Familienleben

Pubertät beginnt, was nun?

Sobald die Pubertät beginnt, haben viele Eltern das Gefühl, dass das eigene Kind ihnen entgleitet.
Eltern sind meist peinlich und Konflikte entstehen.

Die Pubertät ist ein besonderer Zustand, denn bei den Teenagern ändert sich vieles noch einmal ganz grundlegend: der Körper, der Geist und auch das Bindungsverhalten. Mutter und Vater werden für die Jugendlichen zu ganz „normalen“ Menschen auch mit ihren Schwächen. Die bisherige Autorität der Eltern gerät ins Wanken und Konflikte entstehen. Die Kids fangen an, viele Themen mit Freunden oder sich selber auszumachen und sich immer weniger den Eltern anzuvertrauen. Sie entwickeln eine eigene Identität.
Dieses Verhalten kann bei Eltern einen Liebes- und Kontrollverlust hervorrufen. Die Aufgabe ist es nun, damit so souverän wie möglich umzugehen und es nicht als Liebes- oder Kontrollentzug anzusehen. Wenn das gelingt, dann entsteht zwischen der bisherigen Eltern-Kind-Beziehung eine Beziehung zwischen Erwachsenen.

Was tun bei ständigen Stimmungsschwankungen?

In der Pubertät erleben Jugendliche einen enormen Wachstumsschub. Im Hirn erfolgt ein massiver Umbau und die Hormonausschüttung erweckt die Sexualität. In dieser Lebensphase kommt es daher zu massiven Stimmungsschwankungen, die auch durch äußere Einflüsse begründet sein können. Liebeskummer, Streit mit den Freunden oder optische Veränderungen sind nur einige davon.

Wichtig ist es, sich bewusst zu machen, welche tiefgreifenden Veränderungen gerade im eigenen Kind vor sich gehen und dieser Phase mit Gelassenheit, Einfühlungsvermögen und Humor zu begegnen.
Offene Fragen wie z.B. „Was war denn heute los?“ oder „Was hat dich denn so sauer gemacht?“ können die Teenager aus der Reserve locken. Auch aktives Zuhören führt dazu, dass Eltern den Zugang nicht verlieren.

Welche Rolle kann ich nun für mein Kind einnehmen?

Das, was die die Freunde sagen zählt nun meist mehr als die Worte der Eltern. Die Orientierung verändert sich, weg von Eltern hin zur Clique. Es werden starke Bindungen und Vertrauensverhältnisse aufgebaut, die auch Enttäuschungen nach sich ziehen.

Die Aufgabe der Eltern ist es in dieser sensiblen Phase, einen vertrauten Rückzugsort zu bieten. Einen Ort an dem der Jugendliche weiß, dass er immer willkommen ist, Auftanken und über seine Probleme reden kann.

Was tun, wenn der Umgang des Kindes nicht so ist, wie gewünscht?

Leider können Sie sich als Eltern nicht den perfekten Freundeskreis Ihres Kindes backen. Daher ist es auch nicht zielführend, den Umgang des Kindes ständig mit negativen Äußerungen zu kommentieren. Im schlechtesten Fall vergrößert das die Kluft zwischen Ihnen und Ihrem Zögling.

Denn sollte eine Freundschaft – aus welchen Gründen auch immer – auseinander gehen, brauchen die Teenager den Rückhalt der Eltern. Kommentare wie „Habe Dir ja gleich gesagt, dass man sich auf xy nicht verlassen kann“, sind daher eher kontraproduktiv und sollten vermieden werden.

Wenn Sie Sorgen vor möglichen Gefahren haben, können Sie diese nicht pauschal, sondern anhand konkreter Beispiele äußern. Und dann ein Stück weit darauf vertrauen, dass sich Ihr Kind diese Äußerungen für sich abwägen wird. Denn das, was Sie als Eltern Ihrem Kind an Werten mitgegeben haben, hat nach wie vor eine Bedeutung, auch wenn es zwischenzeitlich einen anderen Anschein haben kann.

Wichtig ist, dass Sie sich in dieser Phase auch die notwendige Zeit für Ihr Kind nehmen. Aufgrund von Berufstätigkeit ist das teilweise nicht immer realisierbar. Daher sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind nach Möglichkeit ein familiäres Netzwerk eingebunden ist oder in einem Verein aktiv ist, wo andere erwachsende Vorbilder zur Orientierung zu finden sind.

Probleme mit der ersten großen Liebe

Mit der ersten Beziehung Ihres Kindes wird Ihnen womöglich bewusst, Ihr Kind zu „verlieren“. Die gemeinsame Zeit und die Kindheit neigen sich nun langsam Ihrem Ende und das ist auch mit einem Abschied verbunden.
Väter haben eventuell ein Thema, die Tochter an einen „dahergelaufenen“ jungen Mann zu verlieren und Müttern kann es bei der Freundin des Sohnes schwer fallen zu akzeptieren, dass die mütterliche Fürsorge nun überflüssig ist.

Dieses Loslassen ist ein Prozess, denn alle Parteien durchleben und verarbeiten müssen. Das braucht Zeit und gegenseitiges Verständnis. Daher ist es wichtig, darüber zu sprechen und sich als verständnisvolle und kompromissbereite Gesprächspartner zu zeigen.

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