Work & Family Interview Serie

Momunity: Wie lebt Ihr Vereinbarkeit aus Familie und Start-Up Phase?

 

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Charlotte und Julia, die beiden Gründerinnen von momunity – einer App, über die sich Mütter mit Gleichgesinnten in nächster Umgebung vernetzen können –  plaudern heute ein wenig aus dem Nähkästchen. Sie erzählen aus ihrem Alltag zwischen Kind und Start-Up-Business, schlechtem Gewissen und Perfektionsanspruch und wie sie die Vereinbarkeit aus Familie und Beruf leben.

Wie war Eure berufliche Situation bevor Ihr Kinder bekommen habt?

Charlotte:  Ich war als Senior Marketing Communications Manager in zwei Berliner Agenturen in Festanstellung tätig. Nach der Geburt meiner ersten Tochter habe ich mich in diesem Bereich dann selbstständig gemacht. Das hat für mich eigentlich gut funktioniert.

Julia:  Ich arbeitete als Showredakteurin für verschiedene TV-Formate und habe meine Arbeit in Vollzeit echt geliebt.

Ihr seid gerade dabei mit Momunity ein neues Produkt am Markt zu etablieren, was sicherlich sehr zeitintensiv ist. Wie organisiert Ihr aktuell Euren Alltag und lebt die Vereinbarkeit aus Familie und Beruf?

Charlotte:  Ja absolut, der Aufbau des gesamten Business nimmt sehr viel Zeit und Kraft in Anspruch. Glücklicherweise hatten wir bislang noch die Möglichkeiten uns den Arbeitsalltag selber einzuteilen und sind damit in den meisten Fällen im Hinblick auf die verschiedenen Bedürfnisse relativ flexibel. Dafür arbeiten wir dann eben auch zu den komischsten Zeiten und immer und von überall. (lacht) Momentan hole ich die Kids noch täglich vom Kindergarten ab und verbringe den Nachmittag mit ihnen. Falls notwendig, springen ab und zu auch mal Freunde ein oder ich gebe die Kids für ein paar wenige Stunden zu meinen Schwiegereltern. Zukünftig wird sich das aber auch ändern und wir werden auf weitere Betreuungsmöglichkeiten zurückgreifen müssen, um das alles so wuppen zu können.

Julia:  Im Grunde ist eben alles eine Frage der Organisation und des Supports von außen. Wir haben einfach das Glück, dass unsere Familien uns sehr unterstützen und wir somit trotz Kinderalltag in der Regel sehr flexibel sein können.

Gibt es zwischendurch auch mal sowas wie ein schlechtes Gewissen, weil entweder der eine oder der andere Lebensbereich hinten anstehen muss? Und wenn ja, wie geht Ihr damit um? 

Charlotte:  Absolut. In der Regel holt mich dieses schlechte Gewissen sogar täglich ein. Vor allem dann, wenn ich wieder in Gedanken an das Business versinke, mal eben zwischendurch eine wichtige E-Mail verschicken will oder einen Anruf bekomme, obwohl meine Zeit den Kindern gelten sollte. Oftmals sind das Problem dann auch gar nicht die konkreten Aufgaben, sondern meine mentale Abwesenheit. Darunter leide ich tatsächlich am meisten. Den optimalen Umgang damit muss ich für mich auch noch finden. Es ist einfach ein ständiger Spagat – auch zwischen der Business- und Mutterrolle. Denn arbeiten, als ob man keine Kinder hätte, aber für die Kinder da sein, als ob man nie arbeiten müsste – das funktioniert einfach nicht. Man fühlt sich sehr oft unzulänglich und hat das Gefühl keinem wirklich gerecht zu werden. Ich glaube aber schon, dass sich Karriere und Kids nicht zwingend gegenseitig ausschließen, aber in jedem Fall lässt man Federn.

