Work & Family Interview Serie

Sascha: Wie sieht bei Euch Vereinbarkeit im Alltag aus?

 

Werbung // unbezahlt und unbeauftragt 

Heute ist Sascha aka thefatdad im Work & Family Interview zu Gast. Sein Instagram Profil besticht durch einen humorvollen und immer authentisch-ehrlichen Einblick in seinen Familienalltag. In unserem Austausch geht er noch mehr ins Detail, spricht über Vereinbarkeit, Aufgabenverteilung und das Akkuprinzip. Reinlesen lohnt sich.

1. Erzähl doch mal, wer und wie viele seid Ihr in Eurer Familie?

Wir, wir sind 4 Personen Mama Joanna, Papa Sascha und 2 Jungs „B“ 3 ¼ bzw. „L“ 1 ½ Jahre alt.

2. Wie sah Eure berufliche Situation aus bevor Ihr Eure Kinder bekommen habt? Was hat sich seitdem verändert?

Sowohl meine Frau, als auch ich waren und sind beide beim selben Arbeitgeber fest angestellt – da hat sich also erst mal nicht viel verändert. 

3. Für welches Familien- und Arbeitsmodell habt Ihr Euch entscheiden und warum?

In die Elternzeit für „B“ wurde „L“ geboren. 10 Monate nach der Geburt von L ist meine Frau dann wieder arbeiten gegangen und ich bin für 4 Monate in die Elternzeit entschwunden. Jetzt sind wir beide wieder berufstätig, ich 5, meine Frau 4 Tage die Woche. Die Kinder sind beide in der KITA. Das „Warum“ ist vielschichtig, zum einen gehen wir beide gerne arbeiten, zum anderen wissen wir unsere Kinder in der Zwischenzeit gut betreut und Geld verdienen spielt natürlich auch eine nicht untergeordnete Rolle. 😉

4. Wie organisiert Ihr aktuell dieses Modell? Wie gestalten sich Arbeitszeiten, Aufgabenverteilungen und Verantwortlichkeiten in Eurem Alltag?

Organisation ist hier das richtige Stichwort. Wir haben beide das Glück mit einer „freien“ Gleitzeiteinteilung – müssen uns also nicht an starre Grenzen halten. Das nimmt in vielen Fällen schon mal den Druck. Wir müssen natürlich unterm Strich beide die bezahlte Arbeitszeit auch erbringen. Beide haben wir die Möglichkeit bekommen einen Tag die Woche von Zuhause aus zu arbeiten – auch das entzerrt gewaltig. Wir müssen beide ansonsten pendeln, die einfache Wegstrecke zur Arbeit/nach Hause sind im Normalfall 40 Minuten. Mit einem Tag Homeoffice gewinnen wir also im Schnitt 1 ½ Stunden Arbeitszeit und es lohnt sich auch mal für ein paar Stunden doch noch was anzufangen ohne den Arbeitsweg auf sich zu nehmen. Der normale Tagesablauf sieht so aus, dass einer die Kinder in die KITA bringt und der andere um 6:45 Uhr anfängt zu arbeiten. Wer früh anfängt macht früh Schluss und holt die Kinder wieder. Der andere arbeitet so lange es eben nötig ist. So halten wir das Zeitfenster der KITA möglichst klein und die Kinder sehen über den Tag auf jeden Fall beide Elternteile.

Die Aufgaben im Alltag sind paritätisch verteilt. Jeder trägt also sein Päckchen. Gewisse Sachen sind fest zugeteilt, mir z.B. Wäsche und Staubsaugen – klappt auch manchmal… Vieles ergibt sich aber auch, wer eben mehr Zeit hat. Auch hier ist Flexibilität erforderlich, denn nicht immer der, der mittags schon Zuhause ist hat mehr Zeit. Kindern sind Dinge wie Wäsche oder ein dreckiger Boden relativ wurst, die wollen zumeist vor die Tür, also geht man dann raus und die Wohnung sieht eben so aus, wie sie aussieht.

Abends bringen wir im Wechsel beide Kinder gemeinsam ins Bett, der jeweils andere kümmert sich in der Zeit darum die Wohnung wieder in einen wohnbaren Zustand zu versetzen. So ist jeder mal mit allem dran und keiner wird „benachteiligt“.

Auch das Akkuprinzip zieht bei uns ganz gut. Wenn der Akku des einen leer ist und der des anderen noch voll, dann verteilen wir die Arbeit auch entsprechend. Sind beide Akkus leer bleibt auch mal was liegen – muss man aber auch erst mal lernen.

