Work & Family Interview Serie

Kathy: Wie lebt Ihr Vereinbarkeit von Kindern und Beruf?

Diesmal ist Kathy Weber bei mir zu Gast. Kathy ist Moderatorin, überzeugt und begeistert von der Gewaltfreien Kommunikation, Gründerin der Elternberatung Herzenssache und zweifache Mutter.  Wie sie diese ganzen Bälle in der Luft hält und die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf lebt, davon erzählt sie mir.

1. Erzähl doch mal, wer und wie viele seid Ihr in Eurer Familie?

Also wir sind zu 4. Mein Mann und ich haben eine gemeinsame Tochter (3) und mein Sohn (11) stammt aus einer anderen Beziehung. Wir leben in Berlin und mein Sohn ist jeden 2. Freitag bis Mittwoch bei seinem Vater. Ich bin beruflich oft in Deutschland unterwegs, mein Mann arbeitet als Künstler in der Stadt. Aktuell sind wir ganz glücklich, dass wir für unsere Tochter einen Platz in einem Waldorfkindergarten bekommen haben und der Große geht seit 1 Jahr auf eine Montessorischule. Mir ist alles lieber als das staatliche Schulmodell.

2. Wie lebt Ihr Vereinbarkeit von Kindern und Beruf? Wer macht bei Euch was und wann?

Bei uns haben sich manche Aufgaben wie von alleine aufgeteilt. Mein Mann übernimmt unter der Woche die Einkäufe und er steht meistens in der Küche. Dafür kümmere ich mich um die Wäsche. Bin ich beruflich unterwegs, ist er für die Kinder zuständig. Bin ich in Berlin, dann übernehme ich meistens die Nachmittage. Wobei wir das jede Woche neu besprechen.Alles, was mit Kommunikation zu tun hat (Kindermädchen, Mails, Briefe), ist mein Bereich, dafür übernimmt er alles, was Defekte betrifft – sei es die Waschmaschine, das Auto oder ein Fahrrad. Die Arzttermine mit den Kids übernehme meistens ich, wobei ich da vermehrt auch mal was abgebe.

3. Du bist Moderation, Gründerin der Kathy Weber Moderatorenschule und berätst Eltern, Erzieher und Lehrer in gewaltfreier Kommunikation – wie gelingt Dir Vereinbarkeit bei all diesen Themen?

Mhhhh – meinst du berufliche? Für mich macht es die Mischung. Ich habe an allen 3 Bereichen meine Freude und versuche täglich Prioritäten zu setzen. Eins nach dem anderen, Schritt für Schritt.

 

4. Liegt Dir einer dieser Jobs besonders am Herzen?

Puh – das kann ich schwer beantworten, denn sie spielen sich alle 3 gegenseitig in die Karten. Da meine Kathy Weber Herzenssache, also die Elternberatung mit der GfK, am jüngsten ist und ich mir damit einen langen Traum erfüllt habe, stecke ich da gerade unfassbar viel Energie in den Aufbau rein. Am Herzen liegen mir allerdings alle 3 Bereiche. Mal spielt der eine die erste Geige, mal der andere.

5. In welchem Rahmen sind Eure Kinder betreut, wenn Ihr arbeitet?

Unser Großer geht von 8-15 zur Schule. Danach ist er meisten verabredet oder spaziert gleich zu einem seiner Kurse. Entweder kommt er auf 17:30 zum Abendessen nach Hause oder spätestens 19:00 ist er zurück. Das besprechen wir jeden Tag neu und oft lasse ich ihn auch einfach ziehen. Er weiß, dass 19:00 die grenze ist. Unsere Kleine geht 4 Tage die Woche in den Kindergarten (8:45 – 15:00), danach ist einer von uns zuständig. Am 5. Tag haben wir bisher einen Mama-Tochtertag, doch das ändert sich vermutlich bald, da sie älter wird und mit der Betreuung besser klar kommt. Pünktlich um 20:00 schläft sie und dan haben wir noch Zeit mit dem Großen. Ab ca 21:30 ist dann Erwachsenenzeit.

6. Du kennst sicher auch die Fälle im Alltag mit Kindern in denen alle Pläne kurzfristig über den Haufen geworfen werden müssen. Wie macht ihr das? Habt ihr für solche Fälle einen Plan B oder ein Notfallnetzwerk?

Ein Notfallnetzwerk haben wir nicht wirklich. Meine Eltern leben in Berlin, das hilft oft – ein Notanruf und sie lassen alles stehen und liegen. Da mein Mann selbstständig ist und im Atelier um die Ecke arbeitet, ist er im Prinzip auch immer zur Stelle. Ist ein Kind krank – dann bleibt einer Zuhause und kümmert sich. Wer das ist, besprechen wir. Sofern es mir möglich ist, übernehme ich diesesn Job sehr gerne, denn ich möchte für meine Kinder da sein und versuche immer wieder die Kids vor die Jobs zu stellen.