Julia:  Als Mutter muss man immer priorisieren, denn im Zweifel geht es um einen Menschen – dein Kind. Das hat so viel Gewichtung und es ist utopisch zu glauben, dass man neben den Kids immer noch alles perfekt hinbekommt. Da stehen manche Lebensbereiche natürlicherweise auch mal hinten an. Man wünscht sich zwar oft, dass alles ein wenig schneller geht, aber gerade als Mama lernt man ja geduldig zu werden und daher habe ich auch kein schlechtes Gewissen, da ich weiß, dass alles gut ist.

Solange der Tag verläuft wie geplant ist alles in Ordnung. Doch was ist, wenn unvorhergesehene Ereignisse im Job- oder Familienleben die ganze Organisation zunichte machen. Habt Ihr dafür einen Plan B?

Charlotte:  Mein Plan B sind meine Mamafreunde in der Nachbarschaft und meine Schwiegereltern, die glücklicherweise in der Stadt wohnen. In der Regel finde ich immer jemanden, der mir helfen kann. Ich mach mich da aber auch locker. Es kommt daher auch ab und zu mal vor, dass ich zu geschäftlichen Terminen eine meiner Töchter mitbringe. In unserem Business Case ist das zum Glück aber einfach auch authentisch und stößt daher vielleicht auf mehr Verständnis, wenn ich mit Anhang auftauche (lacht). Aber im Ernst, ich glaube, da sollten wir Mütter viel selbstbewusster und bestimmter werden. Kinder gehören einfach dazu. Wenn man keine andere Möglichkeit findet, dann sind sie einfach mal mit dabei.

Julia:  Ja, so sehe ich das auch. Ich denke, wenn man Mama ist, lernt man flexibler zu sein und manchmal muss man Situationen einfach auch hinnehmen und umdisponieren. Das klappt aber in der Regel erstaunlich gut.Tatsächlich gab es mal einen Fall, dass ich kurzfristig zu einem wichtigen Termin musste und einen spontanen Plan B brauchte. Ich hatte dann bei uns in der App angefragt, wo ich mein Kind für zwei Stunden betreuen lassen kann und es gab innerhalb von 15 Minuten mehrere Antworten und Optionen.

Was oder wer ist für Euch der größte Support in Work&Family-Fragen? 

Julia: Der größte Support sind für uns ganz eindeutig unsere Mutterfreunde und Gleichgesinnte. Sie können unsere Situationen einfach am besten nachvollziehen und einschätzen und damit die wertvollsten Tipps geben.

Gibt es eine Anregung, die Ihr berufstätigen Eltern für ihren Alltag noch mit auf den Weg geben möchtet?

Charlotte: Seid selbstbewusster und habt Mut zur Lücke! Ich denke, die meisten von uns Frauen kämpfen noch immer mit dem Selbstwertgefühl. Wir fühlen uns oftmals unzulänglich, obwohl das Muttersein an sich schon eine solch großartige Leistung ist. Das sollten wir auch ruhig mal raushängen lassen und stolz darauf sein, was wir alles so wuppen. Leider tun wir in den meisten Fällen genau das Gegenteil, indem wir uns auch noch dafür entschuldigen, dass wir nebenbei noch die Kinder zu intelligenten Menschen erziehen und den Haushalt schmeißen. Ja, wir Frauen neigen eben zum Perfektionismus. Und Mütter umso mehr, denn sie wollen sich und der Umwelt beweisen, dass sie es noch „drauf“ haben. Es reicht aber in der Regel, wenn wir „nur“ 100 % geben und damit auch mal Sachen liegen lassen. Eben so, wie es unsere männlichen Kollegen auch tun (lacht). Trotz allem schafft man das alles natürlich nicht ohne fremde Unterstützung.

Deswegen unser Tipp: Holt euch Support, der euch auch mal spontan unter die Arme greifen kann. Ob Partner, Familie oder eben Mamafreunde – baut euch ein funktionierendes Netzwerk auf. Eben das „Dorf“, was man eben braucht, um ein Kind großzuziehen.

 

Photocredit I momunity

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