Work & Family Interview Serie

Sebastian: Wie sieht bei Euch Vereinbarkeit von Kindern und Beruf aus?

 

(Werbung // unbeauftragt)

Sebastian von der_kleine_papa ist diesmal zu Gast und wir sprechen wie immer in der Work & Family Interviewserie über die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf. Offen und ehrlich erzählt Sebastian wie sehr sich sein Leben und das seines Mannes durch das „Eltern werden“ verändert hat und das in dem Gefüge „Familie – Beruf“ immer auf der Strecke bleibt. Was ihn sonst noch alles bewegt und welche Rahmenbedingungen das Miteinander von Familie und Beruf erleichtern könnten, das erfährst Du in den folgenden Zeilen.

1. Erzähl doch mal, wer und wie viele seid Ihr in Eurer Familie?

Wir sind mittlerweile zu sechst: Mein Mann Stephan, unsere Zwillingstöchter Emma und Lotta, unser Hund Watzmann, unsere Katze Lieselotte, der neueste Familienzuwachs und ich, Sebastian.

2. Wie sah Eure berufliche Situation aus bevor Ihr Eure Kinder hattet? Was hat sich seitdem verändert?

Bevor unsere Töchter zu uns gekommen sind, lag der Fokus sehr deutlich auf der beruflichen Verwirklichung und Karriere. Wir haben beide die meiste Zeit der Woche im Büro verbracht. Kinder waren für uns zunächst als schwules Paar erst einmal überhaupt kein realistisches Thema.

Ich wollte es früher ja nie wahrhaben, wenn andere erzählten, dass sich „alles verändere“, wenn man Eltern wird. Allerdings hat sich der Mindset doch erheblich verändert, seitdem wir Papas sind. Während für mich zuvor mein Beruf einen außerordentlich wichtigen Stellenwert einnahmen, hat sich das nun doch erheblich verändert. Jedenfalls ist das Wertegefüge nun sicherlich ein anderes. Ich empfinde das als eine echte Weiterentwicklung und uneingeschränkte Bereicherung.

Selbstverständlich ist der Tagesablauf mittlerweile ein ganz anderer. Immerhin sind noch zwei weitere Menschen mit dabei, die es zu versorgen gilt. Unsere Tage und Wochen sind viel vollgepackter als vorher. Ich empfinde das als eine echte Herausforderung und scheitere regelmäßig. Das war vor den Kindern doch wirklich alles Easygoing – habe ich damals natürlich nie so gesehen.

3. Wie organisiert Ihr unter normalen Umständen Euer Vereinbarkeitsmodell? Wie teilt ihr Euch Arbeitszeiten, Aufgaben und Verantwortlichkeiten auf?

Unser Credo ist: „Muss halt irgendwie gehen.“ Und das tut es in den allermeisten Fällen auch. Jeder macht das, was er am besten kann oder wie er es am besten in den Alltag zum Wohle der Familie einbauen kann. Wir arbeiten beide in Vollzeit. Ich kümmere mich morgens grundsätzlich um die Kinder und bringe sie in die Kita. Dann arbeitet Stephan schon, holt sie später ab und verbringt schließlich den Nachmittag mit ihnen. Unser Ziel ist es, dass wir zumindest abends gemeinsam am Tisch sitzen und jeder von seinem Tag berichtet.

Seit dem coronabedingten Lockdown arbeite ich ausschließlich von zuhause aus. Das empfinde ich als absoluten Gewinn, weil ich seitdem viel mehr Zeit mit den Kindern habe und intensiver an ihrem Alltag beteiligt bin. Außerdem konnte ich Stephan so entlasten. Das führte insgesamt zu einem gewissen „Rollentausch“, der mir aber wirklich guttat.

4. Durch Corona fehlt das „Dorf“, in Form von Schule, Kindergarten oder Großeltern, das es normalerweise braucht, um Kinder groß zu ziehen. Wie habt Ihr Euch in den letzten 3 Monaten organisiert?

Da Stephan im Gesundheitssektor arbeitet, war er durch Corona außerordentlich eingespannt. Für mich war sofort sonnenklar, dass ich von Beginn der Corona-Maßnahmen im Homeoffice arbeite und mich um die Kinder kümmere. All das, was ich trotz „Yakari“ & Co. Tagsüber nicht fertigstellen konnte, musste ich dann abends erledigen. Wenn Stephan nach Hause kam, hat er sich den Kindern gewidmet. Das waren sehr volle und zugleich sehr erkenntnisreiche Tage.

5. Bleibt in Eurem Familienmodell Zeit für Eure persönlichen Bedürfnisse als Eltern? Und wenn ja, wann?

Erst kürzlich haben wir uns nochmals gegenseitig ermahnt, künftig auch mal wieder mehr zu zweit zu machen. Das blieb insbesondere in den letzten Monaten schlicht auf der Strecke. Zeit für persönliche Bedürfnisse ist knapp. Zu einem achtsamen Familienmodell gehört es natürlich, sich Zeit für diese Bedürfnisse zu nehmen. Manchmal schaffe ich es, mir morgens ein paar Minuten zu nehmen. Da ist aber definitiv noch Luft nach oben.

6. Was würdest Du sagen ist für Euch die größte Herausforderung bei der Vereinbarkeit von Kindern und Beruf?

Mal Fünfe gerade sein lassen. Ich bin mittlerweile überzeugt, dass irgendetwas in dem Gefüge „Familie – Beruf“ immer auf der Strecke bleibt. Das hinzunehmen, ist für mich die größte Herausforderung.

7. Womit hast Du so gar nicht gerechnet bevor Du Vater geworden bist?

Dass das so sauanstrengend ist und zugleich (meistens) doch so schön, dass ich die allermeisten Momente am liebsten für immer konservieren möchte.

8. Wenn Du einen Wunsch frei hättest, was müsste sich ändern, um die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf noch besser hinzubekommen?

Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, empfinde ich die Kinderbetreuung in unserem Land als eine echte Zumutung für engagierte Eltern, für die ihr Beruf einen ebenso wichtigen Stellenwert hat. Es wurde jahrelang ignoriert, dass es für gleichberechtigte Eltern einfach unerlässlich ist, dass sie ihre Kinder gut behütet wissen und die Betreuungsmöglichkeiten zudem auch (zeitlich) flexibel in Anspruch nehmen können. Ich bin überzeugt, dass eine gewisse Geringschätzung gegenüber dem Thema Kinderbetreuung zu diesem desolaten Zustand geführt hat. Die Betreuung von Kindern ist von elementarer Bedeutung, um Eltern zu entlasten und bei ihrer anspruchsvollen Aufgabe zu unterstützen, verantwortungsvolle Menschen großzuziehen. Bessere Betreuungsmöglichkeiten würden hier sicherlich zu mehr Entspannung beitragen.

 


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Photocredit: Sebastian

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