7. Wie gehst Du als berufstätige Mutter mit schlechtem Gewissen und Erwartungen von Außen um?

Ich habe kein schlechtes Gewissen, da ich mich sehr nach meinen Kids richte. So habe ich zum Beispiel bewusst nach der Geburt meiner Tochter eine täglich Sendung abgegebene, weil ich sofort wusste, dass dieses Kind mehr Aufmerksamkeit braucht. Ich bereue es nicht einen Tag. Ebenso der Mama-Tochtertag ist mir wichtig und ich verabrede mich einemal die Woche mit meinem Sohn zum Essen. Also Mama-Sohn-Zeit. Es gibt sicher Situationen, in denen es meinen Kindern schwerfällt, dass ich auf beruflicher Reise bin, doch das begleite ich voher, währenddessen und danche. Ich bedauere sicher das ein oder andere mal, wo es große Vermissung gab. Gleichzeitig feiere ich meine berufliche Flexibilität und meine Jobs. Ich kenne kein schlechtes Gewissen und Erwartungen von außen spüre ich keine – ich kümmere mich um mich und um meine Familie so, wie ich denke, dass wir es brauchen. Was andere denken, kann ich bei ihnen lassen. Ich weiß, dass ich meine Kids mehr sehe, als viele andere Berufstätige. Und das feiere ich und dafür bin ich mir selber sehr dankbar. Denn das habe ich mir selber so eingerichtet, dabei verzichte ich auf das ein oder andere und gleichzeitig bekomme ich viel geschenkt.

8. Was ist für Dich aktuell die größte Herausforderung bei der Vereinbarkeit von Kindern und Beruf?

Mir geht gerade so viel durch den Kopf, ich habe so viele Ideen und so viel angeschoben – manchmal fällt es mir schwer ganz präsent bei meinen Kids zu sein. Ab und an schweifen die gedanken ab und der Blick geht zum Handy. Daher versuche ich mich da jedes Mal aufs Neue zu disziplinieren: kein Handy am Nachmittag und einen zettel parat, wo ich die ideen aufschreiben und quasi ablegen kann.

9. Womit hast Du so gar nicht gerechnet bevor Du Mutter geworden bist?

Das ich eine Löwenmama sein würde und ich die Verantwortung lieben würde.

10. Gibt es in Eurem aktuellen Berufs- und Familienmodell auch noch Zeit für Eure persönlichen Bedürfnisse als Eltern?

Da geben wir uns Mühe. In der Relge versuchen wir 1 Mal die Woche zusammen etwas zu unternehmen und bestellen das Kindermädchen. Mein Mann geht regelmäßig zum Fitness und ich räume mir Zeit für meine Yogamatte Zuhause ein. Woran wir noch arbeiten: ein gemeinsamer Kurztripp. Da ich oft am Wochenende arbeite, sind wir halt einfach gerne Zuhause. Wie gesagt, da arbeiten wir dran.

11. Wenn Du einen Wunsch frei hättest, was müsste sich ändern, um die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf noch besser hinzubekommen?

Mir geht diese Frau/Mann – Mama/Paparollle auf den Keks. Ob bei den Arbeitgebern oder auch bei den Arbeitnehmern. Wir würden uns viele Konflikte sparen, könnten wir uns einfach von diesen Klischees befreien. Doch das ist eben ein Prozess. Mein Wunsch wäre also, die komplette Auflösung der Rollenklischees – dann würden sich viele Probleme von ganz alleine lösen.

Meine Arbeitszeit ist oft begrenzt, dann geht etwas langsamer voran, dafür habe ich gemeinsame erlebnisse mit meiner Familie. Das sit für mich ein wichtiger Ausgleich. Bei meinem Sohn geht es ja bereits los, dass er Nachmittags kaum noch zu sehen ist, dafür nehme ich mir dann abends für ihn Zeit. Irgendwann wird das bei unserer Kleinen auch so sein und dann kann ich mich wild und dusselig arbeiten;-). Ich versuche stets das Positive in den Dingen zu sehen – ich habe 3 Jobs, die mir sehr viel Freude bereiten und gleichzeitig kümmere ich mich um meine Kinder mit sehr viel Hingabe. Das sehe ich als Geschenk, welches ich mir selber mache. Denn ich könnte sie auch Ganztags betreuen lassen und arbeiten, arbeiten, arbeiten – doch ich habe andere Prioritäten.
Meine Tochter geht zum Beispiel nur 4 Tage in die Betreuung, da ich am 5. Tag einen Mama-Tochtertag eingerichtet habe. Das wird sich sicher bald ändern, da sich ihre Bedürfnisse auch ändern. Bisher hat sich das für uns beide gut angefühlt.

 


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