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In der Work & Family Interviewserie ist diesmal Felix zu Gast. Er ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Auf seinem Instagram Account „Papa ohne Plan“ erzählt er authentisch, lustig und ehrlich über Vaterschaft, Elternschaft, große Freuden und kleine Sorgen. Wie er Familie und Beruf lebt erzählt er hier.
1. Erzähl doch mal, wer und wie viele seid Ihr in Eurer Familie?
Also unsere Familie das sind meine Frau Sophia, unser großer Sohn Elay (3) und unser kleiner Sohn Jorin (1) und zu guter Letzt meine Wenigkeit Felix. Mit uns leben 2 Hunde und 7 Hühner im und um das Haus herum. Und dann gibt’s noch Sophias Pferd Rotondo, der steht aber nicht bei uns am Haus, gehört aber dazu. Zu unsere Familie zählen natürlich noch mehr Leute, liebe Omas, ein Opa und eine fantastische Uroma die sich im nahen Wohnumfeld befinden und teil des „Dorfes“ sind
Das sind wir!
2. Wie sah Eure berufliche Situation aus bevor Ihr Eure Kinder bekommen habt? Was hat sich seitdem verändert?
Ich habe sowohl vor der Geburt unseres ersten Kindes als auch danach und bis heute fortlaufend in meinem zweiten Ausbildungsberuf Vollzeit als Erzieher gearbeitet. Meine Frau ist auch Erzieherin. Sie hat in einer vollstationären Einrichtung gearbeitet, was dann aber ab Bekanntwerden der Schwangerschaft von Elay nicht mehr ging. Ich habe während Sophias Schwangerschaft ein fantastisches Jobangebot bekommen und habe nun sehr familienfreundliche Arbeitszeiten. Vorher habe ich im Dreischichtdienst in der „Behindertenhilfe“gearbeitet. Das wäre für mich nur schwer mit Familie zu vereinbaren.
Ich arbeite mittlerweile bei einem Verein der eine Tages- und eine Intensivgruppe, angegliedert an eine Waldorfförderschule, stellt. Wir betreuen die Kinder individuell je nach Bedarf, in der Regel aber zwischen 10:00 Uhr und 16:30 Uhr. Darüber hinaus leisten wir aber auch Eingliederungshilfe in den Unterricht was dann einen Arbeitsbeginn ab 8:00 Uhr bedeutet. Die Zeiten und die finanzielle Absicherung erlaubt es uns, dass Sophia mittlerweile wieder selbst arbeiten geht, allerdings nur 20 Stunden. Das reicht uns und es ist durch Ihre und meine Arbeitszeiten bisher möglich auf eine Fremdbetreuung zu verzichten. Wie und ob dieses Modell so bleibt wird sich zeigen.
3. Für welches Familien- und Arbeitsmodell habt Ihr Euch entscheiden und warum?
Von außen betrachtet ist es gerade ein Papa geht arbeiten und Mama ist bei den Kindern Modell. Sophia macht momentan noch hauptsächlich Begleitdienste oder mal eine Nachtbereitschaft. Es ist also so das wir uns die anfallenden Aufgaben versuchen zu teilen. Es wird sicherlich nicht ewig so bleiben. Denn wir kommen wie gesagt gut mit dem aus was ich verdiene und der Wunsch ist es das Sophia bei den Kindern sein kann.
4. Wie organisiert Ihr aktuell dieses Modell? Wie gestalten sich Arbeitszeiten, Aufgabenverteilungen und Verantwortlichkeiten in Eurem Alltag?
Ich gehe unter der Woche in der Regel von 10:00 Uhr bis 16:30 arbeiten. Dazu kommt gelegentlich die frühere Arbeitszeiten durch Eingliederungen, Hilfeplangespräche, Dienstbesprechung etc. die über die normalen Zeiten hinaus gehen.
