieren vieles von Tag zu Tag neu.

Meiner Meinung nach müsste für eine echte Wahlfreiheit der Job Hausfrau/Hausmann mehr honoriert werden. Die Frage nach der Altersversorge muss bei dem Ehepartner, der evtl. lange aus dem Beruf aussteigt, besonders aufmerksam bedacht werden. Ich denke, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen einen sehr positiven Effekt haben könnte: mehr echte Wahlfreiheit, mehr Zufriedenheit, mehr Kapazitäten für die Arbeiten, die in unserer Gesellschaft nie vergütet werden, aber doch auch so wichtig sind (angefangen mit der Identität als Hausfrau oder -mann bis hin zu einem unfassbar großen Sektor ehrenamtlichen Engagements).

8. Was sind aus deiner Sicht aktuell die größten Herausforderungen, um Familie und Beruf zu vereinbaren?

Es müsste deutlich mehr Teilzeitstellen geben, Möglichkeiten, um tatsächlich Erwerbstätigkeit und Carearbeit fifty fifty zu teilen. Es müsste sehr viel normaler sein, dass Männer wie Frauen zuständig sind, wenn es unvorhergesehene Ereignnisse gibt, wie Krankheit oder Schließzeiten. Die „besser, schneller, weiter Mentalität“ der Wirtschaft, die sich wenig um ethische und soziale Verantwortung kümmert, stelle ich grundsätzlich in Frage.

9. Womit hast du gar nicht gerechnet bevor du Mutter geworden bist?

Wie anstrengend der Alltag ist, wenn man immer mindestens ein Kind, in vielen Stunden sogar alle vier Kinder um sich hat.

10. Wenn du einen Wunsch frei hättest, was müsste sich ändern, um die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf im Familienalltag besser hinzubekommen?

Ein bedingungsloses Grundeinkommen und eine Rentenlösug, die Zeiten der Kindererziehung und Betreuung noch mehr der Erwerbstätigkeit gleichstellt. „Moderne“, d.h. flexible und nicht festgelegte Rollenbilder sollten in den Köpfen der Menschen als „normal“ angesehen werden.

Hast Du DEIN passendes Familien- und Arbeitsmodell schon gefunden? Nein? Dann schau doch mal bei meinem Coaching-Angebot vorbei. Gemeinsam finden wir sicher DEINEN Weg.

 

Photocredit: Sina

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