 5. Wo und wie sind Eure Kinder betreut, wenn Ihr arbeitet?

Eines vorne weg, wir sind hier wahrlich in einer sehr guten Situation. Alle Eltern wohnen im „näheren“ Umfeld und wenn es ganz eng wird finden wir auch immer jemanden der uns beistehen kann. Dafür sind wir sehr dankbar! Zudem sind beide Kinder in der gleichen KITA in Betreuung was die Sache auch angenehmer macht. Theoretisch könnten die Kinder von 7 bis 17 Uhr in die KITA, das ist jedoch weder unser Anspruch, noch unser Ziel. Realistisch liegt die Zeit zwischen 8.30 und 15.30 Uhr.

6. Schleicht sich zwischendurch auch sowas wie ein schlechtes Gewissen ein, weil entweder der Lebensbereich Arbeit oder Familie hinten anstehen muss? Und wenn ja, wie geht Ihr damit um?

Es hat eine ganze Zeit gedauert bis ich mich an die Situation nach meiner Elternzeit gewöhnt habe, wahrscheinlich bin ich sogar noch im Eingewöhnungsprozess. Ich musste lernen Dinge neu zu priorisieren und Abläufe auf der Arbeit umzustellen. Erst jetzt, nach 3 Monaten, stellt sich langsam eine gewisse Routine ein die mir wieder etwas Ruhe gibt. Ein schlechtes Gewissen habe ich noch nicht, was aber auch an der aktuellen Betreuungssituation liegt. Sie passt zu uns und den Kindern geht es gut dabei. An „schlechten“ Tagen plagt mich natürlich auch ein bisschen Wehmut. Bei 20 KITA-Tagen im Monat klappt das Abgeben an 18 Tagen problemlos. Aber an den 2 Tagen wo es nicht gut klappt (weil jeder mal einen schlechten Tag hat) drückt mir das schon ganz schön aufs Gemüt.

7. Wie geht Ihr mit unvorhergesehenen Ereignissen (Krankheit, spontane Termine etc.) um? Gibt es dafür einen Plan B oder ein Notfallnetzwerk?

Auch hier versuchen wir es aufzuteilen – am 2. Tag nach meiner Elternzeit war ich z.B. schon wieder wegen der kranken Kinder Daheim. Den 1. Tag danach hatte meine Frau übernommen. Das muss und kann natürlich auch den Bedürfnissen der Arbeit entsprechen. Hat sie viel zu tun bleibe ich bei den Kindern und umgekehrt genauso. Und wie oben schon mal geschrieben bleiben im Notfall auch noch die Option Großeltern.

8. Bleibt aktuell in Eurem Familienmodell Zeit für Eure persönlichen Bedürfnisse als Eltern? Und wenn ja, wann?

Zeit für jeden einzeln bleibt auf jeden Fall, so hat jeder von uns auch die Möglichkeit mal einen Abend für sich zu nehmen und dem Hobby nachzugehen, oder sich mal wieder mit Freunden zu treffen (ohne Kinder…). Gemeinsam etwas zu machen bedeutet immer ein wenig mehr Aufwand, da die Betreuung der Kinder sichergestellt werden muss, aber auch solche Abende sind dank der Familie drin, wenn auch eher selten. 

9. Was würdest Du sagen ist aktuell für Euch die größte Herausforderung bei der Vereinbarung von Kindern und Beruf?

Zeit, davon bräuchte ich noch etwas mehr am Tag. Mal für die Kinder, mal für meine Frau, mal für die Arbeit, mal für meine Hobbys. Aber damit bin ich ja nun wahrscheinlich nicht der Einzige und vor den Kindern war es auch schon nicht leicht. Ich denke seine Prioritäten zu überdenken und neu zu setzen ist der Schlüssel, ohne etwas zu ändern ist unser Familienmodell nicht umsetzbar

10. Womit hast Du so gar nicht gerechnet bevor Du Vater geworden bist?

Klingt jetzt vielleicht komisch, aber die Antwort lautet „Vater zu sein“. Das Leben verändert sich massiv mit den Kindern (wenn man die Sache ernst nimmt). Darauf war ich so nicht vorbereitet. Für alles braucht man in Deutschland einen Führerschein, nur Kinder darf man so bekommen…:) Aber ich liebe diese Veränderung und genieße wirklich jeden Tag, ich bin für mein Leben gerne Papa!

11.Wenn Du einen Wunsch frei hättest, was müsste sich ändern, um das Miteinander aus Familie und Beruf noch besser hinzubekommen?

Ich bin mir bewusst, dass es uns schon sehr gut geht. Wir haben relativ problemlos einen KITA-Platz für beide gefunden. Das erlebe ich bei Freunden und Kollegen durchaus anders. Leute kämpfen mit der Stadt um Betreuungsplätze, Familien werden an die Existenzgrenzen getrieben, weil der Partner nicht arbeiten gehen kann, da die Kinderbetreuung nicht gegeben ist – das Haus aber bezahlt werden muss…

Bezahlbare, zeitlich vernünftige und gute Betreuungsplätze in ausreichender Form würde ich mir daher für die Allgemeinheit wünschen. Damit steht und fällt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus meiner Sicht.

 


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