Sophia macht momentan noch Begleitdienste ab 17 Uhr oder Nachtbereitschaften. Wochenenden sind bei mir grundsätzlich frei. Ferien immer 50/50 Betreuung und frei. Während ich arbeite ist Sophia für die Jungs verantwortlich und anders herum genau so. Wer die Jungs hat der kümmert sich dann auch um das drum herum wobei wir uns gegenseitig zuarbeiten. Wenn ich die Jungs dann nach meiner Arbeit übernehme, packt Sophia uns ne Tasche mit allem was wir so brauchen für einen Ausflug.
Ich übernehme die Einschlafbegleitung am Abend und in der Zeit wirbelt Sophia dann meist noch mal durchs Haus. Wenn sie dann im Bett ist mache ich auch noch ein bisschen was im Haus ,decke den Tisch für den nächsten Tag, mache noch eine Müllrunde etc. Das klappt mittlerweile ganz gut, jeder hat seine Bereiche und somit bleibt selten etwas liegen oder ist am nächsten Morgen chaotisch.
5. Die Rollenbilder von Mütter und Vätern haben sich den letzten Jahren stark verändert und wirken sich auf den Familienalltag aus. Was braucht es aus Deiner Sicht unter den Elternteilen, damit Vereinbarkeit von Familie und Beruf gut gelingen kann?
Damit es zum Wohle der Kinder zu einer guten Vereinbarkeit von Arbeit und Familie kommen kann braucht es meiner Meinung nach Respekt, Verständnis, Empathie und Bereitschaft. Auch wenn wir es von außen betrachtet gerade sehr klassisch leben,was die Verteilung von Arbeit angeht,steckt mehr dahinter. Wir beide haben den Ansatz der bedürfnisorientierten Erziehung und möchten das wohl der Kinder im Fokus halten. Das kann nur gelingen wenn wir bereit sind zu zu hören und genau auf unsere Kinder zu schauen. Die Jungs genießen es so sehr Zeit mit uns und vor allem ihrer Mama zu verbringen. Auf kurz oder lang wird Sophia wieder zu Hause bleiben weil wir in der glücklichen Lage sind es uns leisten zu können. Es ist aus unserer Situation heraus langfristig die beste Variante.
Es bräuchte meiner Meinung nach ein wenig mehr öffentliche Anerkennung und Respekt was viele Frauen und auch Männer täglich leisten wenn sie „nur“ Hausfrau/Mann und Mutter/Vater sind. Das Verständnis untereinander ist enorm wichtig und wenn wir dazu empathisch genug sind zu sehen wenn der andere Freiraum braucht um sich wieder zu erden, dann kann es gut gelingen diese beiden monumentalen Säulen des Lebens zu verbinden und nicht gegeneinander zu stellen. Es ist traurig genug, dass es Familien gibt denen es nicht möglich ist zu wählen was sie wollen.
6. Wie sind Eure Kinder betreut, wenn Ihr arbeitet?
Momentan gibt es keine Überschneidungen der Arbeitszeiten. Wir haben es so geregelt,dass wir und im Notfall die Oma überbrückt. Unser großer Sohn Elay sollte ab 1.7.2019 in den Kindergarten gehen aber die Eingewöhnung ist gescheitert und zum Leidwesen aller möchte Elay auf Grund der negativen Erfahrungen die er gemacht hat nicht mehr dort hin gehen. Wir sind nicht auf die Betreuung angewiesen sondern wollen Elay gerne den Kindergarten als Soziales Lernfeld eröffnen,das hat aber nicht geklappt. Nun suchen wir nach einer Lösung die Ihn glücklich und uns zufrieden stimmt. Sollte es also dazu kommen das wir einen Kindergartenwechseln anstreben,dann verändert er die Betreuungssituation eventuell nochmal für uns. In Frage kommt momentan,egal in welchem Kindergarten sowieso nur eine Betreuung von Morgens bis Mittags und keine Ganztagsbetreuung.
