Work & Family Interview Serie

Marco, wie lebt Ihr Vereinbarkeit von Familie und Beruf?

 

Werbung (unbezahlt und unbeauftragt)

Ich freue mich in diesem Interview den Journalisten Marco Krahl zu Gast zu haben. Er ist stellvertretender Chefredakteur von „Men’s Health Dad“ und lebt mit seiner Familie in Hamburg. Gemeinsam mit Florian Schleinig hostet er den Podcast „Echte Papas“. Wir sprechen über seine Vaterrolle und das es eine Elternzeit Reform braucht, um mehr Männer in Ihrer Vaterrolle zu unterstützen.

1. Erzähl doch mal, wer seid Ihr und wie viele?

Ich bin Marco! Erst war ich alleine, dann traf ich meine zukünftige Frau, inzwischen haben wir zwei Kinder, 14 und 11 Jahre alt. Wir sind also zu viert. Ich arbeite bei der Zeitschrift  Men’s Health und bin dort Stellvertretender Chefredakteur sowie Redaktionsleiter der Line-Extension Men’s Health Dad, die zweimal im Jahr erscheint. Zudem bin ich zusammen mit Florian Schleinig Host des 14-tägigen Podcasts „Echte Papas“. Meine Frau hat jahrelang als freie Lektorin gearbeitet und hat diesen Sommer in Hamburg einen Bilderbuchladen eröffnet.

2. Wie war Eure berufliche Situation denn bevor Eure beiden Kinder auf die Welt gekommen sind? Was hat sich seitdem verändert?

Meine Frau hat schon vor den Kids lange als freie Lektorin gearbeitet, ich habe bis zur Geburt unseres ersten Kindes 2006 Vollzeit gearbeitet, danach viel experimentiert bei meinen Arbeitszeiten: Das erste Jahr mit Kind habe ich auf vier Tage reduziert, als dann 2008 Nummer zwei auf die Welt kam,  bin ich für ein halbes Jahr in Elternzeit gegangen (die Möglichkeit gab es bei unserem ersten Kind leider noch nicht), während meine Frau für die Zeit fest in Vollzeit arbeitete. Später verschob ich erst meine Arbeitszeiten, fing früher an, damit ich auch früher zu Hause sein könnte und reduzierte dann meine Arbeitszeit auf 90 Prozent. Ich fange jetzt schon um kurz vor acht an, damit ich um 15.30 Uhr zu Hause bin, wenn die Kinder aus der Schule kommen. Der Laden meiner Frau schließt dann um 18 Uhr.

3. Bringst Du Dich als Vater in die Carearbeit mit ein? Habt ihr da klare Regelungen in Eurer Partnerschaft getroffen?

Den Begriff Carearbeit finde ich etwas schwierig, weil er so vieles umfasst. Lass uns lieber konkret werden: Ich bringe den Müll raus, ich lege Klopapier nach, ich schmiere Pausenbrote, ich gehe einkaufen, wasche Schmutzwäsche, lege frischgewaschene Shirts, koche, mache mit den Kids Hausaufgaben… Klare Regelungen gibt es bei uns nicht, aber es klappt ganz gut bei uns, liegt vielleicht auch daran, dass wir schon ein paar Jahr Übung haben. Und natürlich hat auch jeder seine Vorlieben und Prioritäten.

4. Die gesellschaftliche Rolle des Vaters innerhalb der Familie ist aus meiner Sicht dabei sich zu verändern. Wie erlebst Du das? Ist aus Deiner Sicht ein Wandel im Gange und wie empfindest Du diesen?

Das unterschreibe ich voll und ganz und bekomme das auch immer wieder bestätigt von DAD Lesern und Podcast Hörern. Allerdings geht mir dieser gesellschaftliche Wandel nicht schnell genug. Persönlich bin ich aber sehr froh darüber, dass ich meine Vaterrolle anders definiere bzw. definieren kann als beispielsweise mein eigener Vater, da es mir meine Kindern (noch) näher bringt. Ein schönes Gefühl, auch für die Zukunft.

