Familienleben

Rituale stärken das Familienleben

Termine, Zeitdruck, Hektik. Unser Alltag ist bestimmt durch diese Begriffe und das heute mehr denn je. Auch Kinder bekommen das immer häufiger zu spüren. Sie müssen funktionieren. Sich beeilen. In vorgegebene Zeitpläne passen.

Oftmals führt das zu Streit und Missstimmung in den Familien. Manchmal schon gleich am Morgen, wenn sich alle zur selben Zeit im Bad fertigmachen, die Pausenbrote geschmiert werden müssen, das Frühstück noch schnell gegessen werden muss, bevor dann jeder ins Büro, die Schule oder den Kindergarten geht.

Um solchen Abläufen etwas die Hektik zu nehmen, können Rituale sinnvoll sein. Sie sorgen für Entspannung. Warum und was Rituale sonst noch wunderbares mit sich bringen, darauf möchte ich im Folgenden gerne eingehen.

Ritual scheinen in unserer heutigen schnelllebigen Zeit aus der Mode gekommen zu sein. Dabei begleiten sie die Menschheit schon seit vielen Jahrtausenden und haben ihre Daseinsberechtigung.

Auch wenn viele Rituale mittlerweile größtenteils dem Konsum unterworfen sind, so strukturieren sie jedes Jahr wieder unseren Jahresverlauf und sind somit ein wichtiger Teil unserer Kultur. Zu Ostern werden die Eier gefärbt, im Sommer feiern wir die Sonnenwende, im Herbst steht das Erntedankfest an und im Winter freuen wir uns auf Weihnachten und die besinnliche Adventszeit.

Rituale haben viele Vorteile 

Rituale geben Struktur und Richtung. Zudem schaffen sie Zusammenhalt. Deswegen können sie gerade für Kinder eine wertvolle und hilfreiche Stütze im Alltag sein. In der Krippe, im Kindergarten und in Schule werden sie deswegen auch intensiv eingesetzt: Ein Handschlag bei der Begrüßung. Der gemeinsame Morgenkreis. Der Tischspruch beim Mittagessen. Immer wiederkehrende Lieder.

Unter einem Ritual ist also ein fester Ablauf, der einem bestimmten Schema unterliegt und regelmäßig stattfindet. Durch diese regelmäßigen Wiederholungen wird das Ritual nach einiger Zeit zur Gewohnheit und automatisch durchgeführt. Gerade Kinder fordern lieb gewonnene Rituale daher oft von ganz alleine ein.

Rituale helfen Kindern und Jugendlichen, ihren Tag zu strukturieren und sich zu orientieren. Grund dafür ist unter anderem die Hirnentwicklung von Kindern. Denn für Kinder bekommen Tätigkeiten oder Sachen erst eine Bedeutung, wenn sie im Alltag auch häufig vorkommen. Einige Studien zeigen sogar, dass sich durch Rituale die Konzentrationsfähigkeit verbessert und das Lernen erleichtert wird.

Auch das Familienleben kann durch solche Gewohnheiten gestärkt werden. Denn sie schaffen ein „Wir-Gefühl“ und setzen spielerisch einen Rahmen. Es gibt unzählig viele Formen von Ritualen und jede Familie entwickelt die, die zu ihr und ihren jeweiligen Bedürfnissen passen.

Für all die, sich dazu noch inspiriert werden wollen, hier einige Anregungen.

Rituale beim Anziehen

Das Haus zu verlassen kann zum Thema werden. Gerade wenn es um das leidige Thema „Anziehen“ geht. Um gerade kleinere Kinder dazu zu motivieren, sich anzuziehen kann dieser Reim als Ritual dienen.

„Nun wollen wir nach draußen gehen

und von der Welt etwas zu sehen. 

Drum in den einen Schuh geschlüpft,

 dann in den anderen reingehüpft.

Jetzt ist die Jacke an der Reih‘,

durch beide Ärmel, 1 und 2.

Die Mütze, die ist auch noch da.

Und jetzt geht’s raus. Hurra!“

Rituale beim Essen

Gemeinsame Mahlzeiten sind sehr wichtig für das Miteinander in der Familie. Durch das gemeinsame Tisch decken lernen Kinder, wie wertvoll es ist, einen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten und kommen in ihre Selbstwirksamkeit. Die Zeit zusammen am Tisch kann genutzt werden, um sich über das auszutauschen, was den ganzen Tag über passiert ist. In der Schule, im Kindergarten, bei Freunden. Kinder fühlen sich in solchen Situationen gesehen. Erleben durch das Interesse der Eltern Geborgenheit und Halt.

Rituale fürs Zubettgehen

Wenn ihr Kind den allabendlichen Ablauf kennt, helfen sie ihm damit, leichter zur Ruhe zu kommen und in den Schlaf zu finden. Daher hat es sich als positiv erwiesen, eine Routine mit festen Schritten zu etablieren, die das Kind vor dem ins Bett gehen durchläuft. Das kann ein ruhiges Spiel sein, eine gemeinsamer Bodyscan, eine Milchflasche, die noch gemütlich im Arm der Eltern getrunken wird. Eine Gute-Nacht-Geschichte, ein Lied, das gemeinsam gesungen wird oder ein Austausch über das am Tag Erlebte.

Wochenendrituale

Am Wochenende ist Zeit. Zeit für die Dinge, die unter der Woche möglicherweise zu kurz kommen. Daher sind Samstag und Sonntag die idealen Tage, um morgens ausgiebig zu kuscheln bevor mit einem ausgiebigen Frühstück in den Tag gestartet wird. Auch gemeinsame Ausflüge können Highlights sein. Dabei muss es nicht immer der teure Funpark sein. Eine gemeinsame Fahrradtour oder eine Wanderung sind ebenso schön und lassen auch mehr Raum für gemeinsame Gespräche.

Rituale bei den Hausaufgaben

Um die Hausaufgaben nicht nur als lästige Pflicht anzusehen, kann es ein Ritual sein, vor Beginn der Hausaufgaben ein kurzes Bewegungsspiel zu machen. Eine Runde durchs Wohnzimmer zu tanzen oder einen kleinen gemeinsamen Spaziergang zu machen. Dadurch wird auch das Gehirn gleich in den notwendigen Arbeitsmodus gebracht und der Schulstoff  lässt sich leichter aufnehmen.

Ein Ritual muss also nichts Außergewöhnliches sein, dass mit großer Vorbereitung verbunden ist. Es sind vor allem die kleinen, immer wiederkehrenden Dinge, die den gemeinsamen Alltag strukturieren und vereinfachen.

Rituale den Bedürfnissen anpassen 

Auch Wiederholung und Wiedererkennung Rituale ausmachen, so sollten sie sich den jeweiligen Gegebenheiten anpassen. Denn über die Zeit verändern sich Familien damit auch die Rituale. Ein Teenager wird wahrscheinlich nur noch wenig Wert auf eine Gute-Nacht-Geschichte legen. Dafür sind eine Tasse Kaffee die zusammen zu einer festen Zeit am Nachmittag getrunken wird oder ein gemeinsames Abendessen sicher auch für Jugendliche ein wertvoller Fixpunkt im Alltag.

Entscheidend ist, dass solche Gewohnheiten allen Freude machen und nicht zum Zwang werden, sondern das Zusammengehörigkeitsgefühl und Vertrauen stärken.

 

Blogcast „Work & Family“ – Thema: Rituale stärken das Familienleben

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