7. Was macht Ihr im Fall von unvorhergesehenen Ereignissen (Krankheit, spontane Termine etc.)? Habt Ihr dafür immer einen Plan B?
Meine Mutter und meine Großmutter wohnen unter einem Dach zwei Häuser weiter die Straße runter. Dort besteht quasi im Notfall aber auch in letzter Zeit mehr und mehr im alltäglichen Ablauf die Möglichkeit die Kids unterzubringen bzw,dass Oma kommt und auf die Kinder aufpasst oder wir sie kurz“parken“ wenn etwas zu erledigen ist bei dem die Kinder nur Folgen müssten,Banktermine etc.
8. Bleibt in Eurem Familienmodell auch Zeit für Eure persönlichen Bedürfnisse als Eltern? Und wenn ja, wann?
Wir haben seit dem Jorin abgestillt ist mehr und mehr begonnen uns gegenseitig wieder Freiräume zu schaffen um unseren Hobbys nach gehen zu können. Sophia geht gerne mehrere Stunden auf Ihrem Pferd Rotondo ausreiten. Ich gehe seit dem wieder regelmäßig zum Handballtraining und spiele auch wieder aktiv. Es tut sehr gut das wieder tun zu können. Die Auszeiten von Familie und dem drum herum sind so wichtig. Durch die Freiräume die wir uns schaffen ist unsere Beziehung auch wieder gefestigt worden. Wir haben es geschafft.
9. Was sind aus Deiner Sicht aktuell für Euch die größte Herausforderung bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf?
Wir befinden uns ja wie ich bereits erklärt habe in einer Art Umbruchphase in der wir unsicher sind ob und wie Sophia weiter Arbeiten gehen wird und was geanu mit dem Kindergarten wird. Momentan besteht die Herausforderung darin einen Weg zu finden,der in erster Linie für unsere Jung funktioniert und für uns vertretbar ist.
10. Womit hast Du so gar nicht gerechnet bevor Du Vater geworden bist?
Ich habe nicht damit gerechnet,dass es heut zu tage immer noch so veraltete Rollenbilder und Vorstellung von Familie in den Köpfen so vieler gibt. Wenn ich als Papa mit zwei Kids unterwegs bin,dann wird das gelobt und gefeiert, die Kinder werden gefragt wo denn die Mutti ist. Ich habe noch nie erlebt oder gehört,dass eine Mama sowas gefragt worden ist. Es ist einfach nach wie vor selbstverständlich, dass Mütter sich alleine, aufopferungsvoll um die Kinder kümmern und ihre Bedürfnisse und Wünsche nach beruflicher Erfüllung,Karriere oder Hobbys hinten anstellen.
Sieht man einen Vater der das gleiche macht, wird der dafür gelobt. Natürlich ist es schön Anerkennung zu bekommen für das was man leistet, mir fehlt da aber die Gleichberechtigung beider Elternteile. Es ist für einen Papa wie mich nicht schön wenn vermutet wird, dass Mama krank sein muss wenn ich mit den Jungs allein unterwegs bin. Es diskreditiert meine Bemühungen einer aktiven Vaterrolle nach zu kommen und im Umkehrschluss auch die Bemühungen meiner Frau und einer jeden Mutter die das Tag täglich das gleiche leistet.
11. Wenn Du einen Wunsch frei hättest, was müsste sich ändern, um die Vereinbarkeit aus Familie und Beruf noch besser hinzubekommen?
Mehr öffentliche Anerkennung und Wertschätzung für die Individualität von Familien und Familiensystemen. Gleiche Bezahlung ,gleiche Anerkennung und Wertschäzung dessen was geleistet wird für Familien,sowohl zuhause, egal ob von Mutter oder Vater und genau so auf der Arbeit.
Hast Du DEIN passendes Familien- und Arbeitsmodell schon gefunden? Nein? Dann schau doch mal bei meinem Coaching-Angebot vorbei. Gemeinsam finden wir sicher DEINEN Weg.
Photocredit: Felix