5. Achtet Ihr als Eltern darauf Euch regelmäßig Zeit für Eure persönlichen Bedürfnisse einräumen? Und wenn ja, wie macht Ihr das genau?

Wir versuchen es, aber es gelingt – abhängig von der vorherrschenden Lebenssituation – nicht immer. Was ich aber immer hinbekomme ist, Sport in meinen Alltag zu integrieren. Je einmal in der Woche gehe ich zum Yoga und treffe mich mit einem Freund, gemeinsam laufen wir um die Alster. Und wenn es die Zeit zulässt, mache ich zwei, drei Mal die Woche in der Mittagspause ein kurzes Lunch-Workout mit einem Kollegen. 20 bis 30 intensive Minuten reichen da schon aus für Körper und Geist. Auch meine Frau hat ihre Routinen, allerdings hat sie sich gerade ihren Traum erfüllt und in Hamburg-Eimsbüttel diesen kleinen Bilderbuchladen eröffnet, das würfelt vieles natürlich durcheinander durch die neuen Öffnungs- und Arbeitszeiten.

6. Wenn alles läuft wie geplant, super! Doch was ist, wenn die Schule anruft oder das Kind morgens krank ist? Habt Ihr dafür ein Notfallnetzwerk?

Früher ist meine Frau dann oft zu Hause geblieben, die vorher jahrelang als freie Lektorin gearbeitet hat. Mit Eröffnung ihres Ladens, haben wir das getauscht. Zudem hat Corona auch gezeigt, dass ich prima im Home-Office arbeiten kann. Außerdem muss man sagen, dass unsere Kinder nicht mehr so klein sind und mit 11 und 14 Jahren inzwischen keine so intensive Betreuung mehr benötigen. Ein Notfallnetzwerk hatten wir nie, aber mit ein bisschen Vorlaufzeit waren zum Glück auch immer die Großeltern, die ein bisschen entfernt wohnen, bereit zu helfen.

7. Was ist aus Deiner Sicht aktuell die größte Herausforderung im Alltag aus Beruf und Familie?

Die Ausnahme von der Regel. Wenn alles wie geplant läuft, funktionieren wir gut in der Familie. Wenn aber ein Kind krank wird, die Schule schließt oder der Job mal mehr Zeit beansprucht als normal, muss man improvisieren und jonglieren. Jeder weiß, dass man dann nicht immer alle Bälle gleichzeitig in der Luft halten kann.

8. Womit hast Du so gar nicht gerechnet bevor Du Vater geworden bist?

Glücklicherweise (oder dummerweise) habe ich mir vorher gar nicht so einen Kopf gemacht. Und ehrlich gesagt, ist Vatersein (genauso wie natürlich Muttersein) in seiner lebenslangen Gänzlichkeit im Voraus ja auch gar nicht vorstellbar. Die emotionale Verantwortlichkeit verbunden mit Sorgen und Ängsten eines Menschen beeindruckt mich aber immer wieder.

9. Wenn Du einen Wunsch frei hättest, was müsste sich ändern, um den Alltag aus Beruf und Familie besser miteinander zu vereinbaren?

Ich glaube am wichtigsten ist das Bewusstsein für das Thema Vereinbarkeit und der Wille, etwas zu ändern. Insoweit muss die innere Einstellung erstmal stimmen, unabhängig von den Rahmenbedingungen. Aber natürlich wird alles einfacher für Eltern, wenn auch Politik, Unternehmen und Gesellschaft an diesen einem Strang ziehen. Von der Politik wünsche ich mir deshalb eine Elternzeit Reform, die mehr Väter dazu motiviert früher und länger in Elternzeit zu gehen. Unternehmen müssen familienfreundlicher werden und Teilzeit auch für Väter als normal betrachten und die Gesellschaft muss sich für neue Rollenbilder öffnen und Väter nicht diskriminieren, die es anders machen als die Generationen vor ihnen. Alle guten Dinge sind halt immer noch drei.

 


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Photocredit: Philipp Gätz

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