Work & Family Interview Serie

Peggy: Wie vereinbart Ihr Familie, Job und Eltern?

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In heutigen Work & Family Interview ist Peggy zu Gast. Peggy ist Journalistin, hat zwei Kinder und eine Mutter, die an Alzheimer erkrankt ist. In unserem Austausch geht Sie darauf ein, wie diese Krankheit aktuell Ihr Leben beeinflusst und wie sie Familie, Job und Eltern vereinbart.

1. Erzähl doch mal, wer seid du bist?

Das bin ich Peggy. Ich bin Mutter von drei Töchtern: Elin (11), Ida (7) und Matilda (3).  Ich arbeite als Journalistin bei einer Zeitschrift und schreibe den Blog „Alzheimer und wir“. Darin geht es um die Alzheimer-Erkrankung meiner Mama und wie ich als Tochter und Mutter damit umgehe.

 2. Wie war denn deine berufliche Situation, bevor deine Kinder auf die Welt gekommen sind?

Ich habe vor dem ersten Kind Vollzeit gearbeitet. Als meine Tochter geboren wurde, habe ich sechs Monate Elternzeit genommen, danach hat mein Mann sechs Monate Elternzeit genommen. Ich bin wieder Vollzeit eingestiegen. Beim zweiten Kind hatte ich acht Monate Elternzeit, bei meiner dritten Tochter zehn Monate plus Resturlaub.

3. Was hat sich seitdem verändert? Wie organisierst du jetzt deinen Familien- und Berufsalltag und wer macht was?

Seit meinem zweiten Kind arbeite ich 34 Stunden pro Woche. Dabei haben wir uns die Betreuung von Anfang an geteilt. An zwei Tagen die Woche holt der Papa die Kinder ab, an zwei Tagen ich. So habe ich immer auch Tage, an denen ich länger im Verlag sein kann oder eine Dienstreise machen kann. Das gibt mir Freiraum für meinen Beruf, den ich sehr genieße – und jedem Elternteil die Gelegenheit, im Alltag mit den Kindern zusammenzusein. So ist jeder abwechselnd für die Kinder verantwortlich und die Familienarbeit lastet auf beiden Schultern.

4. Welche zusätzlichen Herausforderungen entstehen, wenn nicht nur die Kinder ein besonderes Maß an Aufmerksamkeit und Zuwendung benötigen, sondern auch die eigenen Eltern?

Zum einen ist da natürlich die Zeitfrage. Meine Mama ist ja an Alzheimer erkrankt und umso weiter die Krankheit voranschreitet, desto mehr Unterstützung braucht sie. Ich würde gerne häufiger bei ihr sein, um meine Eltern zu unterstützen, aber gleichzeitig brauchen mich natürlich auch die Kinder. Ich finde es eine mentale Belastung, weil man nicht nur in dem Spannungsfeld Kind und Job steckt, sondern auch noch eine Komponente dazu kommt. Emotional finde ich es auch sehr herausfordernd, denn während andere Mütter von ihren Müttern/Vätern unterstützt werden und die Kinder mal bei den Großeltern lassen könne, setze ich mich damit auseinander, dass ich meine Mama immer ein Stückchen mehr verliere. Das ist einfach auch sehr traurig – und ich bräuchte mehr Muße und Ruhe für diesen Prozess.

5. Was hat sich in deinem Alltag verändert, seitdem Deine Mutter an Alzheimer erkrankt ist?

Ganz klar: Ich fahre häufiger zu meinen Eltern und auch relativ oft ohne die Kinder. Anfangs habe ich mich nicht getraut, weil ich den Kindern gegenüber ein schlechtes Gewissen hatte. Und wenn ich bei den Kindern war, hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil meine Mama mich doch auch brauchen würde. Aber diese Zeiten bei meinen Eltern sind wichtig, weil ich sie zum Beispiel zum Arzt begleiten kann und so auch informiert bin. Von München aus kann ich Dinge anleiern oder zu bestimmten Fragen recherchieren und so meinen Papa unterstützen. Seit fast einem Jahr blogge ich über die Herausforderungen zwischen Alzheimer-erkrankten Mama und den Kindern auf www.alzheimerundwir.com. Am Anfang war es vor allem ein wenig Therapie für mich, mittlerweile erreiche ich über den Blog viele andere Betroffene und es entsteht ein schöner – und wichtiger Austausch.

6. Räumt Ihr Euch auch regelmäßig Zeit für Eure persönlichen Bedürfnisse ein? Und wenn ja, wie gelingt Euch das?

Ich weiß, ich bräuchte mehr Zeit für mich. Und immer, wenn ich etwas für mich mache, tut mir das sehr gut. Ich gehe regelmäßig joggen, das hilft mir mental sehr, denn ich komme zu mir. Jeder hat regelmäßig Zeit für sich.

7. Solange der Familien- und Berufsalltag läuft wie geplant ist alles gut. Doch was passiert, wenn ein unvorhergesehenes Ereignis eintritt (Krankheitsfall etc.). Gibt es dafür bei Euch immer einen Plan B?

Dann besprechen wir, wer bei den Kindern sein kann. Ich kann relativ gut auch von zu Haue arbeiten und mir meine Arbeit flexibel einteilen. Mein Arbeitgeber ist da zum Glück sehr verständnisvoll. Wenn es mal eng wird mit Abgabeterminen arbeite ich abends auch schon mal länger. Und ich kann zum Glück gut von unterwegs arbeiten und kann Dienstreisen sehr gut zum Schreiben nutzen.

8. Was würdest Du sagen ist aktuell die größte Herausforderung in Sachen Vereinbarkeit von Familie, Job und Eltern?

Meine größte Herausforderung ist definitiv, mir Zeit für mich zu nehmen, ohne schreiben, recherchieren, bloggen, posten.

9. Womit hast Du so gar nicht gerechnet bevor Du Mutter geworden bist?

Dass man so eine große Verantwortung trägt – und die ein Leben lang.

10. Wenn Du Dir etwas wünschen könntest, was müsste sich ändern, um das Miteinander aus Familien- und Berufsalltag noch besser hinzubekommen?

Bewusste Mini-Auszeiten im Alltag fest einplanen und nehmen, um immer wieder Kraft zu tanken, für meine Kinder aber natürlich auch für meine Mama.

 

Peggy’s Blog ist übrigens nominiert für den „Goldenen Blogger 2019“. Wenn Du Sie unterstützen möchtest, dann lass gerne Deine Stimme da und mach Ihren Blog „Alzheimer und wir“ damit noch bekannter, um die Wahrnehmung für dieses wichtige Thema zu erhöhen und den Austausch unter Betroffenen zu erleichtern.

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